Tiere

Wegen Corona sind Affen in den Zoos auf Entzug

Wegen der Corona-Pandemie sind sämtliche Zoos geschlossen. Manche Tiere leiden unter der Situation, andere passen ihr Verhalten an.

Heute Redaktion
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Nicht nur der Tiergarten Schönbrunn macht in Zeiten des Coronavirus dicht, auch Schweizer Zoos sind so menschenleer wie noch nie. Seit dem 14. März sind die Tiergärten für die Öffentlichkeit geschlossen. Dass die Tiere plötzlich nicht mehr beobachtet werden, geht nicht spurlos an ihnen vorbei.

Als die Besucher plötzlich fehlten, seien etwa die Moschusochsen des Berner Tierparks Dählhölzli in einer andauernden Hab-acht-Stellung gewesen, so Direktor Bernd Schildger: "Als ich nach den Tieren sehen wollte, haben sie mich direkt angegriffen." Die Moschusochsen hätten eine Abwehrhaltung eingenommen, weil die plötzliche Leere ungewohnt und neu für sie war. Nach zwei, drei Tagen habe sich die Situation beruhigt: "Sie wurden wieder normal."

Bei den Affen verhalte es sich anders, so der Professor. Sie würden die Zuschauer etwa gleich intensiv beobachten wie die Besucher sie. "Ihnen ist derzeit eher langweilig." So klingt es auch im Basler Zolli: "Unsere Menschenaffen schauten tagtäglich ihren Besuchern zu und vermissen diese Beschäftigung jetzt", sagt Kurator Adrian Baumeyer. Es sei für die Affen eine komische Zeit – genau wie für die Menschen.

Affen im Entzug

Die Primaten suchen derzeit in allen Deutschschweizer Zoos den Kontakt zu den Mitarbeitern. Robert Zingg, Kurator des Zoos Zürich, sagt: "Für unsere Affen war ich sofort eine Attraktion, als ich neulich auftauchte." Menschenaffen würden stark auf den Wegfall der Besucher reagieren. Die Affen würden merken, dass etwas von ihrer Umwelt fehle: "Das ist auch ein gewisser Entzug für die Tiere, aber nicht mit Stress verbunden." Damit sich die Affen nicht zu sehr langweilen, beschäftigen sie Zoos noch intensiver mit spielerischer Futtersuche.

Wie Zingg gegenüber 20 Minuten sagt, spielt es für viele Zoobewohner keine Rolle, dass derzeit die Besucher fehlen. Die Elefanten des Zürcher Zoos etwa würden sich nicht darum scheren, obschon es sich um sehr soziale und intelligente Tiere handle. "Sie sind mit sich selbst und ihrer Herde genug beschäftigt." Dennoch würden die Tiere realisieren, dass die Besucher derzeit ausblieben.

Tierpfleger müssen Streicheleinheiten verteilen

Im Walter-Zoo in Gossau merken die Tierpfleger eine Verhaltensveränderung bei den Tieren, die im direkten Besucherkontakt sind. Weil die Futterabgabe von Heupellets durch die Besucher fehle, seien die Zwergziegen oder Ponys jetzt häufig an der Heu-Raufe anzutreffen, sagt Thomas Harder vom Walter-Zoo. "Zudem fallen die Streicheleinheiten durch unsere kleinsten Gäste weg, welche die Ziegen genießen. Unsere Tierpfleger übernehmen jetzt zwischendurch diese Aufgabe."

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