Coronavirus

Wie viel Geld bekomme ich in der "Corona-Kurzarbeit"?

Heute Redaktion
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Viele Unternehmen werden durch die Corona-Krise vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Um Mitarbeiter nicht beim AMS anmelden zu müssen, einigte sich die Regierung mit den Sozialpartnern auf "Corona-Kurzarbeit". Was heißt das konkret?

"Es gibt viele Unternehmen, die gerade – zumindest auf Zeit – ihre Geschäftsgrundlage verlieren", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz Samstagmittag bei einem Pressegespräch in Wien. Die Bundesregierung bringt einen mit vier Milliarden Euro dotierten "Corona-Krisenfonds" auf den Weg. Vorrangiges Ziel sei es, so Kurz, "Arbeitsplätze mit einem neuen 'Corona-Kurzarbeitsmodell' zu sichern". "Heute" sagt, was das für Betroffene im konkreten Fall bedeutet.

Katzian: "Niemanden zurücklassen"

Man möchte, so Kurz, die Zahlungsfähigkeit in den Unternehmen gewährleisten, Arbeitsplätze sichern und in Härtefällen besonders helfen. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian und Arbeiterkammerchefin Renate Anderl haben sich in den Gesprächen mit der Bundesregierung ebenso stark wie die Wirtschaftskammer unter Harald Mahrer eingebracht. Katzian möchte die Auswirkungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmen naturgemäß möglichst gering halten. Katzian: "Niemand soll zurückgelassen werden, möglichst alle sollen mitgenommen werden." Der ÖGB-Chef weiter: "Es geht nicht um Kompromisse, es geht um Schicksale und Existenzen." Ein zentrales Ziel sei es daher, "möglichst viele Arbeitnehmer in Beschäftigung zu halten".

Was bedeutet 'Corona-Kurzarbeit' konkret?

Die sogenannte "Corona-Kurzarbeit" (Beantragung binnen 48 Stunden möglich, Arbeitszeit vorübergehend auch auf null Wochenstunden reduzierbar) hilft dabei, dass Mitarbeiter auch bei finanziell angespannter Lage ihres Betriebes in Beschäftigung gehalten werden können und nicht beim AMS angemeldet werden müssen. Bei Arbeitslosigkeit beträgt der Ersatz rund 55 bis 60 Prozent im Vergleich zum Letzt-Nettogehalt. Beim neuen "Corona-Kurzarbeitsmodell beträgt die Rate zwischen 80 und 90 Prozent, es gibt eine soziale Staffelung. Niedrigverdiener bekommen am meisten refundiert.

Was heißt das in Zahlen?

80 Prozent beträgt die Netto-Ersatzrate, wenn Arbeitnehmer über 2.700 Euro brutto verdient haben (halbe Höchstbemessungsgrundlage)

85 Prozent beträgt die Netto-Ersatzrate, wenn Arbeitnehmer bis zu rund 2.690 Euro brutto verdient haben (also knapp unter der halben Höchstbemessungsgrundlage)

90 Prozent beträgt die Netto-Ersatzrate für Arbeitnehmer, die bisher bis zu 1.700 brutto erlöst haben.

Fallbeispiel 1, Bruttoeinkommen 1.700 Euro, Nettoersatzrate 90 Prozent Wenn ein Arbeitnehmer 1.700 Euro brutto verdient, greift ein 90-prozentiger Ausgleich. Bedeutet: AMS bezahlt Arbeitslosengeld plus Zuschlag, die eigene Firma einen kleinen Restbetrag. Ausbezahlt werden 1.298,60 Euro netto.

Fallbeispiel 2, Bruttoeinkommen 2.000 Euro, Nettoersatzrate 85 Prozent Wenn ein Arbeitnehmer 2.000 Euro brutto verdient, greift ein 85-prozentiger Ausgleich. Bedeutet: AMS bezahlt Arbeitslosengeld plus Zuschlag, die eigene Firma einen kleinen Restbetrag. Ausbezahlt werden 1.409 Euro netto.

Maximal ausbezahlt werden können 80 Prozent Ersatz von 5.400 Euro Bruttoentgelt.

Was Arbeitnehmer einbringen müssen

■ etwaige Zeitguthaben müssen aufgebraucht werden

■ Alturlaube sind abzubauen

■ Laufender Urlaub (bedeutet Urlaub des aktuellen Arbeitsjahres) muss vorerst nicht konsumiert werden. Sollte die Krise länger andauern, sind mindestens drei Wochen des aktuellen Urlaubes abzubauen.

Kurzarbeit kann maximal auf drei Monate befristet abgeschlossen werden. Die Regierung stellt hierfür vorerst einen Topf von 400 Millionen Euro zur Verfügung. Nachverhandlungen sind möglich.

Katzian: "Too many to fail"

Wolfgang Katzian zeigt sich angesichts der für die Arbeitnehmer erzielten Maßnahmen zufrieden: "Entscheidend ist, dass der Arbeitsplatz erhalten werden kann. Es geht hier nicht um Kompromisse, es geht um Schicksale – viele Menschen sind unter Druck und verunsichert."

Wolfgang Katzian: "Es geht um Schicksale – wir setzen uns für einen großen Rettungsschirm ein."

Er werde sich mit der Gewerkschaft weiter einsetzen und pocht auf umfangreiche Unterstützung. "Bei den Banken", so Katzian, "hieß es 'too big to fail' – jetzt heißt es 'too many to fail'. Wir setzen uns für einen großen Rettungsschirm ein – was bei der Bankenkrise möglich war, das muss auch bei Corona gelten."