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Warum werden Wale eigentlich nicht noch größer?

Heute Redaktion
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Blauwale sind die größten Tiere auf unserem Planeten. Doch auch bei ihnen ist irgendwann Schluss mit dem Wachstum. Warum das so ist, haben Forscher jetzt herausgefunden.

Bis zu 33 Meter lang und fast 200 Tonnen schwer – diese enormen Maße machen den Blauwal (Balaenoptera musculus) zum schwersten bekannten Tier der Erdgeschichte. Ein einzelnes Exemplar kann so viel Gewicht wie 33 ausgewachsene Afrikanische Elefantbullen auf die Waage bringen.

Doch was hindert Blauwale eigentlich daran noch größer zu werden? Ein internationales Wissenschaftler-Team um den Biologen Jeremy Goldbogen von der Universität Stanford hat sich nun mit genau dieser Frage beschäftigt und im Fachmagazin "Science" eine erstaunliche Antwort veröffentlicht. Es sind nicht Fressfeinde, oder ein altersbedingter Tod, die die Körpermaße der Blauwale in den uns bekannten Dimensionen halten. Vielmehr sind es mikroskopisch kleine Partikel im Wasser.

Du bist, was du isst

Denn wie die Forscher festgestellt haben, korreliert die Größe der verschiedenen Walarten direkt mit ihrer Ernährungsweise und dem verfügbaren Nahrungsangebot. Klingt logisch und banal, doch die Ergebnisse machen deutlich, welche Auswirkungen Klimawandel und Umweltverschmutzung auch auf die Giganten der Meere haben können.

Als Daumenregel gilt, dass die Körpergröße davon abhängt, wie effizient eine Tierart Energie durch Fressen aufnehmen kann. Üblicherweise jagen größere Tiere auch große Tiere als Beute, kleine Tier noch kleinere. Bei Bartenwalen, dazu gehört auch der Blauwal, ist jedoch alles anders. Sie ernähren sich von winzigstem Plankton, das sie aus dem Wasser filtern.

Mittels Sensoren an 300 Exemplaren der Meeresriesen hat das Forscherteam nun herausfinden können, wieso sich die größten Tiere dieses Planeten auf diese ungewöhnliche Weise ernähren.

Jagd weniger effizient

Insgesamt 10.000 Mal wurden die Wale im Atlantik bei der Nahrungsaufnahme beobachtet und die Ergebnisse mit Messungen des Futterangebots vor Ort verglichen. Dadurch konnten die Wissenschaftler die Energieeffizienz jedes tierischen Probanden errechnen.

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Vergleich der Energieeffizienz zwischen Bart- (rot) und Zahnwalen (blau) (Quelle: Science, Vol 366/J. A. Goldbogen)

Dabei zeigt sich, dass genau diese der ausschlaggebende Faktor für die gedeckelte Größe bei den Zahnwalen ist. Diese sind konventionelle Raubtiere, die sich immer nur von einer Beute gleichzeitig ernähren. Die Messungen der Wissenschaftler zeigen, die Energieeffizienz der Jäger nimmt mit ihrer Größe ab.

Ganz anders die Situation bei den Bartwalen. Bei ihnen steigt die Energieeffizienz mit der Größe weiter an. Das liegt daran, dass die Riesen keine anstrengenden Jagden in den Tiefen der Weltmeere unternehmen, sondern stattdessen gemächlich durch das Wasser gleiten, während ihnen ihre Nahrung, mikroskopisches Plankton, von selbst in den Rachen treibt. Ein größeres Maul bedeutet somit auch gleichzeitig mehr Nahrung. Das gigantische Größenwachstum macht also durchaus Sinn – zumindest solange das Buffet reichlich gefüllt ist. Und das ist es vielleicht nicht mehr lange.