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Wer unter Sexismus leidet, wird eher depressiv

Heute Redaktion
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Sexismus im Alltag ist ein weit gestreutes Phänomen - das auch gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
Sexismus im Alltag ist ein weit gestreutes Phänomen - das auch gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
Bild: iStock

Laut einer Studie berichten 20 Prozent der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert zu werden. Später leiden sie dreimal häufiger an Depressionen.

Sexismus ist ein strukturelles Problem und dass alle Frauen von Sexismus betroffen sind, sollte jeder und jedem klar sein. Dass sexistisches Verhalten auch negative Langzeitwirkungen auf die weibliche Psyche hat, beweist nun eine am University College London (UCL) durchgeführte Studie. Sie wurde nun erstmals im Magazin "Health Psychology" veröffentlicht.

Daran nahmen fast 3.000 Frauen über 16 Jahren teil. Zunächst fragte man die Teilnehmerinnen, ob ihnen im letzten Jahr Geschlechterdiskriminierung widerfahren sei, was 20 Prozent bejahten. Anschließend wurden detaillierte Angaben zum Vorfall erfragt, außerdem beantworteten die Teilnehmerinnen Fragen zu ihrer psychischen Verfassung.

Belästigung erfolgt mehrheitlich auf der Straße

Die Frauen erwähnten unter anderem Beschimpfungen, Drohungen, körperliche Angriffe und das Vermeiden von gewissen Orten. Männer wurden von der Studie ausgeschlossen, da nur wenige angegeben hatten, von Sexismus betroffen zu sein.

Erschreckende 77 Prozent der Frauen wurden auf der Straße belästigt. Öffentliche Verkehrsmittel und Verkehrsknotenpunkte wie Bahnhöfe und Bushaltestellen folgten mit 40 beziehungsweise 39 Prozent. 12 Prozent der Teilnehmerinnen erfuhren Sexismus am Arbeitsplatz oder in der Schule und 11 Prozent sogar zu Hause.

"Allgemein weniger zufrieden"

Die Befragungen fanden in den Jahren 2009/2010 statt – und 2013/2014 dann nochmals, mit denselben Frauen. Das Ergebnis: Diejenigen Teilnehmerinnen, die sagten, sie seien wegen ihres Geschlechts diskriminiert worden, waren in der Zwischenzeit dreimal häufiger an Depressionen erkrankt.

"Wir fanden heraus, dass diese Frauen auch unter einer schlechteren geistigen Leistungsfähigkeit leiden, außerdem allgemein weniger zufrieden sind und ihren Gesundheitszustand als schlechter wahrnehmen", so Studienleiterin Dr. Ruth Hackett. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass diejenigen Frauen, die sexuelle Belästigung gemeldet haben, mehrheitlich jünger waren. Oftmals waren sie weiß, wohlhabend und gebildet.

Nicht bloß ein moralisches Problem

Dr. Ruth Hackett macht ebenfalls deutlich: "Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, den Sexismus in unserer Gesellschaft zu reduzieren, nicht nur um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, sondern auch um vermeidbare Probleme des psychischen Wohlbefindens bei Frauen zu mindern." Sexismus sei also längst nicht nur ein moralisches Problem, sondern auch ein gesundheitliches, ergänzt die Co-Autorin Sarah Jackson.

Die Anfänge dieser Studie gehen zehn Jahre zurück – zehn Jahre, in denen sich viel getan hat, was den Feminismus anbelangt. Die #metoo-Debatte hat für ordentlichen Aufschwung gesorgt. Feminismus ist im Mainstream angekommen. Wahrscheinlich würde heute deshalb nicht nur eine von fünf Frauen behaupten, dass sie von Sexismus betroffen ist. Denn betroffen sind wir alle, wie wir das wahrnehmen, ist jedoch individuell.

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