Wien

Preis-Explosion bei Wien Energie – jetzt wird AK aktiv

Wien Energie verteuert den Stromtarif massiv. Kunden mit alten Verträgen sollen umsteigen, gelockt wird mit einem Treue-Deal. Dafür hagelt es Kritik.

Roman Palman
Die Strompreise schießen durch die Decke. Symbolbild
Die Strompreise schießen durch die Decke. Symbolbild
Guenter Artinger / picturedesk.com

Mit 1. September schießen in Wien und Niederösterreich die Preise für Strom um 85 Prozent in die Höhe, Gas wird sogar um unfassbare 97 Prozent teurer. In der Bundeshauptstadt lockt nun die Wien Energie mit einem Treue-Deal. Kunde sollen auf den Tarif "Optima Entspannt" samt Bindung umsteigen und dadurch den Teuerungsschock deutlich abfedern können. Doch kann das Modell halten, was es verspricht?

Die Arbeiterkammer hat diesen neuen Stromtarif nun ganz genau unter die Lupe genommen: Konkret beträgt der Verbrauchspreis des "Optima Entspannt 100% Öko" 28,9239 Cent/kWh. Im Vergleich zum bisherigen Standard Tarif "Optima" ist dieser neue Tarif doppelt so hoch.

Scharfe Kritik

Dazu werden Bestandskunden in einer noch bis 30. September 2022 laufenden Aktion, eine Preisgarantie von zwölf Monaten sowie individuelle "Gratis Strom Tage" versprochen: Alleine für die Bindung an "Optima Entspannt" für ein Jahr gibt es 60 Gratis-Tage. Wer Online oder per Antwortkarte zustimmt, bekommt weitere 20 Tage extra dazu. Und hat man eine Jahreskarte der Wiener Linien gibt es nochmal 20 Tage obendrauf. In Summe sind also bis zu 100 Gratis-Tage möglich.

Die Krux: Alle Kunden werden von Wien Energie sowieso automatisch, also ungefragt, auf den neuen Tarif umgestellt. Wer das verhindern will, muss aktiv widersprechen. Doch bringen tut das nichts, denn auch der Preis für den unentspannten Alt-Tarif schießt durch die Decke. Mit 36,3185 Cent/kWh ist dieser bald aber nochmal merklich teurer!

Dafür hagelt es scharfe Kritik von der Arbeiterkammer: "Diese Vorgehensweise ist sehr kompliziert und berechtigterweise sind Konsument:innen darüber irritiert."

Die Müllverbrennungsanlage Spittelau in Wien: Auch die <a data-li-document-ref="100224276" href="https://www.heute.at/s/wien-fernwaerme-brief-enthuellt-massives-ausmass-der-teuerung-100224276">Kosten für Fernwärme</a> steigen massiv.
Die Müllverbrennungsanlage Spittelau in Wien: Auch die Kosten für Fernwärme steigen massiv.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Günstigster Tarif?

Anhand eines Beispiels erklärt die Arbeiterkammer die Einsparpotenziale für die Kunden: Ein durchschnittlicher Wiener Haushalt verbraucht 2.000 kWh an Strom im Jahr. Bei Ausnutzung aller Möglichkeiten beträgt die Preissteigerung 24 Prozent bzw. 10,37 Euro Mehrkosten pro Monat (bezogen auf den Gesamtpreis inkl. Netzkosten, Steuern und Abgaben).

Ohne den neuen Tarif beträgt die Preissteigerung 85 Prozent. Der angebotene "Optima Entspannt 100% Öko" ist, so das Fazit der AK-Experten, – insbesondere, wenn alle "Gratis Strom Tage" ausgenutzt werden können – "aktuell der günstigste Tarif".

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    Screenshot Facebook / Klimaschutzministerium

    Mit Umstieg warten

    Allerdings sind die Strom- und Gaspreise sehr volatil, warnt die Arbeiterkammer. Deshalb solle jeder Kunde am besten mit einem Tarifkalkulator wie jenem der E-Control seine eigene Situation nochmal gesondert prüfen. Und: "Sollte es zu einer Deckelung der Strompreise kommen, wie das die Regierung für Ende August angekündigt hat, so geht die AK davon aus, dass natürlich auch Preisbindungen der Strompreisbremse unterliegen."

    AK prüft Rechtslage

    Davon abgesehen prüft die AK derzeit die Rechtslage bezüglich der Änderungen der Allgemeinen Lieferbedingungen der Wien Energie. "Wir haben rechtliche Bedenken was die Kurzfristigkeit sowohl der Änderungen der Lieferbedingungen als auch der Kund:innen-Information über diese komplizierte Preiserhöhung betrifft. Derzeit haben noch nicht alle Haushalte die Information über die geänderten Strom- und Gaspreise erhalten, obwohl die massive Preiserhöhung bereits mit 1. September in Kraft tritt. Außerdem prüfen wir auch die automatische Umstellung", fasst Sandra Matzinger, Energieexpertin der AK Wien zusammen.

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