Österreich

Wie die Stadt Wien "Österreich" sponsert

Heute Redaktion
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Das Millionengeschenk der Stadt an die Zeitungsgruppe "Österreich" ist nicht der einzige Geldregen, den Bürgermeister Ludwig über Verleger Fellner niedergehen lässt.

Er bekomme zu wenig Geld, beklagte der "Österreich"-Verleger am Sonntag in seinem Blatt. Wahr ist das Gegenteil: "Österreich" wird von der Stadt Wien mit Geld regelrecht zugeschüttet - "heute.at" berichtete hier. Nun folgen weitere Beispiele:

Die Mediaanalyse

Die Mediaanalyse ist (vor allem für die Werbewirtschaft) die einzige relevante Erhebung, die den Erfolg von Zeitungen am Markt misst. Eben diese Mediaanalyse wies "Österreich" für 2017 in Wien nur mehr rund 245.000 Leser aus. "Heute" hat doppelt so viele, die "Krone" deutlich mehr Leser als "Österreich".

"Heute" mit doppelt so vielen Lesern wie "Österreich"

Die Stadt Wien ignorierte das Ergebnis. "Österreich" erhielt auch im ersten Quartal 2018 um ein Vielfaches mehr Inserate als dem Blatt aufgrund der Mediaanalyse zustünden. Die Stadt inserierte in "Österreich" gleich um 1,556 Millionen Euro, damit fast gleich viel wie in "Heute", das beinahe doppelt so viele Leser hat.

"Kurier" ist großer Verlierer

Bitter vor allem etwa für den "Kurier", der in Wien fast so viele Leser erreicht wie "Österreich", aber nur 703.000 Euro bekam, also weniger als die Hälfte.

Auch "Standard" und "Presse" leiden

"Standard" und "Presse" erging es nicht besser. Der "Standard" hat laut Mediaanalyse nur 37.000 Leser weniger als "Österreich", erhielt aber im ersten Halbjahr lediglich Inserate um 381.000 Euro. Anders gesagt: "Österreich" bekam rund vier Mal so viel Geld.

Kursänderung unter Ludwig

Dann kam der neue Bürgermeister Michael Ludwig und setzte noch eins obendrauf. Er erwirkte, wie berichtet, dass die "Wiener Linien" nach rund zehn Jahren (!) Prozessdauer einen Vergleich mit "Österreich" schlossen, das sich beim Aufstellen von Zeitungsboxen in der U-Bahn benachteiligt fühlte. Obwohl ein von Gericht bestellter Gutachter aus Berlin keinerlei Benachteiligung erkennen konnte, brachte Ludwig die "Wiener Linien" dazu, ohne Not und Grund mehrere Millionen Euro "Schadenersatz" an "Österreich" zu zahlen. Dazu kommt: "Österreich" bezahlte nie – wie "Heute" – Miete für die Boxen an die "Wiener Linien". Auch nie – wie "Heute" – für die Reinigung. Die Gelder wurden "Österreich" nun im Vergleich erlassen.

Michael Häupl war als Bürgermeister immer der Ansicht, Gerichte entscheiden zu lassen, wollte sich nicht "erpressen" lassen und dem Druck von Verleger Fellner (wie man aus dem Rathaus hört) nicht nachgeben. Sein Nachfolger Ludwig hat ihn jetzt "overruled".

Die Stadt will nun Inserate nach echten Leserzahlen vergeben. Dann müsste Fellner weniger erhalten – und man wird sehen, wie (un)erfolgreich das Blatt tatsächlich ist, das in seiner Bilanz deutlich mehr Verbindlichkeiten als Umsatzerlöse ausweist.

Geschenk wird Fall für den Landtag

Die Millionen-Euro-Geldspritze für "Österreich" empört die Opposition - sogar die Grünen, Koalitionspartner der SPÖ.

Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr brachte noch letzte Woche eine Anfrage an den Landtag ein, stellte darin acht Fragen. Etwa, wie viel die Stadt exakt gezahlt hat? Welche "Entschädigungsleistungen" (Boxenmiete, Reinigung) erlassen wurden. Und: Wer den Vergleich "erwirkt" hat. Wird eng für Ludwig.

(Red)