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Wie "Assassin's Creed" die LGTB-Gemeinde verärgert

Heute Redaktion
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Ubisoft hat bei "Assassin's Creed: Odyssey" Spielern die Möglichkeit genommen, ihre Sexualität frei zu wählen. Der Shitstorm ließ nicht auf sich warten.

Mit Social Justice, also sozialer Gerechtigkeit, tut sich die Game-Industrie noch immer ziemlich schwer. Auf der einen Seite stehen die halbherzigen Versuche der Entwickler, Minderheiten in populären Spielen mehr Präsenz zu geben. Das kann wie im Fall der historisch wohl nicht ganz korrekten Kampfamazonen im WW-Shooter "Battlefield" aber auch in die Hose gehen.

Auf der anderen Seite stehen unzählige frauen- oder schwulenfeindliche Sprüche, die Star-Streamern auf Twitch und YouTube immer mal wieder rausrutschen. In diesem Zusammenhang ist wohl auch der neueste Aufschrei aus der LGTB-Community zu werten, denn im neuen DLC zu "Assassins Creed: Odyssey" kann man die Sexualität nicht mehr frei wählen.

Romanze mit Folgen

Der Reihe nach. "Assassin's Creed: Odyssey" ist ursprünglich auf sehr viel Gegenliebe gestoßen, weil das Game seinen Spielern oft freie Hand lässt. Zum ersten Mal in der Geschichte der populären Franchise bietet es seinen Spielern die Möglichkeit, jede Menge Entscheidungen zu treffen, darunter auch, ob man einen heterosexuellen oder homosexuellen Helden spielen will. Doch im neuen DLC "Legacy of the First Blade" ändert sich das plötzlich: Im ersten Kapitel trifft man auf Darius und seinen Sohn Natakas beziehungsweise seine Tochter Neema, sofern man Alexios spielt.

Daraus entwickelt sich eine Romanze, die aber – entgegen des propagierten freien RPG-Prinzips– auf jeden Fall heterosexuell endet. Den Spielern wird also keinerlei Möglichkeit gegeben, die Sexualität im Game frei zu wählen. Im Gegenteil: Die männliche, beziehungsweise weibliche Spielfigur geht bei der Fortsetzung der Geschichte immer eine Beziehung mit einer andersgeschlechtlichen Person ein, zumal aus dieser Beziehung im späteren Verlauf Nachwuchs hervorgeht.

Zuvor hatte man hier freie Wahl gehabt. Kein Wunder, fühlte sich die vorgeschriebene Elternschaft für alle, die ihren Charakter homosexuell, asexuell, ohne Kinderwunsch oder sonst nicht konventionell gespielt hatten, wie ein Schlag ins Gesicht an.

Vom Publisher verraten

Der Shitstorm ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Im Internet hagelte es böse Kommentare für Publisher Ubisoft; viele Spieler aus der LGTB-Gemeinde fühlten sich verraten. Der im Vorfeld lautstark angepriesene Rollenspiel-Charakter von "Odyssey" verkomme durch das erzwungene DLC-Ende zu einer Farce, so der Tenor.

Ubisoft hat sich inzwischen für das Vorgehen entschuldigt. Man habe mitbekommen, dass "einige Spieler angesichts der Beziehung in unserem neuen DLC enttäuscht sind", zeigte sich Creative Director Jonathan Dumont reumütig. Man wolle sich dafür entschuldigen. Und: "Unser Fokus bei der Geschichte war der Stammbaum des Protagonisten – wir haben da aber etwas falsch gemacht."

Tatsächlich wird im Internet durchaus darüber gestritten, ob eine Hetero-Beziehung bei einer Liebschaft mit Kinderfolge nicht einfach logisch ist. Klar ist: Social Justice bleibt für viele Publisher ein Spielfeld, auf dem man sich nur allzu schnell die Finger verbrennen kann. (srt)