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Wattestäbchen bringt Mann (31) in Lebensgefahr

Heute Redaktion
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Wattestäbchen gehören nicht in die Ohren. Das predigen Hals-Nasen-Ohrenärzte seit Jahren. Ein Brite hat sich nicht daran gehalten – und wurde schwer krank.

Viele Menschen reinigen ihre Ohren mit Wattestäbchen – obwohl Experten eigentlich davon abraten. Schließlich führt das Rumstochern mit den Stäbchen häufig zu Verletzungen, wie US-Forscher 2017 herausfanden.

Doch die Verwendung der Stäbchen im Ohr kann auch zu schweren Infektionen führen, wie jetzt der Fall eines Briten zeigt.

Fünf Jahre leiden

Schon seit längerem habe der 31-Jährige immer wieder unter Ohrenbeschwerden gelitten, berichten seine Ärzte in den "BMJ Case Reports". Da die Schmerzen und Hörstörungen nur von Zeit zu Zeit auftraten, habe er sich jedoch keine allzu großen Sorgen gemacht. Entsprechend habe er während der fünf Jahre mit Ohrenproblemen auch keinen Arzt aufgesucht.

Doch dann geht es ihm gesundheitlich immer schlechter. Sein Kopf schmerzt, ihm ist übel, und sein Gedächtnis lässt merklich nach. So kann er sich mit einem Mal nicht mehr an Namen erinnern – etwas, was ihm sonst keine Mühe machte. Als er dann auch noch einen Krampfanfall bekommt, bringt ihn die Ambulanz in den Notfall.

Was ist eine Otitis Externa?

Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Haut des äußeren Gehörgangs. Eine solche ist in der Regel sehr schmerzhaft und langwierig, dafür verläuft sie aber meist ohne Komplikationen.

Häufig von einer Otitis Externa betroffen sind Schwimmer, da mit dem Wasser auch immer Bakterien in den Gehörgang geschwemmt werden. Experten sprechen daher auch oft vom "Swimmer's Ear".

Die Erkrankung beginnt mit einem heftigen Juckreiz. Erst danach setzen starke Ohrenschmerzen ein und werden durch Kauen oder Ziehen an der Ohrmuschel noch stärker. Oft tritt Flüssigkeit auch aus dem Ohr aus und der Gehörgang schwillt zu, weshalb Betroffene schlechter hören.

Zellfressende Bakterien im Schädel

Dort wird der Patient sofort untersucht. Bei der Betrachtung der Computertomografie-Aufnahmen erkennen die Mediziner im Schädel des Mannes mit Eiter gefüllte Abszesse. Darin identifizieren sie das Bakterium Pseudomonas aeruginosa, das im Fall des 31-Jährigen zu einer Otitis Externa geführt hat (siehe Box).

Im Prinzip ist die Entzündung gut zu behandeln, allerdings leidet der Mann an einer besonders schweren Form, der sogenannten nekrotisierenden Otitis Externa, die schon weit fortgeschritten ist. So sind die Bakterien bereits bis ins Schädelinnere vorgedrungen, wo sie für ein Absterben von Zellen gesorgt haben.

Wattestäbchen ist der Schuldige

Doch wie sind die aggressiven Erreger überhaupt in den Körper gekommen? Die Antwort darauf liefert das Stückchen Watte, das die Mediziner in seinem Ohr finden. Dieses hat sich wohl von einem Ohrstäbchen gelöst und ist – gemessen an der Langwierigkeit der Beschwerden – über Jahre dort stecken geblieben.

Um den 31-Jährigen von seinem Leiden zu erlösen, entfernen die Ärzte den Fremdkörper und verschreiben dem Patienten acht Wochen lang Antibiotika. Der Mann erholt sich schnell. Nach der Behandlung sei er Ohr- und neurologische Beschwerden wieder los, heißt es in den "BMJ Case Reports". Und er werde auch nie wieder Wattestäbchen zur Reinigung seiner Ohren verwenden. (fee)

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