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Wie heikel sind Schwangerschaften ab 40?

Schauspielerin Chloë Sevigny erwartet mit 45 ein Kind – und reiht sich damit in die immer größer werdene Gruppe der Ü-40-Mums ein.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

In sämtlichen reichen Ländern sind späte Schwangerschaften ab 40 schon längst keine Ausnahme mehr. Die Zahl der Mütter ab 40 hat sich seitdem mehr als vervierfacht. Sie sind jedoch für Kind wie Mutter mit gewissen Risikos verbunden, wie auch kanadische Forscher bereits bestätigten. In Österreich wird jede Schwangerschaft ab 35 als Risikoschwangerschaft eingestuft.

Auch Promis wie Milla Jovovich, Alanis Morissette oder Diane Kruger sind über Vierzig Mutter geworden. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass 90s-It-Girl und Schauspielerin Chloë Sevigny mit 45 ein Kind erwartet – und derzeit mit dem künftigen Papa Sinisa Mackovic und Babykugel happy durch New York turtelt.

"Werden Sie vor 32 schwanger"

Eine Entwicklung, die ziemlich schlecht zum "Ratgeber Kinderplanung" des Universitätsspitals Zürich passt. Darin empfiehlt Dr. Roland Zimmermann, Direktor der Klinik für Geburtshilfe: "Werden Sie nach Möglichkeit vor 32 Jahren schwanger. Haben Sie dieses optimale Alter überschritten, warten Sie nicht mehr lange, wenn Sie den richtigen Partner haben."

Weiter ist in der Broschüre zu lesen, die Fruchtbarkeit nehme "nach dem 35. Lebensjahr markant ab." Gleichzeitig steige die Wahrscheinlichkeit für Chromosomenstörungen, wie beispielsweise Trisomie 21: "Während bei den 20-jährigen durchschnittlich nur jedes 1500. Kind mit Down-Syndrom zur Welt kommt, ist es bei den 35-Jährigen jedes 380. Kind, bei den 40-Jährigen jedes 100. Kind – und bei den 50-Jährigen jedes 10. Kind."

"Wer zu lange wartet, halst sich Probleme auf"

Am Telefon betont Dr. Zimmermann, er wolle "niemandem vorschreiben, früh – oder überhaupt – Kinder zu bekommen." "Aber ich will darauf hinweisen, dass man sich Probleme aufhalst, wenn man lange mit dem Kinderkriegen wartet. Das ist nun mal ein Fakt, um den leider kein Paar herumkommt", so Zimmermann.

So sei neben dem Down-Syndrom-Risiko auch das einer Früh-, Fehl- oder Totgeburt erhöht. Eileiterschwangerschaften sowie Schwangerschaftskomplikationen wie hoher Blutdruck seien häufiger, außerdem Kaiserschnitte sowie Beckenbodenbodenverletzungen im Falle einer natürlichen Geburt.

Und nicht nur das Alter der Mutter ist entscheidend: Mit zunehmendem Alter des werdenden Vaters steigt das Risiko, dass Kinder später psychische Erkrankungen wie beispielsweise Schizophrenie entwickeln.

Ein neues Zeitalter

Generell gilt: Je gesünder die Frau, desto höher die Chance auf eine unkomplizierte Schwangerschaft sowie ein gesundes Baby. "Und Menschen ab 40, 45 haben im Vergleich zu jüngeren nun mal eher gesundheitliche Probleme", sagt Roland Zimmermann.

Pauschal abraten würde Zimmermann dennoch keiner Frau über Vierzig von einer Schwangerschaft. "Die Zeiten haben sich geändert. Als ich in den 80ern Medizin studiert habe, galt eine Gebärende als alt, wenn sie über Dreißig war. Heute betreue ich vereinzelt 60-Jährige, die durch eine Eizellenspende schwanger wurden."

Aufs Beste hoffen

Entscheidend ist laut Zimmermann vor allem die Erwartungshaltung: "Eine Frau geht mit der richtigen Einstellung an die Sache ran, wenn sie sich sagt: Ich darf aufs Beste hoffen und muss gleichzeitig mit dem Schlimmsten rechnen."

Barbara Stocker, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbands, sagt: "Natürlich steigen einige Risiken mit zunehmenden Alter, aber wie eine Schwangerschaft abläuft, kann vorher trotzdem niemand sagen."

Der Gesundheitszustand der Frau sei entscheidend – und im Zweifelsfall könne eine 40-jährige Frau gesünder sein als eine 25-Jährige, die sich beispielsweise sehr ungesund ernährt oder vor ihrer Schwangerschaft häufig Drogen konsumiert hat.

"Will niemanden verurteilen"

Als Hebamme sei es ihre Aufgabe, jede Schwangere bestmöglichst zu betreuen – unabhängig davon, wie alt eine Frau sei oder auf welchem Weg sie schwanger wurde, so Stocker. "Wenn sich eine Frau oder ein Paar für eine späte Schwangerschaft entscheidet, dann möchte ich da niemanden be- oder gar verurteilen."

Dass einige Frauen das Kinderthema lange vor sich herschieben, kann Barbara Stocker gut nachvollziehen: "Frauen sind immer besser ausgebildet, wollen sich im Job verwirklichen – und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nach wie vor nicht einfach."

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