Life

Schneckenschleim könnte bald Menschenleben retten

Heute Redaktion
Teilen

Wo man nicht überall Inspiration findet: Durch Nacktschnecken haben US-Wissenschaftler einen neuartigen Bio-Klebstoff entdeckt, der vielleicht bald Leben retten wird.

Jeder der schon einmal ein Pflaster am Körper getragen hat, kennt das Problem. An viel bewegten und feuchten Stellen löst sich der Kleber bald wieder.

Während Hobby-Gärtner gerne zum Salzstreuer greifen, ließen sich Forscher des auf Bionik spezialisierten Wyss-Instituts der renommierten Universität Harvard, vom Schneckenschleim zu einer revolutionären Entwicklung inspirieren.

Die Braune Wegschnecke (Arion fuscus) sondert zur Abwehr von Fressfeinden ein pickiges Sekret aus, das jetzt als Vorlage für einen neuartigen medizinischen Klebstoff dient.

"Wir haben unser Material so zusammengesetzt, dass es die wichtigsten Eigenschaften des Schneckenschleims imitiert und die Resultate sind hervorragend", so Forschungsleiter Jianyu Li. In einem Versuch konnte damit schon erfolgreich ein Loch in einem Schweineherzen verschlossen werden.

Seine Kraft erhält der neue Bio-Kleber aus zwei Komponenten. Einer Klebeschicht und einer dissipativen Matrix, eine Art biochemischer "Stoßdämpfer".

Dreimal stärkere Haftung

Durch ein Zusammenspiel von elektrostatischen Interaktionen, kovalenten Bindungen und physischer Vermischung soll er auch an feuchten Oberflächen bis zu dreimal stärker haften, als konventionelle medizinische Klebstoffe.

Picture

Die zwei Komponenten des Schneckenschleim-Klebers. (Bild: Jianyu Li/Wyss Institute)

Die zweite Schicht sei dabei aber das Schlüsselelement: Weil dadurch Bewegungsenergie aufgefangen und wieder abgegeben wird, kann die Klebeschicht besser an Oberflächen haften bleiben.

Mehr lesen: Schnecken-Sex im Namen der Wissenschaft

Nach drei Minuten beginnt das Adhäsiv "auszuhärten". Nach einer halben Stunde ist es bereits ebenso stark, wie das körpereigene Gewebe.

Bald in jedem Erste-Hilfe-Set?

"Ich bin vollkommen begeistert von diesem System", schwärmt der Studienleiter. "Die Anwendungsbereiche sind vielfältig – das Material ist sehr robust, dehnbar und nachgiebig, was sehr nützlich ist, wenn man an dynamischem Gewebe wie Herz oder der Lunge arbeitet."

Noch befindet sich die Entwicklung des Bio-Klebers im Frühstadium: Doch bereits jetzt glauben die Wissenschaftler fest daran, dass ihre Entdeckung nicht nur in der Chirurgie Anwendung finden wird, sondern auch bald zur Standardausrüstung eines jeden Erste-Hilfe-Sets gehört.

Dem künftigen Erfolg scheint nichts im Wege zu stehen. Denn neben seinen einzigartigen Eigenschaften sei auch die Herstellung des Bio-Klebers besonders kostengünstig möglich, so die Forscher. (rcp)

;