Österreich

Wer wirklich in Österreichs Gefängnissen einsitzt

Die Gefängnisse sind voll, klagt der Strafvollzug. Doch woher kommen die vielen Häftlinge? Die aktuellen Zahlen zur Lage in den heimischen Häfn.

Heute Redaktion
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Exakt 9.386 Häftlinge sitzen derzeit in Österreichs Gefängnissen ein (Stand 1. März 2019). Ein "Allzeit-Hochstand", wie der neue Generaldirektor für den Strafvollzug, Friedrich Koenig, gegenüber der "Presse" erklärt – "Heute.at" berichtete.

Das Problem: die heimischen Haftanstalten haben eigentlich nur Kapazitäten für insgesamt etwa 8.800 Gefangene, sind also "ausgebucht".

Doch wer sitzt in Österreich eigentlich ein? Die Strafvollzugsstatistik des Justizministeriums zeichnet davon ein ziemlich genaues Bild. Die Details:

Gleich zu Beginn fällt auf, dass männliche Insassen den Löwenanteil ausmachen. Die 580 Frauen in den Justizanstalten stellen nicht einmal einen Anteil von 6,2 Prozent.

Von den insgesamt 9.386 Insassen sind allerdings nur 8.636 in Justizanstalten eingebucht. Die restlichen 750 Insassen befinden sich in psychiatrischen Krankenhäusern beziehungsweise im elektronisch überwachten Hausarrest. Aktuell dürfen 369 Verurteilte (3,9 Prozent) ihre Strafe zu Hause absitzen – elektronische Fußfessel inklusive.

Dann ist da noch ein Detail, das es zu beachten gilt. Nicht jeder, der derzeit in einer Justizanstalt einsitzt, wurde auch rechtskräftig verurteilt. Tatsächlich in Strafhaft befinden sich aktuell nur 6.119 Insassen (65,2 Prozent), etwas mehr als ein Fünftel (1.925 Personen) sitzt eigentlich nur in Untersuchungshaft und wartet noch auf einen Prozess.

Die 1.003 Untergebrachten – so werden geistig abnorme sowie entwöhnungsbedürftige Rechtsbrecher bezeichnet – machen knapp 10,7 Prozent aller Insassen aus. Exakt 339 Insassen (3,61%) bilden die Kategorie "Sonstige". Dabei handelt sich um den Vollzug von Freiheitsstrafen für Verwaltungsbehörden, Finanzbehörden sowie ausländische Behörden (Stichwort: Auslieferungshaft).

Die Durchlaufquote ist dabei aber enorm. Zusammengerechnet sitzen 85,1 Prozent bis maximal 5 Jahre im Strafvollzug ein. Nur 1,4 Prozent wurden zu einer Freiheitsstrafe von mehr als 20 Jahren beziehungsweise lebenslang verurteilt.

Dass längst nicht alle Insassen im österreichischen Strafvollzug auch österreichische Staatsbürger sind, ist schon länger Thema hitziger Debatten. Denn mit 54,5 Prozent sind mehr als die Hälfte aller Insassen ausländischer Herkunft.

Die meisten stammen aus Rumänien, den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens, Ungarn, Nigeria und der Türkei. Der hohe Ausländeranteil sei für den Strafvollzug "eine von vielen Herausforderungen", wie das Justizministerium mitteilt.

Strafvollzugs-Generaldirektor Koenig fordert: "Um die Gefängnisse zu entlasten, soll die Verbüßung der Haft im Heimatland weiter forciert werden". Möglich sei das etwa mit anderen EU-Ländern bzw. dem Beitrittskandidat Serbien.

Im Justizministerium sieht man das ähnlich: "Im Hinblick auf eine erfolgreiche Resozialisierung" forciere man eine möglichst rasche Überstellung in die Herkunftsstaaten bereits. (rcp)