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Wer im Burgenland als Arzt arbeitet, ist der Blöde

Heute Redaktion
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Krankenkassen zahlen Ärzten sehr unterschiedliche Honorare.
Krankenkassen zahlen Ärzten sehr unterschiedliche Honorare.
Bild: iStock

Die Neos kritisieren den Dschungel bei Ärztehonoraren der Gebietskrankenkassen. Die Unterschiede bei der Abgeltung gleicher Leistungen sind teilweise enorm.

Die Krankenkassen rechnen je nach Bundesland völlig unterschiedliche Ärztehonorare ab. Die großen Differenzen bringt jetzt eine Anfrage der Neos ans Licht.

Hauptverband schafft detaillierte Dokumentation nicht

Allerdings: Eine wirklich ausführliche Dokumentation schafft selbst der Hauptverband der Sozialversicherungen nicht. Begründung: "Es wäre angesichts des Umfangs der betroffenen Datenbestände in der vorgegebenen Zeit mit den vorhandenen Ressourcen auch nicht möglich gewesen, diese Fragen im verlangten Detaillierungsgrad vollständig und vergleichbar aufzuschlüsseln.

Aber auch schon die wenigen Beispiele sorgen für Staunen, etwa die Honorierung für Nachtvisiten zwischen 20 und 7 Uhr. Dafür erhalten Ärzte in Salzburg 90 Euro, die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse liegt auf Platz zwei mit 63,76 Euro. Schlusslicht: das Burgenland. Die dortige Gebietskrankenkasse zahlt 46,21 Euro. Das sind gerade einmal 51 % des Honorars in Salzburg.

Differenzen bei Nachtordination

Nicht viel anders schaut es bei der Nachtordination aus: Für diese erhalten Wiener Ärzte 20 Euro, jene in Niederösterreich bereits 28,47 Euro. Salzburger Mediziner werden mit 30 Euro honoriert. Dafür zahlt die Wiener Kasse für "Tagvisiten während der Ordinationszeit bei dringender Hilfeleistung" mit 60 Euro, die Kärntner Gebietskrankenkasse dagegen nur mit 34,58 Euro.

Ministerium: Kein Einfluss auf Verträge

Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) verweist in ihrer Anfragebeantwortung "ganz allgemein darauf, dass die Träger der gesetzlichen Krankenversicherung und der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger Körperschaften öffentlichen Rechts mit eigener Rechtspersönlichkeit sind". Insbesondere der Abschluss von Verträgen mit den Erbringern medizinischer Leistungen sei "als privatwirtschaftlicher Akt dem autonomen Bereich der Versicherungsträger zuzuordnen". Einflussnahme darauf komme dem Ministerium nicht zu.

Alexander Biach, neuer Chef des Hauptverbandes, hatte ja sich ja erst im Mai für die Harmonisierung der Kassenleistungen ausgesprochen. Spannend die Antwort auf die Frage der Neos, ob damit auch eine Harmonisierung der Honorarordnungen für Kassenärzte einhergehe: "Entsprechende Schritte hängen von der Bereitschaft der Verhandlungspartner ab, zu realistischen Honorarbeträgen einschlägige Vereinbarungen zu treffen", schreibt Hauptverbands-Generaldirektor Josef Probst. Heißt: Nix Genaues weiß man nicht …

Neos: "Völlig absurd"

Neos-Mandatar Gerald Loacker bezeichnet es als "völlig absurd, dass das System so kompliziert und undurchsichtig ist, dass nicht einmal die zuständigen Stellen einen Überblick haben". Die Neos fordern daher die Abschaffung der "Mehrklassenmedizin". Dazu gehöre eben die Harmonisierung der Bezahlung von Ärzten durch die Kassen – also eine Angleichung der Honore. Auch die Harmonisierung der Leistungen vonseiten der Kassen steht auf der Neos-Wunschliste. Und: Der Hauptverband müsse bei sich selbst sparen und nicht bei den Ärzten und Patienten.



(bob)