Niederösterreich

Akuter Kassenärzte-Mangel! 58 Stellen in NÖ unbesetzt

Kassenstellenärzte werden in NÖ dringend gesucht. Viele Stellen konnten mangels Bewerber nicht besetzt werden. Mit "Goodies" will man Ärzte anlocken.

Tanja Horaczek
Zahlreiche Ordinationen sind aktuell unbesetzt.
Zahlreiche Ordinationen sind aktuell unbesetzt.
Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Während die Zahl der Patienten stetig zunimmt, bleiben immer mehr Kassenarztstellen in Niederösterreich unbesetzt. Insgesamt sind derzeit 40 Arztpraxen mit Kassenverträgen nicht besetzt, darunter 14 in der Allgemeinmedizin. Weitere 18 offene Stellen für Allgemeinmediziner gibt im Vertragsarztstellenpool.

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    Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und Bürgermeister Matthias Stadler
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    SP NÖ

    Mehrere Stellen ausgeschrieben

    Seit Jahren warnt die Ärztekammer NÖ vor dem akuten an Kassenärzten. Von der ÖGK und der Ärztekammer NÖ sind derzeit 14 vakante allgemeinmedizinische Kassenstellen in Einzelpraxen ausgeschrieben und 26 vakante Stellen für Fachärzte in Einzelpraxen. Zusätzlich befinden sich 18 offene Stellen für Allgemeinmediziner im sogenannten Vertragsarztstellenpool. Die Stellen wurden mehrmals erfolglos ausgeschrieben und konnten mangels Bewerber nicht besetzt werden.

    Zwei-Klassen-Medizin befürchtet

    Nicht nur die Zahl der Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen sinkt. Bei den Fachärzten für Kinder- und Jugendheilkunde, für Haut- und Geschlechtskrankheiten und für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sieht die Lage ähnlich aus. "Hier werden genauso dringend Ärzte gesucht", teilt die Ärztekammer NÖ auf "Heute"-Anfrage mit. Angesichts der derzeitigen Entwicklung befürchten Gesundheitsexperten eine Ausbreitung der Zwei-Klassen-Medizin.

    Doch welche Gründe gibt es für diesen Kassenärzte-Mangel? Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) führt die Entwicklung unter anderem auf längere Öffnungszeiten in Gruppenpraxen zurück, und auch darauf, dass heute mehr technische Möglichkeiten wie die E-Card oder elektronische Krankschreibungen genutzt werden. Die Mediziner selbst sehen das allerdings anders. Sie beklagen vor allem, dass Kassenärzten zu wenig Zeit für die Betreuung der Patienten zur Verfügung steht. Auch vorgeschriebene Mindestöffnungszeiten und weitere Vorgaben machen die Tätigkeit als Kassenarzt unattraktiv.

    Doch es scheint eine Lösung für das Problem in Sicht zu sein. "Wenn wir den Mangel an Kassenärzten nachhaltig beheben wollen, müssen wir Verbesserungen auf den Weg bringen. Die Tätigkeit als Kassenarzt – egal ob für Allgemeinmedizin oder als Facharzt – muss so attraktiv sein, dass jene, die diese aktuell ausüben, unbedingt weitermachen und neue Ärzte ins Kassensystem einsteigen wollen", teilt Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich, mit.

    Und wenn Gemeinden zusätzlich besondere Unterstützungen anbieten, wie ein Mietkostenzuschuss, barrierefreie Ordinationsräumlichkeiten oder sonstige Hilfen, werden diese bei der Ausschreibung angeführt. Weiters könnte der Wegfall von Leistungslimitierungen, Bürokratieabbau oder ein allgemeines Dispensierrecht - also das Recht, dass Ärzte verschreibungspflichtige Arzneimittel direkt an die Patienten abgeben dürfen - zu einer Besserung beitragen.