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Werden die USA Kim Jong-un bestrafen?

Der Tod des Studenten Otto Warmbier ist ein viel diskutiertes Thema in den USA. Vor allem, wenn es um eine Reaktion geht.

Heute Redaktion
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Der Familie des verstorbenen Studenten Otto Warmbier wird in den USA große Anteilnahme entgegengebracht. Vorwürfe werden erhoben, und es gibt heftige Diskussionen über mögliche Folgen. Ein Überblick.

Wieso hat Nordkorea den Studenten gerade jetzt heimgeschickt?

Nordkorea habe den komatösen Warmbier so schnell wie möglich loswerden wollen, schreibt der "Miami Herald". Der Student, dessen Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechterte, sei zu einer Belastung geworden. "Er konnte nicht länger als diplomatisches Faustpfand eingesetzt werden", erst recht nicht, wäre er in nordkoreanischer Haft verstorben.

Wie viele US-Bürger sind in Nordkorea inhaftiert?

Drei. Zwei Mitarbeiter der von protestantischen Christen aus dem Ausland geführten Elite-Universität PUST wurden erst im Mai 2017 festgenommen. Ihnen werden "feindselige Akte" und Umsturzversuche vorgeworfen. Der dritte Gefangene ist ein in Südkorea geborener Geschäftsmann und christlicher Missionar, der wegen Spionagevorwürfen zu einer zehnjährigen Haftstrafe mit Zwangsarbeit verurteilt wurde.

Hat das Drama um Warmbier politische Folgen?

Das ist anzunehmen. Zum einen, so zynisch das klingt, kommt das Drama um den Studenten dem US-Präsident gerade recht, um sich jetzt vor seiner Nation zu profilieren. Wir erinnern uns: Donald Trumps Umfragewerte sind im Keller, Reuters zufolge sind nicht einmal mehr 40 Prozent der Amerikaner mit ihm zufrieden. Oder wie die 2Süddeutsche Zeitung2 schreibt: "Der Fall Warmbier könnte zur Heldengeschichte für den angeschlagenen Präsidenten werden. Trotz des bitteren Endes – vielleicht sogar gerade deswegen."

Tatsächlich erwägt die US-Regierung ein präsidiales Dekret, um ein Reiseverbot für das kommunistische Land durchzusetzen. Der Senat hatte sich diesbezüglich zwar skeptisch gezeigt, doch das Schicksal von Otto Warmbier könnte gut zu einem Umdenken führen.

Es kommt hinzu, dass in Washington bereits am Mittwoch ein Treffen von US-Außenminister Tillerson und US-Verteidigungsminister James Mattis mit ihren chinesischen Amtskollegen stattfinden wird. "Wenn es jemals eine Aufforderung zu mehr Handeln gab, dann war das jetzt der Tod von Otto Warmbier", sagt Bruce Klingner vom Zentrum für Asienforschung an der Heritage Foundation in Washington zu "CNN".

Welche Rolle spielt China?

China gilt als engster Verbündeter des isolierten Nordkorea. Potenziell kann es großen Druck auf Pyongyang ausüben. Bereits unter Trump-Vorgänger Barack Obama versuchten die USA, über China Einfluss auf Nordkorea zu gewinnen, gerade was das höchst umstrittene Atomwaffenprogramm des Staates anbelangt. Beobachtern zufolge war diese Strategie bisher nur von mäßigem Erfolg gezeichnet. Auch ohne das Drama um Warmbier wollten die USA am Mittwoch ohnehin darauf drängen, dass China stärker gegen Firmen durchgreift, die mit Nordkorea Geschäfte betreiben. Zudem solle China wegen Nordkoreas Nuklear- und Raketenentwicklung mehr Druck auf Nordkorea aufbauen.

China müsse endlich klargemacht werden, dass es gegenüber seinem Verbündeten Nordkorea alle diplomatischen und wirtschaftlichen Muskeln spielen lassen müsse, so Sicherheitsexperte Harry J. Kazianis vom Center for the National Interest auf Fox News. "Die Zeit der Gespräche und Absichtserklärungen sind vorbei", Peking müsse sich nun ernsthaft daran machen, der internationalen Gemeinschaft in ihrer Bemühung beizustehen, Nordkorea zu zügeln.

Wie reagierte Trump auf Warmbiers Tod?

Fast schon überraschend besonnen. Auf Twitter veröffentlichte der Präsident ein Statement des Weißen Hauses. Warmbiers Geschichte stärke "die Entschlossenheit" seiner Regierung, derartige Tragödien zu verhindern. Das Regime Nordkoreas achte weder das Recht noch die Regeln des grundlegenden menschlichen Anstands. "Es ist ein brutales Regime. Aber wir können damit umgehen":

Wie genau die Antwort aussehen könnte, sagte Trump noch nicht. Andere hingegen verlangen Vergeltung. "Lasst uns die Fakten doch klar benennen: Otto Warmbier, ein amerikanischer Bürger, wurde vom Regime von Kim Jong-un umgebracht", so der republikanische Senator und Trump-Kritiker John McCain. Die USA sollten dies nicht tolerieren. Der

twitterte: "Nordkorea muss für diese Brutalität zur Verantwortung gezogen werden."

Für den Sicherheitsexperten Kazianis ist klar, was in den USA jetzt geschehen muss: US-Bürger dürfen nicht mehr länger nach Nordkoreas reisen. Zudem soll Washington alle Gespräche mit Nordkorea auf unbestimmte Zeit aussetzen. Zu viele Regierungen hätten die Probleme mit Nordkorea auf die lange Bank geschoben, sagt Kazianis. "Jetzt ist eindeutig die Zeit gekommen zu handeln."

Welche politische Reaktion auf den Tod Otto Warmbiers angemessen wäre, wird Stoff für Diskussionen liefern.

(gux)