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Kranke Frau darf Familie an Weihnachten nicht sehen

Viele Bewohner von Altersheimen müssen Weihnachten aufgrund der Corona-Bestimmungen ohne ihre Familie verbringen. So auch die Mutter von Sonja I.

Marlene Postl
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Viele Heimbewohner leider unter den aktuellen Bestimmungen
Viele Heimbewohner leider unter den aktuellen Bestimmungen
Getty Images

Die 56-jährige Wienerin Sonja I.* (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) hat sich für dieses Weihnachten nur eines gewünscht - dass die ganze Familie zusammen feiern kann. Bei einer dreiköpfigen Familie sollte das normalerweise kein Problem sein. Dieses Jahr muss ihre schwer kranke Mutter allerdings nicht nur im Altersheim in dem sie wohnt bleiben, sie darf auch keinen Besuch empfangen. "Meine Mutter rückt dem Tod mit jedem Tag ein Stück näher. Dieses Weihnachten könnte ihr letztes sein. Und sie muss es allein verbringen.", erzählt Sonja im Gespräch mit "Heute". 

Die Krankheit der 75-jährigen Mutter kam überraschend. Innerhalb von vier Jahren erlitt die Wienerin zwei Schlaganfälle, wodurch sie zum Pflegefall wurde. Ihr Mann ist durch sein Alter nicht in der Lage, sich allein um sie zu kümmern, weswegen die Frau ins Pflegeheim musste. Nun muss das Paar nach 57 Jahren Ehe getrennt leben.

"Sie vermisst meinen Vater jeden Tag"

"Meine Mutter kennt sich überhaupt nicht aus. Sie vermisst meinen Vater sehr, sie weint nur noch", erzählt Sonja I. Die Familie hat es bereits mit Video-telefonieren versucht, aber das versteht die 75-Jährige nicht. Die Besuchsregelungen in Altersheimen sind nicht einheitlich, oft entscheiden sich Heime, Besuche stark einzuschränken und scharf zu kontrollieren. So auch im Heim in Wiener Neustadt, in dem Sonja I.'s Mutter lebt. Pro Woche ist hier nur ein halbstündiger Besuch erlaubt. 

"Ich darf ihr nicht mal kurz ein Geschenk vorbeibringen", erzählt die verzweifelte Tochter. "Ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen, aber ich kann meinem Vater die Besuchstermine nicht nehmen. Meine Eltern vermissen sich jeden Tag."

Für viele Wiener sieht die Lage momentan ähnlich aus. „Die Politik hat gesagt man darf die Alten nicht so zur Seite sperren und jetzt macht man es jetzt erst recht wieder so“, klagt Sonja an. Der Zustand ihrer Mutter verschlechtere sich von Woche zu Woche und jede verbleibende Minute mit ihr sei kostbar. Die Wienerin würde sich ein besseres Konzept von Seiten der Regierung wünschen, bei dem die Bedürfnisse der Heimbewohner mehr berücksichtigt werden.