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Wer kriegt Alaba? So stehen die Chancen der Top-Klubs

Der FC Bayern will David Alaba halten, die Top-Klubs jagen ihn. Was will der ÖFB-Star? Wer kann ihn sich leisten? In welches Team würde er passen?

Sebastian Klein
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David Alaba hat die Qual der Wahl.
David Alaba hat die Qual der Wahl.
Imago Images

Wettzerren um David Alaba! Die Fans des FC Bayern fürchten um ihren Publikumsliebling. Mit 28 Jahren geht der Wiener in sein letztes Vertragsjahr. Das ruft die Konkurrenz auf den Plan. Internationale Top-Klubs zeigen großes Interesse. Alaba scheint der Gedanke an ein neues Abenteuer zu reizen. Nicht alle Interessenten scheinen in der Lage zu sein, die finanziellen Anforderungen eines Top-Transfers zu erfüllen.

Alaba hat drei Optionen. Er kann seinen Vertrag verlängern. Er kann  im Sommer gegen eine vergleichbar überschaubare Ablösesumme wechseln. Er kann seinen Kontrakt auslaufen lassen und sich mit der Entscheidung um seine Zukunft bis zum Sommer 2021 Zeit lassen.

"Heute" zeigt, wie wahrscheinlich ein Blockbusterdeal in den kommenden Monaten ist, wer die besten Chancen hat, woran sich ein Wechsel zum jeweiligen Team jeweils spießen könnte.

Manchester City

Die heißeste Spur scheint derzeit der englische Meister der vergangenen zwei Jahre zu sein. Der renommierte "Guardian" bezeichnete Alaba jüngst als das "Hauptziel" von Trainer Pep Guardiola. Nach dem Freispruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS), der die zweijährige Champions-League-Sperre wegen vermeintlicher Verstöße gegen das Financial Fair Play aufhob, stünden dem Trainer 165 Millionen Euro für Spielertransfers zur Verfügung.

Finanziell scheint der Transfer also kein Problem für das Team vom Königshaus der Arabischen Emirate darzustellen. Zuletzt wurde bekannt, dass die Bayern diesen Sommer zwischen 60 und 80 Millionen Euro Ablöse fordern. Die "Bild" schraubt diese Zahl aktuell auf lediglich 36 Millionen hinunter.

Schon länger kursieren die angeblich üppigen Gehaltsforderungen des Österreichers. Die Verhandlungen mit den Bayern spießen sich, wohl auch, weil der Verein nicht bereit zu sein scheint, die geforderten 20 Millionen Euro Jahresgehalt zu stemmen. Das aktuelle Gehalt wird auf elf Millionen brutto geschätzt. Auch die neue Forderung sollte für den Scheich-Klub kein Problem darstellen.

Ein weiterer Grund, warum das Transfergerücht dieser Tage viel Aufmerksamkeit bekommt, ist Pep Guardiola. Citys Star-Trainer coachte Alaba bis 2016 bei den Bayern. Der Katalane hat von Alaba stets in höchsten Tönen gesprochen. Er war es, der den ÖFB-Teamspieler zum Abwehrchef umfunktionierte und von der Linksverteidiger-Position ins Zentrum rücken ließ. In dieser Rolle glänzt Alaba auch in der aktuellen Saison. Er eröffnet beim FC Bayern das Spiel, zieht im Aufbau die Fäden. Damit war er maßgeblich am Double-Gewinn beteiligt - das Triple könnte mit beim Finalturnier der Champions League im August folgen.

Alaba - das fehlende Stück im Pep-Puzzle: Kein Wunder, dass Guardiola seinen alten Schützling nun nach Manchester lotsen möchte. Will man in seinem Star-Ensemble eine Schwäche ausmachen, muss man in der Abwehr zum Suchen anfangen. Mit den Innenverteidigern Aymeric Laporte, John Stones, Nicolas Otamendi und dem 19-jährigen Eric Garcia ist der Klub auf dieser Position dünn aufgestellt. Laporte fehlte zudem diese Saison verletzungsbedingt in 30 Spielen, auch Stones verpasste große Teile der aktuellen Spielzeit. Fernandinho musste immer wieder als defensiver Mittelfeldspieler hinten aushelfen. Auch die Leistung der Abwehrspieler entspricht nicht immer den Ansprüchen Guardiolas. Da Fernandinho mit 35 Jahren nicht mehr der jüngste ist, wäre Alaba auch auf der Sechser-Position ein potenzieller Backup für Rodrigo. Eine weitere Baustelle: linkshinten. Oleksandr Zinchenko schwankt in seinen Leistungen. Benjamin Mendy riss sich nach seinem Wechsel 2018 das Kreuzband, konnte nach seiner Genesung nie vollends entsprechen. Alaba spielte den Großteil seiner Karriere als Linksverteidiger. Über seine Vorliebe für eine zentrale Mittelfeld-Rolle machte er nie einen Hehl, spielte das auch im Nationalteam.

