Ex-Fiaker Willi vor Gericht

"Weihnachtsmann" stach mit dem Messer zu – Mordprozess

Nicht alle Jahre wieder, sondern heuer schon das zweite Mal muss sich ein Wiener wegen Mordversuchs verantworten. Sein Spitzname: Weihnachtsmann.
Christian Tomsits
24.06.2025, 15:17
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Rotes T-Shirt, grauer Rauschebart, schneeweißes Haar: Kein Wunder, dass der 60-Jährige in der Justizanstalt Josefstadt von Mithäftlingen und Personal nur "Weihnachtsmann" genannt wird. Dem 60-jährigen Ex-Fiaker sollen in einer lauen Sommernacht im vergangenen Jahr die Pferde durchgegangen sein. Mit fünf Stichen habe der Ur-Wiener einen betrunkenen Rumänen, der nach einem Streit im Sigmund-Freud-Park schon erschöpft am Boden gelegen haben soll, beinahe getötet haben.

Zuvor hätte der Unbekannte seinen afrikanisch-stämmigen Trinkfreund "Anthony" rassistisch beleidigt und attackiert, schilderte er am Dienstag vor Gericht. Wilhelm "Willi" W. will nur "aus Nothilfe" gehandelt haben. Erneut erklärte das Wiener Original Geschworenen, wie sich die Gewalt zwischen den beiden Männern sich langsam hochgeschaukelt hatte. "I hob konditionell nicht mehr können, da hob I des Messer zückt, damit er aufhört, aber des hot er ned…", sagte er in breitem Wienerisch.

Weil im vorangegangenen Prozess im Februar die Laienrichter einen Freispruch nicht ausreichend begründet hatte, musste das gesamte Mordversuchs-Verfahren erneut verhandelt werden. Wieder sollte Augenzeuge "Anthony" befragt werden. Doch der ehemalige Augustin-Verkäufer scheiterte diesmal bereits an der Eingangsschleuse. Schon um kurz nach 9 Uhr früh war er zu blau, wurde vom Sicherheitspersonal nicht vorgelassen. "Ich habe Epilepsie und muss Alkohol zur Behandlung trinken", rechtfertigte sich der auffällig gekleidete Obdachlose mit mehreren pseudo-militärischen Abzeichen auf seiner Weste.

Ein Screenshot aus dem TikTok-Video wurde von der Polizei zur Fahndung des "Weihnachtsmannes" verwendet.
LPD Wien

"Mein Mandant sitzt jetzt seit einem Jahr in Haft. Wir waren alle damals nicht dabei. Ich bin sicher, er wollte den Aggressor stoppen", so die Verteidigerin. Was sie verschwieg: Nach der Tat versteckte der Verdächtige das "Fiakerfeitl" in einem Blumentopf und tauchte unter.Erst durch ein Fahndungsfoto, das aus einem am selben Tag aufgenommenen TikTok-Video einer Jugendlichen stammte, konnte der "Weihnachtsmann" gefasst werden.

Urteil fiel am Nachmittag

"Sie wissen aber, dass jemand durch Messerstiche sterben kann?", fragte ihn die Richterin. "Deswegen habe ich bewusst seicht eingestochen", erklärt der "Weihnachtsmann" laut "Krone".  Das hätte er von seinen Fiaker-Freunden gelernt, wo überdurchschnittlich viele Kriminelle sind". Das Urteil kam einem Geschenk gleich: Kein Mordversuch – nur eine absichtlich, schwere Körperverletzung. Die Folge: Dreieinhalb Jahre Haft, nicht rechtskräftig.

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