Fussball

Weltmeister Lahm rät Profis von einem Outing ab

Weltmeister Philipp Lahm verrät in seinem Buch, warum er homosexuellen Profi-Fußballern auch heute noch von einem Outing abrät.

Sebastian Klein
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Weltmeister Philipp Lahm.
Weltmeister Philipp Lahm.
picturedesk.com

Homosexualität ist im Männer-Fußball auch im Jahre 2021 noch ein Tabuthema. Kaum ein Sportler outet sich in seiner aktiven Laufbahn. Der deutsche Ex-Teamspieler Thomas Hitzelsberger ist ein rares Beispiel jener, die das nach ihrer Karriere taten.

Weltmeister Philipp Lahm widmet sich in seinem neuen Buch "Das Spiel: Die Welt des Fußballs" diesem Thema, über das viele andere nicht sprechen wollen. Der ehemalige Bayern-Star und deutsche Weltmeister versucht zu erklären, warum viele Fußballer ihre Sexualität geheim halten und er das auch in der heutigen Zeit sogar empfiehlt.

Outing müsste wohl überlegt sein

Die "Bild" druckte vor der Veröffentlichung am 22. Februar Auszüge aus dem neuen Werk. Darin schreibt Lahm: "Die Verantwortung wäre mir zu groß. Wenn er so etwas planen und mir davon erzählen sollte, würde ich ihm empfehlen, sich sehr intensiv mit seinen engsten Vertrauten zu beraten und sich selbst ehrlich Rechenschaft zu geben über seine Beweggründe für diesen Schritt. Aber ich würde ihm nicht einmal raten, sich mit seinen Mitspielern im eigenen Club über dieses Thema zu unterhalten. Die Frage müsste ein Spieler vielmehr für seine Situation ganz genau mit einem professionellen Umfeld analysieren, und er müsste eine klare Strategie dafür haben, was danach geschehen wird."

In einigen Städten und Klubs sei ein Outing eher möglich, Lahm nennt Berlin, St. Pauli und Freiburg als Beispiele. Aber: "Es mag sein, dass ein Sportler die nötige Reife dafür hat und – wenn er viel Glück hat – auch auf die nötige Toleranz in seinem unmittelbaren sportlichen Umfeld stößt. Aber er wird nicht mit der gleichen Reife bei allen Gegnern im Sport und ganz sicher nicht in allen Stadien rechnen dürfen, in denen er antritt."

Lahm begründet, dass sich unter den Zehntausenden Zuschauern in einem vollen Stadion auch Personen menschenverachtender Gesinnung befinden würden. Beschimpfungen und Anfeindungen von den Rängen, wie man es leider auch in Form von Rassismus kennt? Lahm: "Wer würde das aushalten? Und wenn ja, wie lange würde er es aushalten?"

Auch eigene Kollegen mögliches Problem

Aber nicht nur auf den Tribünen könnte ein Outing zu Problemen führen: "Auch innerhalb der eigenen Mannschaft dürfte man sich nicht so ganz sicher sein, wie solch ein Coming-out aufgenommen würde. Thomas Hitzlsperger äußerte seinerzeit zu diesem Thema: ,Wer ein Gefühl für die Stimmung in einer Mannschaft hat, der weiß einfach, was angesagt ist. Der Gruppenzwang kann enorm sein.‘"

Lahm spricht Klartext, hält den Deutschen den Spiegel vor: "Wir brauchen also gar nicht mit dem Finger auf Russland oder die Türkei zu deuten, wenn es um die Verfolgung von Schwulen geht, sondern sollten weiterhin vor unserer eigenen Haustür fegen. Da haben wir genug zu tun, bis auch hierzulande allen klar ist, dass unsere Gesellschaft in jeder Hinsicht vielfältig und bunt ist und bleibt – und dass das auch gut so ist."

Der 37-Jährige beendete 2017 seine Karriere. Der variable Spieler (Abwehr, Mittelfeld) kickte mit Ausnahme einer Leihe (Stuttgart) immer für den FC Bayern, sammelte dabei 385 Einsätze in der Bundesliga, 112 Champions-League-Spiele und gewann die deutsche Meisterschaft acht Mal, die Königsklasse beim Triple 2013. Mit der deutschen Nationalmannschaft krönte er sich 2014 in Brasilien zum Weltmeister.

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