Vieles spricht für einen Transfer, hauptsächlich auf Seiten der Citizens. Was dagegen spricht? City stand bisher nicht auf dem Alaba-Wunschzettel. Dort sind nur zwei Namen zu finden: FC Barcelona, Real Madrid. Das alleine könnte Peps Traum von einer Wiedervereinigung zum Platzen bringen.

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    David Alaba feierte 2009 mit 17 Jahren und 114 Tagen sein Debüt für das österreichische Nationalteam. Er schaffte den Aufstieg zum unumstrittenen Star.
    David Alaba feierte 2009 mit 17 Jahren und 114 Tagen sein Debüt für das österreichische Nationalteam. Er schaffte den Aufstieg zum unumstrittenen Star.
    Gepa Pictures

    FC Barcelona

    Auch Barca könnte Alaba gut gebrauchen. Das ist eine Untertreibung. Die Abwehr der Katalanen ist nicht sattelfest. Die Meisterschaft dürfte zwei Runden vor Schluss mit vier Punkten Rückstand auf Real gelaufen sein.

    Linkshinten spielt Jordi Alba nicht mehr auf jenem Top-Niveau, das man von ihm aus den Vorjahren gewohnt war, dürfte aber immer noch gesetzt sein. Hinter ihm scharrt der junge Firpo in den Startlöchern. Im Mittelfeldzentrum ist kein Platz für Alaba. Mit Miralem Pjanic wurde ein neuer Star frisch von Juve geholt. Frenkie de Jong, Sergio Busquets, Arturo Vidal und Talent Riqui Puig verbauen dem ÖFB-Star die Traum-Position. Auch Ivan Rakitic ist noch im Kader, wird aber mit einem Transfer in Verbindung gebracht. In der Innenverteidigung hätte Barca großen Bedarf. Samuel Umtiti ist nach zahlreichen Verletzungen nicht mehr der Alte. Er soll sogar zum Verkauf stehen. Abwehrchef Gerard Pique wird im Februar 34. Clement Lenglet konnte nach seinem Wechsel 2018 nicht immer überzeugen. Sein Marktwert stürzte von 60 auf 48 Millionen Euro, obwohl er mit 25 Jahren noch nicht im besten Fußballeralter ist.

    Das Problem: Barca ist auf die Verkäufe von Spielern wie Umtiti oder Rechtsverteidiger Semedo angewiesen. Der Klub wird von der Corona-Krise schwer gebeutelt, kann auf dem Transfermarkt wohl keine großen Sprünge machen. Oder wie es die "Bild" formuliert: "Die Spanier können sich das teure Alaba-Paket in diesem Sommer nicht leisten."

    Real Madrid

    "Die Spanier" inkludiert auch den spanischen Tabellenführer. Auch Real plagen finanzielle Sorgen. So sehr, dass Alaba wohl nicht zur Debatte steht. Zumindest in diesem Transferfenster. Wie eingangs erwähnt, könnte Alaba spekulieren, sein Glück bei einem der iberischen Giganten im Sommer 2021 versuchen. Dann würde die Ablösesumme wegfallen, die finanzielle Lage eventuell schon entspannter sein.

    Ein Blick auf den Kader des "Weißen Balletts" zeigt außerdem, dass der Klub Alaba nicht ganz so dringen nötig hätte wie City oder Barca. Mit 22 Gegentoren in 36 Liga-Runden ist die Defensive nicht das größte Problem des Teams von Zinedine Zidane. Der Franzose sucht vielmehr Verstärkung in der Offensive, will teure aber unliebsame Angreifer wie Gareth Bale und James Rodriguez ersetzen.

    Mit Raphael Varane, Sergio Ramos, Nacho Fernandez und Eder Militao ist die Innenverteidigung nominell gut besetzt. Kapitän Ramos wird nicht jünger (34), will sich aber mit Sicherheit nicht mit einem Platz auf der Ersatzbank abfinden. Linkshinten ist Marcelo am absteigenden Ast. Mit Ferland Mendy wurde erst im Vorjahr ein neuer Mann für 48 Millionen geholt. Im Mittelfeld ist Casemiro unumstrittener Stammspieler auf der Sechs, davor ist Real mit Toni Kroos, Luka Modric, Federico Valverde prominent besetzt.

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      Wer ist der beste Fußballer aller Zeiten? Pele, Cruyff, Maradona, Ronaldo, Messi? Ansichtssache! Wir zeigen jene Super-Kicker, die am öftesten zum Weltfußballer gekürt wurden und den Ballon d'Or stemmten.
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      (Bild: Screenshot)

      FC Chelsea

      Auch der englische Tabellendritte will Alaba haben. Schon seit geraumer Zeit, wie in deutschen und britischen Medien zuletzt zu lesen war. Tatsächlich spielt das Team von Trainer Frank Lampard zwar offensiv gefällig, offenbart aber große Defensiv-Schwächen. Will man kommende Saison gegen Liverpool und City um den Titel mitreden, muss neben den Star-Einkäufen Timo Werner (Sturm) und Hakim Ziyech (offensives Mittelfeld) wohl auch ein neuer Abwehrchef her.

