Gelungener ORF-Auftritt

Wer ist der neue Kommunist mit Tattoo aus dem TV?

378.000 Menschen sahen Sonntagabend "Im Zentrum". Sehr gute Kritiken bekam KPÖ-Spitzenkandidat Tobias Schweiger. Wird er der neue linke Shootingstar?

Robert Zwickelsdorfer
Wer ist der neue Kommunist mit Tattoo aus dem TV?
"Im Zentrum" wurde über Arbeit, Steuern und Pensionen diskutiert. Mit dabei: KPÖ-Frontmann Tobias Schweiger (r.)
Screenshot ORF

"Arbeit, Steuern, Pensionen – Wer profitiert, wer zahlt drauf?" Das war das Thema der Polit-Diskussionsrunde "Im Zentrum" mit einer spannenden Runde im ORF. Gäste waren unter anderem der Gastronom und Ex-Neos-Nationalrat Sepp Schellhorn, GPA-Chefin Barbara Teiber und Tobias Schweiger, der Spitzenkandidat der KPÖ für die Nationalratswahl im kommenden Jahr. Aber wer ist der Mann, der Dunkelrot ins Parlament führen will? "Heute" sprach mit ihm.

Schweiger stammt aus KPÖ-Hochburg

Geboren ist der 33-Jährige 1990 in Graz, der kommunistischen Hochburg in Österreich, die ja mittlerweile mit Elke Kahr auch eine KPÖ-Bürgermeisterin hat. Fürs Studium ging er nach Wien, studierte Politikwissenschaft und Philosophie fertig, aber auch Internationale Entwicklung und Sozioökonomie. Schon früh betätigte sich Schweiger politisch. Kein Wunder, sein Vater war bei zwei steirischen SPÖ-Landesräten aktiv. Sein Weg führte in aber nicht zur Sozialdemokratie, sondern zunächst zu den Grünen. Dort gründete er 2010 die Jungen Grünen als bundesweite Jugendorganisation der Ökos und war auch deren Sprecher – ohne dabei den Konflikt mit der Mutterpartei zu scheuen.

"Übernahmeangebot" an die SPÖ

Nach dem Zerwürfnis der Jungen Grünen mit eben dieser Mutterpartei kandidierte die Jugendorganisation 2017 gemeinsam mit der KPÖ bei der Nationalratswahl. 2019 folgte er dann auf Flora Petrik als Chef der neu gegründeten Jungen Linken. Eine Episode aus dieser Zeit ist noch besonders in Erinnerung: Er machte der damals zerstrittenen SPÖ ein "Übernahmeangebot" für deren "Konkursmasse". Sein Angebot belief sich damals auf den symbolischen Wert eines Topfs Schoko-Taler. "Wird dieses Angebot ausgeschlagen, sind auch andere Wege der Ablöse von links angedacht", sagte er damals.

Der Kompass in meinem Tattoo ist für mich selbst. Er zeigt in Richtung soziale Politik"
Tobias Schweiger
Bundessprecher (KPÖ

Jetzt könnte er den Sozialdemokraten zumindest Konkurrenz machen und wichtige Stimmen in deren Kampf um die Nummer eins kosten. Denn seit 2021 ist Schweiger Bundessprecher der KPÖ. Seine Hauptforderungen: "Ein österreichweiter Mietendeckel, eine Energiegrundsicherung für alle Haushalte in Form eines kostenlosen Sockelbezugs von Wärme und Strom, sowie aktuell eine Mischung aus Preiskontrollen und einer Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel", sagt er im "Heute"-Talk. Wie will er das finanzieren? "Erstes Mittel dafür sind vermögensbezogene Steuern", kommt es wie aus der Pistole geschossen.

"KPÖ tut, was sie sagt"

All das sind allerdings auch Forderungen der SPÖ. Warum soll man dann also KPÖ wählen? "Die KPÖ tut, was sie sagt. Im Gegensatz dazu hat die SPÖ vom Bund Mietpreisdeckel gefordert, die Wiener SPÖ aber weiter die Mieten im Gemeindebau erhöht. Jetzt, wo eine bundesweite Wahl und dann auch die Wien-Wahl um die Ecke schauen, entdeckt man das soziale Gewissen und verhängt einen Mietenstopp. Dabei hat Wien jahrelang gesagt, dass das gesetzlich nicht möglich sei. Das war Unsinn, man wollte einfach nicht", bringt Schweiger ein Beispiel. Er ist überzeugt: Auch der Druck seiner Partei hat zu diesem Umdenken geführt.

Tobias Schweiger will die KPÖ ins Parlament führen.
Tobias Schweiger will die KPÖ ins Parlament führen.
KPÖ

Man spüre schon den Zuspruch der Menschen, besonders nach den Wahlerfolgen in Graz und Salzburg. Seitdem seien die Haltung und das Modell, wie die KPÖ Politik macht, bei den Leuten viel präsenter. "Wir hören den Menschen bis zum Ende zu, etwa bei unseren regelmäßigen Sprechstunden. Die Menschen merken schon, wie weit die Politik von dem Problemerlebnis, das die Leute haben." 

Gehaltsverzicht auch im Nationalrat

Vom Einzug in den Nationalrat ist Schweiger überzeugt. Auf Zahlen, wie viel Prozent man erreichen kann, lässt sich Schweiger aber nicht ein: "Wir machen bei diesen Rechnungen nicht mit. Uns beschäftigt das auch weniger, sondern viel mehr, was die nächsten Monate bringen werden und unsere Aktivitäten etwa in den Landtagen." So sei er etwa mitverantwortlich für den Aufbau von Gratis-Suppenküchen. "Da koche ich dann auch selber." Eines ist aber fix: Sollte der Einzug tatsächlich gelingen, werden er und seine Genossen ihr Polit-Gehalt bis auf 2.300 Euro netto selbstverständlich spenden. "2.300 Euro sind ein ganz normaler Bezug und genug. Die einzige Erhöhung könnte eventuell eine Inflationsanpassung sein."

Auch für etwaige vorgezogene Neuwahlen sei man bereit, sagt der KPÖ-Frontmann: "Sicher. Die wesentlichen Eckpunkte sind beschlossen. Wir sind vorbereitet", so der Hobbytischler, der auch schon Parteilokale selbst renoviert hat. "Gelernt habe ich das nicht, aber es gibt ja YouTube."

Katzen- und Tattoo-Fan

Schweiger lebt übrigens mit seiner Freundin und den zwei Katzen Pandora und Amira zusammen. Er ist Tattoo-Fan. Eines davon zeigt er auch offen her: einen Kompass, der seinen rechten Oberarm ziert: "Der ist für mich selbst. Er zeigt in Richtung soziale Politik", erklärt er die Symbolik hinter dem Motiv.

Experte sieht gute Chancen für KPÖ

Der Einzug ins Parlament dürfte übrigens tatsächlich ziemlich realistisch sein, sagt zumindest Meinungsforscher Peter Hajek im "Heute"-Gespräch: "Die KPÖ hat erstmals nach Jahrzehnten eine realistische Chance in den Nationalrat einzuziehen. Das hat aber weniger mit der Themenlage, sondern mehr mit den Erfolgen der KPÖ in der Steiermark und Salzburg zu tun." Da das personelle Angebot der drei größeren Parteien "überschaubar attraktiv" sei, könne die KPÖ mit Personen punkten, die glaubwürdig wirken. "Denn die etablierten Parteien, zu denen auch die FPÖ zu zählen ist, haben an Glaubwürdigkeit und Lösungskompetenz in den letzten beiden Jahrzehnten massiv verloren", so Hajek weiter.

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