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Wie ein paar Impfgegner viel Schaden anrichten

Heute Redaktion
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Besonders Babys sind auf die sogenannte Herdenimmunität der Bevölkerung angewiesen.
Besonders Babys sind auf die sogenannte Herdenimmunität der Bevölkerung angewiesen.
Bild: iStock

Wenn die Impfquote gegen Masern nur um fünf Prozent zurückgeht, würde sich die Zahl der Fälle glatt verdreifachen. Dies zeigt eine neue Studie aus den USA.

In Europa und den USA wächst die Sorge, dass Ausbrüche vermeidbarer Krankheiten künftig zunehmen könnten. Dies, weil die Durchimpfung der Bevölkerung in gewissen Regionen, besonders in den USA, zurückgeht.

Eine Studie der Universität Stanford und des Baylor College of Medicine zeigt nun anhand der Masern, dass bereits ein kleiner Rückgang der Durchimpfung dramatische Folgen haben kann.

Demnach führt eine Verringerung der Quote bei der Kombi-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) um 5 Prozent bei Kindern von zwei bis elf Jahren zu einer Verdreifachung der Masernfälle in dieser Altersgruppe. Angewandt auf die USA würde dies zudem Zusatzkosten in Millionenhöhe für die öffentliche Hand bedeuten.

Für ihre im Fachmagazin "Jama Pediatrics" veröffentlichte Studie entwickelten die Forscher ein Computermodell, das Tausende von Szenarien von zunehmender Impfverweigerung durchspielt. Das Beispiel der Masern wurde gewählt, weil es bei einem Rückgang der Impfquote bei dieser hoch ansteckenden Krankheit zuerst zu Ausbrüchen kommen dürfte, schreiben die Forscher in einer Mitteilung.

Dutzende zusätzliche Fälle in Österreich

Auf Österreich angewandt, würde das bedeuten, dass die Fallzahl von 309 Fällen (2015) auf knapp 930 steigen würde. Nach Daten des Gesundheitsministeriums wurden in diesem Jahr in sechs Bundesländern bereits 79 Fälle registriert.

Europaweit (EU/EEA-Länder) liegt Österreich mit einer Inzidenz von 35,3 gemeldeten Fällen von Masern pro 1 Million Einwohner an zweiter Stelle nach Kroatien (Kroatien 51,6 Fälle pro

1 Million Einwohner).

Die Anzahl der geimpften Personen in Österreich reicht nach wie vor nicht aus, um Masern in Österreich auszurotten. Dazu müssen laut der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens 95 Prozent der Bevölkerung, die nach 1963 geboren wurden, mit zwei Dosen geimpft sein. Nur dann kann eine sogenannte Herdenimmunität erreicht werden. Das bedeutet, dass dann auch Individuen geschützt sind, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, wie etwa Babys. Da diese erst ab einem Alter von 12 Monaten geimpft werden können, sind sie in besonderem Maße auf die Herdenimmunität angewiesen.

Tote auch in Europa

Dass die sogenannte Kinderkrankheit Masern nicht unterschätzt werden darf, zeigt der Tod eines jungen Mannes im Frühling. Es war der erste Maserntote in der Schweiz seit 2009. In diesem Jahr kam es in Italien und Rumänien zudem zu heftigen Ausbrüchen. In Rumänien starben mindestens 17 Menschen.

Weltweit fordern Masern jedes Jahr etwa 158.000 Todesfälle. Diese sind hauptsächlich auf Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen zurückzuführen. Dagegen konnten durch Impfungen laut WHO zwischen 2000 und 2015 weltweit 20,3 Millionen Tote verhindert werden. (jcg/rcp)