      Alaba wäre aus mehreren Gründen ideal dafür. Seine Fähigkeiten im Aufbau würden gut in das flüssige Kombinationsspiel der Blues passen, seine langen Bälle könnten die technisch versierten und flinken Flügel ideal einsetzen. Seine Erfahrung könnte defensive Stabilität verleihen.

      Das Geld hätte Chelsea durch Geldgeber Roman Abramowitsch und die abgesessene Transfersperre. Alaba scheint aber wenig Interesse an einem Wechsel nach London zeigen. Wenn Premier League, dann wohl eher nach Manchester. 

      Juventus Turin

      Italiens Top-Adressen zeigen ebenfalls Interesse. In den Gazetten war in den vergangenen Wochen zu lesen, dass Juventus Turin und Inter Mailand ernst machen wollen. Vor allem die "Alte Dame" könnte Alaba mit der Aussicht auf Titel, ihrem Charm der langen und erfolgreichen Tradition und der Nähe zur Heimat reizen. Inter derzeit wohl weniger. Bei den Mailändern steht Trainer Antonio Conte derzeit in der Kritik. Sportlich wäre der Wechsel ein Abstieg.

      Juve wäre sportlich reizvoll, gleichzeitig aber eine Herausforderung, bei der sich die Frage stellt, warum sie sich Alaba mit 28 Jahren antun sollte. Mit Matthijs de Ligt kauften die Turiner erst 2019 ihren neuen Star-Innenverteidiger. Selbst er hat Probleme, sich gegen Leonardo Bonucci, Daniele Rugani, Giorgio Chiellini und Merih Demiral durchzusetzten. Die Innenverteidigung ist gespickt mit Talent und Erfahrung. Ähnlich gestaltet sich die Situation im Mittelfeld-Zentrum. Arthur kommt im Tausch für Pjanic von Barca. Rodrigo Bentacur, Adrien Rabiot, Blaise Matuidi, Sami Khedira und Aaron Ramsey kämpfen um Einsatzminuten. Lediglich in der Linksverteidigung wäre Platz, mit Alex Sandro aber ein weiterer großer Name im Weg.

      Paris Saint-Germain

      Der französische Krösus rechnet sich Chancen aus, hieß es zuletzt. Die Innenverteidigung von Trainer Thomas Tuchel ist gut besetzt: Marquinhos, Presnel Kimpembe, Abdou Diallo, Thiago Silva. Der französische Teamspieler Layvin Kurzawa spielt linkshinten mit Alabas früherem Backup bei den Bayern, Juan Bernat. Auch im Mittelfeld besteht kein akuter Bedarf.

      Nicht falsch verstehen, dass Alaba auf der Watchlist der Pariser stehen dürfte, ist glaubhaft. Der Wiener ist längst in der Weltklasse angekommen, könnte wohl jeder Mannschaft helfen. Tuchel kennt ihn aus seiner Zeit in Deutschland (Dortmund, Mainz) gut. Kommt es zu keinen Spieler-Verkäufen, gäbe es aber zumindest keine offensichtliche Position, in der seine Dienste dringend gebraucht werden.

      So weit wird es nicht kommen. Die französische Liga ist wohl nicht am Radar des 28-Jährigen. Der sportliche Reiz ist nicht gegeben. Die finanziellen Anreize könnten auch manche der oben genannten Teams bieten.

      FC Bayern

      Somit bleiben die Bayern am Ende der heißeste Tipp im Rennen um die Zukunft von David Alaba. Er ist seit 2019 Familienvater, wohnt mit seiner Freundin Shalimar Heppner in München, hat einen Wohnsitz in Kitzbühel und ist sehr eng mit seiner Heimat Wien verbunden. Sportlich könnte es bei den Bayern kaum besser laufen. Er ist unumstrittener Stammspieler, Teil des Mannschaftsrates, Publikumsliebling, könnte mit seinem neuen Vertrag zu den Top-Verdienern aufsteigen. Sein Trainer Hansi Flick kündigte nach dem Pokalsieg (4:2 im Finale gegen Leverkusen) an, Alaba unbedingt zum Verbleib bringen zu wollen.

      Einschätzung

      Der Traum von einem Wechsel zu Barca oder Real scheint derzeit nicht greifbar zu sein. Einschätzung: Im Sommer wird es wohl zu keinem Transfer kommen. Macht Alaba ernst, lässt er den deutschen Rekordmeister aber weiterhin zappeln. Verlängert er seinen Vertrag in den kommenden Wochen und Monaten nicht, kommt auf den Teamspieler und seine Bayern im Sommer 2021 eine gänzlich andere Situation zu. Der vertragslose Alaba wäre plötzlich auch für die La-Liga-Klubs erschwinglich. Aktuell weilt Alaba übrigens im Spanien, urlaubt mit Freunden und Familie in Marbella.