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Was taugt die neue Hype-App Vero wirklich?

Heute Redaktion
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Eigentlich gibt es die Plattform seit 2015. Doch erst seit Kurzem hat sich um Vero ein Hype entwickelt. Schweizer Influencer und Digital-Experten sind skeptisch.

Die Idee von Vero ist nicht neu und dennoch verbucht die App gerade einen unglaublichen Nutzeransturm. Am Donnerstag stand das soziale Netzwerk, das bereits seit drei Jahren existiert, in den Charts des Google-App-Store und in den iTunes-Charts auf Platz eins – vor Whatsapp, Instagram und Snapchat. Doch was taugt die Hype-App?

Entwickler ist Ayman Harir, milliardenschwerer Geschäftsmann aus dem Libanon. Der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafiq Hariri, der 2005 bei einem Bombenattentat ums Leben kam, war "frustriert" von den bekannten sozialen Netzwerken und wie sie mit ihren Nutzern umgehen, wie er einst in einem Interview mit "Forbes" sagte. Daher verzichtet Vero auch ganz auf Werbung und Algorithmen.

Manuel Nappo, Leiter des Instituts für Digital Business an der HWZ, sieht denn auch den plötzlichen Erfolg der App im Versagen der großen Konkurrenz-Netzwerke: "Die bekannten Social-Media-Plattformen haben sich verschlechtert. Die Algorithmen auf Instagram wurden verschärft, es gab zahlreiche Fake-News auf Facebook, und Snapchat hat mit dem Redesign enttäuscht."

Vero-Werbung auf Instagram

Die Idee von Vero findet der Experte generell spannend, glaubt aber nicht an einen langfristigen Erfolg: "Die App stürzt relativ oft ab, die Anmeldeprozedur ist mühsam, und die Plattform ist unübersichtlich aufgebaut." Auch die Kommentare der Nutzer im Netz versprechen keine rosige Zukunft.

Dennoch promoten derzeit zahlreiche Insta-Stars ihre neu angelegten Vero-Profile auf den anderen sozialen Netzwerken und versuchen ihre Follower auf die neue Social-Media-App zu ziehen. Das liegt daran, dass laut Nappo "die Personensuche auf Vero wahnsinnig schlecht ist".

Gewinnung der breiten Maße schwierig

Der Experte hält es für durchaus realistisch, dass "Influencer Geld dafür bekommen haben, Werbung für Vero zu machen". Allen voran jene, die unter dem neuen Insta-Algorithmus leiden.

Problematisch sieht er deshalb eher die Gewinnung von normalen Usern. "Warum sollten sie sich bei etwas anmelden, was sie eigentlich schon haben", auch wenn die gängigen Apps, wie Instagram oder Facebook nicht perfekt sind.

Experten-Tipp: abwarten und beobachten

Fabian Plüss, Gründer der Influencer-Agentur Kingfluencers, ist ähnlich kritisch. "Viele Social-Media-Apps kommen und gehen", sagt er. "Selbst Snapchat, das eine Zeit lang total gehypt wurde, nutzt heute praktisch niemand mehr." Vero habe erst eine Million Downloads – "im Vergleich zu Konkurrenzprodukten noch gar nichts". Und der Dienst biete in seinen Augen nichts, das es nicht schon geben würde. "Fürs Influencer-Marketing ist die App zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls noch zu wenig spannend."

Thema ist sie aber allemal: Plüss war am Mittwoch an einem Influencer-Event und ist dort von allen Seiten darauf angesprochen worden. "Die Influencer wollen wissen, ob sie auf den Zug aufpringen sollen." Sein Tipp: abwarten und beobachten. Denn wenn das Profil erst einmal eingerichtet ist, muss es auch aktiv bewirtschaftet werden.

(red)