Niederösterreich

Weniger Zeit! Kassen-Frauenarzt wehrt sich gegen Kritik

Ein Gynäkologe aus NÖ stellt nach negativer Rezension klar: "Wer sich für ein Kassensystem entscheidet, muss mit weniger Zeit beim Arzt rechnen."

Tanja Horaczek
Die Schwangere beschwerte sich, dass der Arzt keine Zeit für Fragen hatte.
Die Schwangere beschwerte sich, dass der Arzt keine Zeit für Fragen hatte.
Bild: iStock

Seit Oktober 2022 hat der Bezirk Melk wieder einen Kassen-Frauenarzt. Jürgen Manhart ist der einzige Kassen-Frauenarzt für den Bezirk und Anlaufstelle für frauenspezifischen Themen. Neben zahlreichen positiven Bewertungen hat ihn eine negative Rezension zum Nachdenken gebracht.

    Frauenarzt Jürgen Manhart wehrt sich gegen Kritik.
    Frauenarzt Jürgen Manhart wehrt sich gegen Kritik.
    Privat

    Wahlärzte haben noch andere Einkommen

    "Eine Patientin meinte, dass ich mir nicht ausreichend Zeit für die Beantwortung von Fragen die Schwangerschaft betreffend genommen hätte. Dass möchte ich nicht so im Raum stehen lassen", sagt der Gynäkologe im "Heute"-Gespräch. Laut dem Facharzt seien Patienten zu wenig damit vertraut, was Kassenärzte vergütet bekommen würden. 

    Wahlärzte verlangen laut ihm im Vergleich sehr hohe Honorare, sind aber meist auch im Spital tätig, daher nur wenige Stunden pro Woche in der Ordination und operieren ihre Patientinnen oft selbst und bilden somit eine gute Verbindung zwischen ambulantem und klinischem Bereich. "Das geht in der Kassenmedizin nur bedingt", erläutert Manhart.

    Seit 28 Jahren erhalten laut ihm Frauenärzte 18,02 Euro vom Familienlastenausgleichsfonds für eine MutterKindPass-Untersuchung. Diese Vergütung ist trotz steigender Inflation, Mieten, Strom- und Personalkosten usw. nie erhöht worden. "Das bedeutet, dass ich - um wirtschaftlich zu arbeiten - noch weniger Zeit für die Untersuchung und Beantwortung von Fragen zur Verfügung stellen müsste. Doch derzeit mache ich genau das Gegenteil", betont Manhart. 

    Arbeiten unter Zeitdruck

    Als Beispiel nennt er: Es würden MKP-Untersuchungen soweit möglich außerhalb der Kassenzeiten zu Spezialterminen (dzt. Dienstagvormittag) angeboten,  um eben mehr Zeit zu haben. Doch ein gewisser Zeitdruck unter dem gearbeitet werden muss, würde sich nicht vermeiden lassen. "Wer sich als Patient für ein Kassensystem entscheidet, der muss mit weniger Zeit beim Arzt rechnen", stellt der Gynäkologe klar.

    "Leiste sozialen Auftrag"

    Die fehlende Zeit wird laut Manhart durch mehr Personal und straffere Organisation im Vergleich zur Wahlarztmedizin abgefedert, nicht die Qualität der Untersuchung leidet darunter. "Da ich selbst bis September 2022 Wahlarzt war, kann ich das sehr gut vergleichen. Wegen steigender Lebenskosten haben immer weniger Menschen genug Geld um sich einen Wahlarzt leisten zu können. Daher sehe ich es auch als sozialen Auftrag diese Menschen zu betreuen", teilt der Gynäkologe mit.

    "Mache auch 3D-Bilder kostenlos dazu"

    Einen weiteren wichtigen Punkt will er auch noch hervor heben. Bei den insgesamt fünf MKP-Untersuchungen in der Schwangerschaft wird nur 3 Mal die Ultraschall-Untersuchung bezahlt. "Trotzdem mache ich - und wahrscheinlich rund 90 Prozent meiner Kollegen - immer eine US-Untersuchung dazu. Dies ist aus medizinischer Sicht unverzichtbar", teilt er mit. Manhart macht auch, wenn das Kind günstig liegt, auch ein 3D-Bild kostenlos dazu. "Doch wenn diese Dinge (wegen Unwissenheit) nicht geschätzt werden, dann müssen wir unsere Strategie ändern", ist er enttäuscht.

    Festhalten will er auf jeden Fall: Die Qualität leidet nicht, es bleibt nur die Zeit auf der Strecke. "Kassenärzte müssen in der gleichen Zeit sicher doppelt so viele Patienten durchbringen, wie Wahlärzte", schließt er ab.

    ;