Österreich

Wer soll 6.000 Schüler aus der Ukraine unterrichten?

Glattauer gibt Noten. Heute: Der "Pola-Scheck" löst nichts! "Fisch stinkt vom Kopf". Und: 6.000 neue Schüler – und kaum Lehrer für sie.

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

500 Euro als Dankeschön für 5.000 Schuldirektorinnen ("Heute" berichtete): eh gut, nur keine Neiddebatte bitte. Aber einmal davon abgesehen, dass keine Lehrerin versteht, dass sie den "Pola-Scheck" nicht kriegt, obwohl auch sie seit Jahren bis zur Erschöpfung Corona-Mehrarbeit verrichtet, und abgesehen davon, dass so manche Schulleiterin alles delegiert, vor allem die eigene Arbeit, ändern 500 Euro genau gar nichts an der unerträglichen Arbeitssituation in Schulleitungen – unabhängig von der Pandemie.

Ich selber habe deswegen meinen Direktoren-Job vorzeitig gekündigt. Schulleiter leiten nichts, sie leiten weiter. Statt pädagogisch etwas zu bewegen, bewegen sie Listen und Tabellen, füllen aus, scannen ein, mailen und melden. In anderen Ländern verwalten sich Schulen autark, eigenbestimmt und autonom, oder ein Schulerhalter nimmt ihnen diese Arbeit extern ab. In Österreich dürfen sich 5.000 Sekretärinnen der Schulbehörde Herr und Frau Direktor nennen.

Note: Themenverfehlung

Direktor schreibt: "Fisch stinkt vom Kopf"

Kollegin Renata K. schreibt mir: "Wenn der Bildungsdirektor im Radio sagt, in Wien sei es besser, kann ich nur lachen. In Wien ist es besonders schlimm. Wir arbeiten für eine aufgeblähte Behörde, in der die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut, aber nicht mehr für unsere Schüler (…) Penetrant fordert man von uns Schulqualitätsentwicklung ein (SQA). Aber die findet nur auf dem Papier bzw. ePaper statt. Wochenlang lässt man uns 'evaluieren' und 'dokumentieren'. Dann verfassen wir 'Märchen', drucken aus, speichern ab und senden ins Nirwana. (…) Keinem einzigen Kind ist damit geholfen."

Auf dem Tisch des Bildungsministers liegt – noch immer unbeantwortet – ein Protest-Brief, unterzeichnet von 40 schulischen Führungskräften, die für ihre Rolle "Schubumkehr" fordern. Grundlage ist eine Untersuchung im Auftrag der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems. Einer der Unterzeichner schreibt mir: "Der Fisch stinkt vom Kopf."

Note: Nicht genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

6.000 neue Schüler – und kaum Lehrer für sie

Wochenlang Schönfärberei, jetzt gibt man zu: Ein effektiver Unterricht für aus der Ukraine vertriebene Kinder schaut anders aus … Zuerst ein paar Zahlen: Mit Stand Freitag sind knapp 6.000 Kinder aus der Ukraine in unseren Schulen eingeschrieben. Knapp 2.000 in Wien, 1.500 in Niederösterreich, je 500 in der Steiermark und Oberösterreich. Und: Immer mehr dieser Kinder sitzen in Sammelklassen, zum Beispiel in Wien in den "Neu in Wien"-Klassen. Wo halt leider die Lehrerinnen fehlen.

Warum? Weil zig arbeitswillige Pädagoginnen aus der Ukraine auch ukrainische Schüler erst dann (zusatz-)unterrichten dürfen, wenn sie selber Deutsch können. Kein Witz! Jetzt kündigte Bildungsminister Polaschek an, dass ukrainische Lehrerinnen nach Ostern trotzdem in die Klassen dürfen, sofern sie an einer PH Deutschkurse belegen. Wofür man dort Deutsch-Lehrerinnen sucht …

Note: Bemüht
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