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Wiener DJ heizt Nachbarschaft trotz Lockdown ein

Ein Wiener DJ findet trotz Lockdown wöchentlich einen Weg, seine Nachbarn in Wien-Döbling zum Feiern zusammenzubringen.

Marlene Postl
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"DJ Martini" sieht einen Lockdown als Gelegenheit
"DJ Martini" sieht einen Lockdown als Gelegenheit
Privat

Ganz nach dem Motto "the show must go on" lässt sich ein Wiener Ex-DJ trotz Lockdown und Einschränkung von sozialen Kontakten nicht unterkriegen. Seine Mission ist es, Menschen durch Musik zu verbinden. Seit dem ersten Lockdown bespielt "DJ Martini" seine Nachbarschaft täglich, teilgenommen wird an der Veranstaltung ausschließlich via Balkon, Dach oder Fenster. Im zweiten Lockdown lässt er jetzt die "Balkonparties" wieder aufleben. 

Die Idee bekam der 47-Jährige von Social Media. Er sah einen italienischen DJ, der einen Innenhof im Lockdown bespielte und war sofort begeistert. "Ich denke, der Lockdown ist an sich eine gute Sache, solange sich alle daran halten. Deswegen müssen wir alternative Wege finden, um ein Sozialleben zu pflegen. Unser Innenhof ist perfekt geeignet für so eine Aktion. Eigentlich habe ich mit dem DJ-ing vor ein paar Jahren aufgehört. Aber hierfür mache ich gerne ein Comeback“, erzählt er im Gespräch mit der "Heute". Hauptziel des Wieners war es, seinen Nachbarn eine Möglichkeit zu geben für eine Stunde am Tag den Kopf abzuschalten, ihre Sorgen zu vergessen und einfach Spaß zu haben. Von Pop über Rock bis Schlager wird bei ihm alles aufgelegt. 

Trotz den aktuell frostigen Temperaturen sind seine Veranstaltungen wieder gut besucht. "Meine letzte Nummer am Samstag war 'Wien, nur du allein‘. Es fing schon an zu dämmern und ich forderte die Leute auf, ihre Lichter aufzudrehen. Der ganze Innenhof war ein Lichtermeer. Das war wirklich beeindruckend“, erzählt der Wiener stolz.

"Wir lassen uns nicht unterkriegen"

„Ich habe schon überall in Wien aufgelegt. Auf dem Donauinselfest, auf dem Silvesterpfad, für Radio Wien beim Eistraum“, erzählt der 47-Jährige. Dort lernte er, dass Musik die beste Möglichkeit sei, Menschen zusammenzubringen. „Vor Corona waren wir eine ganz normale Nachbarschaft in Wien. Keiner kannte sich. Jetzt grüßen sich die Leute auf der Straße und reden miteinander. Wir sind richtig zusammengewachsen im ersten Lockdown. Ich nenne unsere Siedlung und die umliegenden Häuser immer meinen Block“, meint er scherzhaft. „Alle haben angefangen, einander auszuhelfen. Die Nachbarn springen füreinander beim Einkaufen oder Tiere-sitten ein. Es ist ein Gefühl von Gemeinschaft, wie ich es in Wien selten erlebt habe.“

DJ Martini plant, seine Veranstaltungen in Zukunft offiziell zu machen und als Demo anzumelden. "Bis jetzt hatten wir noch keine großen Problem. Nur ein Nachbar scheint meine Musik nicht zu mögen, er rief letzten Samstag die Polizei. Die hat uns dann auch gleich abgestraft, obwohl ich schon die letzte Nummer gespielt habe." Der Wiener ist aber fest entschlossen, mit den Balkonparties weiterzumachen. "Wir lassen uns nicht unterkriegen!"