Politik

Weniger Kriminalität, aber mehr Gewalt gegen Frauen

Österreich ist zwar sicherer geworden, doch in bestimmten Bereichen machen sich Kriminalisten Sorgen.

Heute Redaktion
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Die Tendenz der Kriminalstatistik 2018 zeigt deutlich: Es gibt weniger Anzeigen als im Vorjahr. Besonders bei Einbrüchen und Diebstählen ist die Zahl zurückgegangen.

Konkret: Von Jänner bis Oktober gab es 393.510 Anzeigen. Im selben Zeitraum im Vorjahr gingen bei der Polizei 425.489 Anzeigen ein. 2016 waren es sogar 448.380 Anzeigen.

Erstmals seit Jahren bewegt sich die Zahl der angezeigten Straftaten unter der 400.000er-Marke. Auch im Bundesländervergleich sind die Anzeigen überall weniger geworden.

Anstieg bei Gewalt gegen Frauen

In einem Bereich machen sich die Kriminalisten aber besondere Sorgen: Die Gewalttaten gegen Frauen sind stark gestiegen. Die Delikte passieren häufig im Familienkreis. Gleichzeitig zieht Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl positive Schlüsse aus den Zahlen: Für ihn bedeutet das, dass sich immer mehr Frauen trauen, Gewalttaten anzuzeigen. Auch innerhalb von Familien mit Migrationshintergrund geht die Hemmschwelle zur Polizei zu gehen zurück, so Kreissl im Ö1 Morgenjournal.

Ebenso betont er aber, dass die Polizei lediglich die erste Anlaufstelle sein. Frauenhäuser seien wichtig für die weitere Hilfestellung. In diesem Bereich gebe es noch einiges zu tun. "Was hilft eine polizeiliche Anzeige, wenn die Frau danach wieder zurück muss, in die Umwelt, in der sie verprügelt worden ist?", so der Kriminalsoziologe.

Mehr Internet-Kriminalität

Während etwa Einbrüche und Autodiebstähle zurückgehen, nehmen Straftaten im Internet weiter zu. Erhöht hat sich auch die Zahl der nicht-österreichischen Tatverdächtigen.

"Im Kampf gegen die Kriminalität setzen wir auf mehreren Ebenen an", sagt Innenminister Herbert Kickl (FPÖ). "Beispielsweise mit Schwerpunktaktionen, verstärkter internationaler Zusammenarbeit oder einer Sicherheitsoffensive, die mit Tausenden zusätzlichen Polizistinnen und Polizisten für viel mehr Präsenz auf den Straßen sorgen wird", so Kickl.

Alle Anzeigen registriert

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) dient der Erfassung und Darstellung der Entwicklung des kriminellen Geschehens in Österreich. Grundlagen sind das österreichische Strafgesetzbuch (StGB) sowie die strafrechtlichen Nebengesetze. In der PKS werden alle seit 2001 angezeigten Fälle elektronisch registriert.

Auf Basis dieser Zahlen werden strategische kriminalpolizeiliche Maßnahmen gesetzt. Um Kriminalität effektiv und langfristig bekämpfen zu können, müssen Langzeitentwicklungen herangezogen werden, die aufgrund der PKS ersichtlich sind. Die PKS dient der vorbeugenden und der verfolgenden Kriminalitätsbekämpfung und ist Grundlage für organisatorische Planungen und Entscheidungen.

Die PKS ist eine Anzeigenstatistik. Das bedeutet, dass nur die der Polizei angezeigten und an das Gericht übermittelten Straftaten erfasst werden. Das Dunkelfeld der Kriminalität wird ebenso nicht erfasst wie der Ausgang der Gerichtsverfahren.

Einfluss auf die Zahlen der PKS haben das Anzeigeverhalten der Bevölkerung, die polizeiliche Kontrollintensität und gesetzliche Änderungen. Der Zeitraum für die Betrachtung der Kriminalitätsentwicklung ist auf zehn Jahre festgelegt.

Die PKS wird laufend in ihrer Struktur angepasst, zum einen aufgrund von Änderungen in der Strafgesetzgebung. Andererseits wird in der PKS laufend auf aktuelle gesellschaftliche Phänomene Rücksicht genommen und neue Parameter in der statistischen Erfassung miteinbezogen.

(red)