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Warum so viele Balkaner Fans von der FPÖ sind

Ein Kernthema der Freiheitlichen ist die rigide Asylpolitik. Da überrascht es, dass ehemalige Flüchtlinge die FPÖ so stark unterstützen.

Heute Redaktion
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Dass die FPÖ seit Jahren eine Nähe zur Balkan-Community sucht, ist kein Geheimnis. Im Gegenteil: Die Partei der Freiheitlichen sympathisierte offen mit der größten Migrantengruppe Österreichs. Vor allem mit den Serben.

Der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache betonte öfters: "Ja, ich bin ein Freund der Serben". Häufig trug er eine sogenannte Brojanica am Handgelenk. Als Verschluss diente ein serbisch-orthodoxes Kreuz. Zudem suchte er gezielt den Kontakt zu den Serben, indem er bestimmte Lokale besuchte, die vor allem in der "Jugo-Community" beliebt sind.

Ein weiterer "Serben-Freund" – der mittlerweile aber nicht mehr in der FPÖ ist, ist Johann Gudenus. Der einstige Vize-Bürgermeister von Wien heiratete seine Tajana 2017 in Banja Luka, in Bosnien. Sie selbst ist eine Serbin. Die Feier lief traditionell orthodox ab. Im selben Jahr, kurz nach der Nationalratswahl, feierte Gudenus mit einem umstrittenen Ex-Politiker aus Serbien in Wien.

Die Mühe zahlt sich aus. Große Teile der Balkan-Community machen seit längerem ihr Kreuz neben der FPÖ. "Bizarr", möchten einige meinen. Denn gerade 1992, als der Flüchtlingsstrom aus dem ehemaligen Jugoslawien startete, setzten sich die Freiheitlichen unter Jörg Haider entschlossen gegen die Zuwanderung ein. Sogar ein Volksbegehren unter dem Namen "Österreich zuerst" wurde initiiert. Die Kernaussage: "Österreich ist kein Einwanderungsland".

Nach nunmehr Jahrzehnten scheint alles vergeben und vergessen. Vor allem deshalb, weil sich die Blauen – allen voran die Parteispitze – an die Community schmiegt. Die Botschaft, die man bei den Zusammentreffen verbreitet, lautet: Wir müssen gemeinsam gegen die "Bedrohung" aus den muslimischen Ländern kämpfen. Damit riskiert man klarerweise die Stimmen der Bosniaken, die allerdings machen im Vergleich zu den Serben und Kroaten einen schwindend geringen Anteil der Wählerschaft aus.

Auch innerhalb der Partei zeigt man den Balkanern, dass sie zur FPÖ gehören. So ist Konstantin Dobrilovic ein enger Vertrauter von Heinz-Christian Strache. Er war bis vor kurzem auch zuständig für die auswärtigen Angelegenheiten des geschäftsführenden Klubobmanns Gudenus und Berater des Vizekanzlers für den Balkan. In der SPÖ beispielsweise ist die Balkan-Community eher in der zweiten Reihe. Besonders der Bosnier Ahmed Husagic sticht hier hervor. Bei der letzten Nationalratswahl erreichte er hinter Kern und Doskozil die meisten Vorzugsstimmen. Ins Parlament durfte er dennoch nicht.

Aus diesen Gründen nützt bei FPÖ-Balkanern das Argument "die sind gegen Ausländer" nichts mehr. Dem wird nämlich immer entgegnet: "Uns meinen die aber nicht". Denn die Freiheitlichen verpassen es nicht, die Balkan-Community in puncto Integration zu loben. Auch deshalb fühlt man sich wohl ein wenig als "Musterschüler" der Nation und möchte nicht, dass einem andere Zuwanderer diesen Rang abschlagen.

Ob man aber nun weiterhin zur FPÖ steht, das wird sich demnächst zeigen. Denn in den "Ibiza-Videos" zieht Heinz-Christian Strache auch ordentlich über Serbien und Kroatien her ("heute.at" berichtete).

Am Balkan kamen die Äußerungen nicht sonderlich gut an. Kroatiens Außenministerin Marija Pejcinovic Buric wollte erst gar nicht reagieren. In der Bevölkerung fühlt man sich im Nationalstolz gekränkt. Auf den sozialen Medien wird über den ehemaligen FPÖ-Chef hergezogen. Da auch mit Gudenus der zweite große Balkan-Freund abdanken musste, werden sich die Freiheitlichen nun etwas überlegen müssen, um die Community zu halten.

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(red)