Defibrillator ein Gamechanger

Wien rettet Leben! Reanimation wirkt immer besser

In Wien überleben deutlich mehr Menschen einen Herzstillstand. Eine neue Studie zeigt, was dabei den entscheidenden Unterschied macht.
Christoph Weichsler
22.04.2025, 12:07

Sekunden entscheiden über Leben und Tod – doch die Chancen stehen heute besser als je zuvor: In Wien ist die Überlebensrate nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in den letzten 15 Jahren um satte zehn Prozentpunkte gestiegen. Eine aktuelle Studie der Berufsrettung Wien gemeinsam mit der MedUni Wien zeigt, wie diese Entwicklung zustande kam.

Von 29 auf 39 Prozent – das bedeutet: Fast vier von zehn Patienten mit guter Ausgangssituation überleben einen Reanimationsversuch außerhalb des Spitals. Möglich macht das eine perfekt funktionierende Rettungskette, die bei Ersthelfern beginnt und über die Berufsrettung bis zur Klinik reicht.

Daten von 7.500 Menschen ausgewertet

Für die Studie wurden zwei Zeiträume verglichen: 2009–2010 und 2019–2023. Die Forscher analysierten knapp 7.500 Datensätze aus dem Wiener Reanimationsregister VICAR. Das Register dokumentiert seit 2008 jeden Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb von Kliniken – anonymisiert, aber lückenlos.

"Diese Daten sind ein Schatz für die medizinische Forschung und die Qualitätssicherung", erklärt Studienleiter und Notarzt Sebastian Schnaubelt. Die wissenschaftliche Auswertung erlaubt gezielte Verbesserungen in der Notfallversorgung – mit sichtbarem Erfolg.

Mutige Ersthelfer retten viele Leben

Einer der größten Erfolgsfaktoren: Menschen, die im Ernstfall nicht zögern. In 34 Prozent der Fälle begannen Laien sofort mit der Herzdruckmassage – noch bevor die Rettung eintraf. "Sie sind der erste und wichtigste Teil der Rettungskette", so Schnaubelt.

Jede Sekunde zählt – und wenn sofort gedrückt wird, bleibt das Gehirn besser mit Sauerstoff versorgt. Dadurch steigt nicht nur die Überlebenswahrscheinlichkeit, sondern auch die Chance, ohne bleibende Schäden zu genesen.

Ludwig: "Wien soll die herzsicherste Stadt Europas werden"

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig betont die Bedeutung von Prävention und schneller Hilfe im Ernstfall. "Die Überlebenschance nach einem Herz-Kreislaufstillstand ist in Wien in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen – das zeigt, wie wichtig Investitionen in Aufklärung, Ersthilfe und ein starkes Rettungssystem sind", so Ludwig.

Gemeinsam mit dem Verein Puls setzt die Stadt auf Bewusstseinsbildung und den Ausbau herzsicherer Infrastruktur. "Unser Ziel ist klar: Wien soll die herzsicherste Stadt Europas werden", erklärt der Bürgermeister. Dafür werde laufend in Gesundheitszentren, wohnortnahe Versorgung und lebensrettende Maßnahmen investiert.

Defis immer öfter im Einsatz

Ein weiterer Gamechanger: der Defibrillator. In Wien hängen inzwischen hunderte Geräte frei zugänglich – in U-Bahnen, Ämtern oder Einkaufszentren. Sie sind einfach zu bedienen und können bei Kammerflimmern den lebensrettenden Elektroschock abgeben.

Wird ein Notfall gemeldet, alarmiert die Leitstelle nicht nur die Rettung, sondern auch geschulte Helfer in der Nähe via Handy-App. So kann oft schon vor Eintreffen der Sanitäter Hilfe geleistet werden – auch mit dem Defi.

Rettung stabilisiert jeden vierten Patienten

Wenn die Profis der Berufsrettung eintreffen, übernehmen sie die Reanimation. Bei 25 Prozent aller behandelten Patienten schaffen sie es, den Kreislauf wiederherzustellen – noch am Notfallort. Das zeigt, wie entscheidend eine schnelle und gut abgestimmte Versorgung ist. Ohne das frühe Eingreifen durch Laien wären viele dieser Erfolge gar nicht möglich gewesen.

Mehr Menschen bleiben auch geistig gesund

Neben dem reinen Überleben zählt auch die Lebensqualität danach. Auch hier gibt es einen Anstieg: Heute verlassen 30 Prozent der Patienten die Klinik in gutem neurologischen Zustand – früher waren es nur 25 Prozent.

Alexander Niessner von der Klinik Landstraße betont: "Nur wenn die Rettungskette von Anfang an funktioniert, haben wir im Spital überhaupt die Chance auf weiterführende, individuelle Therapien wie im Herzkatheter."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 22.04.2025, 12:08, 22.04.2025, 12:07
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