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"Wenn Söhne ins Bordell gehen, ist das für uns ok"

Mittels einer Online-Kampagne möchte Amsterdam junge, feierlustige Briten von einem Besuch der Stadt abhalten. Diese wehren sich nun.

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Amsterdam gilt als beliebtes Ziel für feierlustige, junge Erwachsene. Dies lockt unter anderem zahlreiche junge Briten an.
Amsterdam gilt als beliebtes Ziel für feierlustige, junge Erwachsene. Dies lockt unter anderem zahlreiche junge Briten an.
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Amsterdam startete jüngst eine Online-Kampagne, um junge Sauf- und Drogentouristen aus Großbritannien von einem Besuch der Stadt abzuhalten. Die Kampagne zielt auf britische junge Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren ab, die in Amsterdam die Sau rauslassen wollen und damit für Probleme sorgen, teilte die Stadt mit. Die jungen Briten reagieren mit Unverständnis – genau so wie teils auch deren Eltern.

"Verstehe ich nicht, was ihr Problem mit uns ist"

Die Kampagne sei diskriminierend und beruhe auf unfairen Stereotypen, heißt es seitens der Kritiker. "Wir sind genau wie Männer aus anderen Ländern, die feiern und keinen Ärger machen wollen", sagt der 22-jährige Ollie Puttnam gegenüber der "Daily Mail". Darüber hinaus erklärt er, dass sie ja gar keine Gesetze brechen. "Wenn ich mich entschließe, mit einer Prostituierten zu schlafen oder ein paar Pilze, Trüffel oder Gras zu konsumieren, dann ist das hier alles legal. Also verstehe ich nicht, was ihr Problem mit uns ist", so der junge Brite weiter.

Ollie ist keinesfalls der Einzige, der sich gegen die Kampagne wehrt. Auch andere Briten verleihen ihrer Meinung Ausdruck. So nahmen beispielsweise Claire Moore und ihr Partner Jeff Gibbs, die mit ihren beiden Söhnen zu einem Kurztrip nach Amsterdam gereist sind, an einer von Sexarbeiterinnen initiierten Demonstration im Rotlichtviertel teil. "Ich bin nicht damit einverstanden, Menschen aus England zu verbannen, nur weil sie von dort stammen. Menschen können sich schrecklich benehmen, unabhängig davon, aus welchem Land sie kommen", erklärt Gibbs.

"Söhne sollen selbst entscheiden, was sie hier tun"

Selbst wenn es sich um ihre eigenen Söhne handelt, zeigt sich das Paar aus Worthing aufgeschlossen gegenüber den Eskapaden der feierlustigen jungen Erwachsenen. "Wir wollen, dass unsere Söhne selbst entscheiden, was sie hier tun wollen. Wenn sie die Sexarbeiterinnen besuchen wollen, ist das für uns in Ordnung", sagt die Frau.

Die Kampagne möchte die Einreise nach Amsterdam nicht untersagen, aber strengeren Kontrollen unterlegen: "Besucher bleiben willkommen, aber nicht, wenn sie sich daneben benehmen und stören. Dann sagen wir als Stadt: Lieber nicht, bleibt weg", sagt Stadtrat Sofyan Mbarki.

Die Kampagne richtet sich nicht nur an Briten

Die Kampagne ist Teil eines Gesamtpakets von Maßnahmen: Dazu gehören verkürzte Öffnungszeiten, ein Verbot des Cannabiskonsums in der Öffentlichkeit und eine Einschränkung des Alkoholverkaufs in bestimmten Bereichen der Innenstadt. Diese Maßnahmen werden nach einer Debatte im Stadtrat bereits in diesem Frühjahr in Kraft treten.

Die Kampagne richte sich aber nicht nur an junge Briten, sie beginne lediglich damit. "In den nächsten Monaten wird die Kampagne weiterentwickelt und ausgewertet und richtet sich auch an potenziell belästigende Besucher aus anderen EU-Ländern und den Niederlanden selbst", erklärt Jenrina van Heck aus dem Amsterdamer Stadtrat.

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    Amsterdam hat eine Stay-Away-Kampagne gegen junge Briten im Alter zwischen 18 und 35 Jahren gestartet.
    Amsterdam hat eine Stay-Away-Kampagne gegen junge Briten im Alter zwischen 18 und 35 Jahren gestartet.
    Getty Images/iStockphoto