Wirtschaft

Job verloren: Wen die Coronakrise besonders hart trifft

In der Coronakrise haben viele ihren Job verloren. Eine Studie zeigt, warum eine Anhebung des Arbeitslosengeldes jetzt unumgänglich sein sollte.

Jochen Dobnik
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Derzeit sind <a href="https://www.heute.at/s/regierung-kuendigt-ende-der-kurzarbeit-an-100139599">356.216 Österreicher beim AMS arbeitslos</a> gemeldet, 77.380 befinden sich in Schulungen.
Derzeit sind 356.216 Österreicher beim AMS arbeitslos gemeldet, 77.380 befinden sich in Schulungen.
(Bild: picturedesk.com/APA)

Derzeit sind 356.216 Österreicher beim AMS arbeitslos gemeldet, 77.380 befinden sich in Schulungen. Anlässlich des Tags der Arbeitslosen am kommenden Freitag hat das Momentum Institut die AMS-Statistik genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Arbeitslosigkeit ist nicht mehr so stark nur ein Phänomen, das Menschen mit geringem Einkommen betrifft. Auch eine Erhöhung des Arbeitslosengelds ist aus vielerlei Hinsicht wichtig.

Arbeitslosengeld oft unter Existenzminimum

Die Hälfte der Arbeitslosen im Jahr 2020 verdiente vor ihrer Arbeitslosigkeit weniger als 1.975 Euro pro Monat brutto. Im Vergleich: Die Hälfte aller unselbständig Erwerbstätigen verdiente 2019 weniger als 2.165 Euro pro Monat. "Hier zeigt sich, dass relativ zu vor der Corona-Krise auch viele Normal- und Besserverdienende arbeitslos wurden. Arbeitslosigkeit ist verstärkt in der Mitte der Gesellschaft angekommen", analysiert Mattias Muckenhuber vom Momentum Institut.

Die Arbeitslosenleistungen des AMS, die die Arbeitslosen im Jahr 2020 bekommen haben, sind aber immer noch sehr niedrig.

So bekommt die Hälfte der Arbeitslosen nur 978 Euro netto pro Monat (12 Mal im Jahr), nur ein Zehntel bekommt über 1.325 Euro netto pro Monat. Im Gegensatz dazu betrug das mittlere Nettogehalt der unselbständigen Beschäftigten im Jahr 2019 1.880 Euro netto pro Monat (12 Mal im Jahr, Sonderzahlungen eingerechnet).

"Für viele Arbeitslose bedeutet der Verlust des Arbeitsplatzes beinahe eine Halbierung ihres Gehalts, mehr als die Hälfte der Arbeitslosen muss mit unter 1.000 Euro netto pro Monat auskommen", so der Ökonom der Denkfabrik. Das Arbeitslosengeld liegt dabei oft am oder unter dem Existenzminimum.

Kein Geld zum Ausgeben vorhanden

Eine Erhöhung des Arbeitslosengelds sei einerseits aus Sicht der Betroffenen wichtig, damit die Einkommenseinbußen nicht so stark ausfallen, andererseits spreche auch volkswirtschaftlich viel dafür. "Gerade in einer Krise führt der Einkommensverlust vieler Arbeitsloser zu einer geringeren Nachfrage und zu einer schwächeren und langsameren Erholung der Wirtschaft", so Muckenhuber. Sprich: Mehr Geld vom AMS für den Einzelnen bringt uns alle schneller aus der Krise.

Auch den Ergebnissen einer Volkshilfe-Umfrage zufolge sprechen sich fast zwei Drittel der Österreicher für ein höheres Arbeitslosengeld aus ("Heute" hat berichtet)

Arbeitslose stolpern über Gender Gap

"Ein Unterschied in der Höhe der Arbeitslosenleistung zeigt sich nicht nur zwischen Männern und Frauen, wobei letztere im Mittel über 100 Euro netto pro Monat weniger bekommen", so der Ökonom. "Auch Notstandshilfebezieher bekommen – trotz Anhebung der Notstandshilfe auf das Niveau des Arbeitslosengelds – weniger als Arbeitslosengeldbezieher. Das deutet darauf hin, dass Besserverdienende eher kürzer arbeitslos sind."

Betrachtet man die Arbeitslosenleistungen nach Branche zeigt sich: In allen Branchen bis auf Erziehung/Unterricht gibt es einen Gender Gap. Muckenhuber: "Die Ursachen liegen jedoch schon in der Einkommenslücke am Arbeitsmarkt. Die höhere Teilzeitquote der Frauen sowie deren geringere Entlohnung sorgt nicht nur während der Erwerbstätigkeit, sondern auch im Falle von Arbeitslosigkeit für ein geringeres Einkommen.“

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