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Wien ist schon 2029 eine 2-Millionen-Stadt

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Wien wächst - und das schneller als bisher angenommen: Laut neuesten Zahlen, die am Mittwoch präsentiert wurden, sprengt die Bundeshauptstadt bereits 2029 - und nicht erst 2030 - die Grenze von zwei Millionen Einwohnern. Den stärksten Anstieg wird in den kommenden 20 Jahren die Donaustadt verzeichnen. Hietzing und die Innere Stadt werden allerdings schrumpfen, letztere sogar um elf Prozent.

Nach Jahrzehnten des Negativtrends wächst die Donaumetropole seit den 1980er-Jahren wieder kontinuierlich. Derzeit leben hier rund 1,77 Mio. Menschen. In zehn Jahren werden bereits 1,95 Mio. Personen (plus zehn Prozent) in Wien wohnen, 2034 rund 2,04 Mio. (plus 15 Prozent) und 2044 bereits 2,11 Mio, was einem Anstieg von fast einem Fünftel gegenüber heute gleichkommt.

Damit wäre sogar der bisherige Höchststand von 2,08 Mio. Einwohnern im Jahr 1910 überschritten. Wobei die Prognosen freilich desto unschärfer würden, je weiter man in die Zukunft blicke, wie Klemens Himpele, Leiter der zuständigen Magistratsabteilung 23, in einer Pressekonferenz erklärte. Nichtsdestotrotz gehöre Wien zu den am schnellsten wachsenden Städten in der EU.

Viele Zuzügler aus den Bundesländern

Rund zwei Drittel des Einwohneranstiegs machen Zuzügler aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland aus. Für Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) ein Kompliment - denn: "In eine schiache Stadt kommt niemand." Das restliche Drittel erklärt sich aus einem Geburtenüberschuss. "2013 hatte Wien beispielsweise die höchste Geburtenanzahl seit 1969", so Himpele.

Für die nähere Zukunft bedeutet dies, dass neben den Über-75-Jährigen - dieses Alterssegment nimmt bis 2024 um rund 37 Prozent zu - der Kreis der Null- bis 14-Jährigen am stärksten wächst, und zwar um 16 Prozent in den kommenden zehn Jahren. "Die Stadt wird jünger und älter zugleich", fasst der MA-23-Chef zusammen.
Wiener im Schnitt 41 Jahre alt

Wobei Wien gerade auf dem Weg ist, bis spätestens 2016 Vorarlberg als jüngstes Bundesland Österreichs den Rang abzulaufen. Derzeit liegt das Wiener Durchschnittsalter bei gut 41 Jahren. Auch in den kommenden Jahren wird es nur leicht ansteigen, während die Kurve in Rest-Österreich deutlich steiler nach oben geht.

Donaustadt boomt am stärksten

Für den Blick in die Zukunft haben die Rathaus-Statistiker bis auf Bezirks- und Grätzelebene Daten zusammengetragen und analysiert. Dabei zeigt sich, dass vor allem die Donaustadt ordentlich boomen wird, was nicht zuletzt am neuen Stadtteil Aspern liegt. Bis 2034 werden im 22. Bezirk um ein Drittel mehr Leute leben als derzeit. Die Leopoldstadt, Favoriten, Floridsdorf, Mariahilf oder die Brigittenau gehören zu den Boomregionen der Stadt.

Hietzing und City schrumpfen

Mit Hietzing und der Inneren Stadt gibt es aber auch zwei Bezirke, die schrumpfen werden. Im 13. Bezirk erwartet man ein Minus von zwei Prozent, in der City gar um elf. Das habe u.a. damit zu tun, dass hier die Bevölkerung überdurchschnittlich alt sei, woraus sich mangels genügend Leuten im gebärfähigen Alter ein Geburtendefizit ergebe. Das trifft auch auf Döbling zu, das seine heutige Einwohnerzahl in etwa halten dürfte. Was die kleinräumige Analyse auch zeigt: Vor allem der westliche Stadtrand und einzelne Bezirksteile im Süden werden von überdurchschnittlichen Alterungsprozessen betroffen sein.

Für Stadträtin Brauner sind die jüngsten Zahlen eine Herausforderung. Denn der Anstieg bei Jung und Alt erfordere mehr Kindergärten sowie Schulen einerseits und Pflegeeinrichtungen andererseits. Dazu kämen noch Wohn-, Verkehrs- und Gesundheitsinfrastruktur, betonte die Ressortchefin.

Seite 2: das Wiener Geburtenniveau und die Lebenserwartung im Detail!

Das Geburtenniveau von 1,4 Kindern je Frau wird im gesamten Prognosezeitraum bis 2044 als konstante Größe angenommen, da es seit mehr als drei Jahrzehnten auf diesem Niveau stabil ist und es keine erkennbaren Hinweise auf tiefgreifende Veränderungen gibt. In den kommenden Jahren ist mit einem Geburtenanstieg von 18.000 auf knapp 20.000 Geburten im Jahr zu rechnen, wobei das Geburtenniveau bis zum Ende des Prognosehorizonts stabil bei knapp unter 20.000 Geburten liegen wird.

Es wird mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gerechnet. Im Jahr 2050 liegt die Lebenserwartung für neugeborene Mädchen im Schnitt bei 89 Jahren und für neugeborene Buben bei 85 Jahren. Durch das Vorrücken von stark besetzten Alterskohorten sind in den kommenden Jahren leicht steigende Sterbefallzahlen zu erwarten, die im langjährigen Durchschnitt bis 2044 bei etwa 16.000 pro Jahr liegen werden.

In den kommenden Jahren kann mit weiteren Geburtenüberschüssen gerechnet werden. Nach den Prognoseergebnissen könnte die positive Geburtenbilanz im Zeitraum 2014 bis 2044 rund ein Drittel (31 Prozent) des Bevölkerungszuwachses ausmachen.