Wien

Wiener ließ Leiche in Wohnung verwesen – "Bin normal"

Beim Wiener fand man zwei Tote. Vor Gericht steht er wegen Vergewaltigung mit Todesfolge. Doch vor dem Urteil ließ er den Prozess platzen.

Christian Tomsits
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    Christian S. (52) wurde am Dienstag erneut in Handschellen vorgeführt.
    Christian S. (52) wurde am Dienstag erneut in Handschellen vorgeführt.
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    Mit Plastik-Perücke und knallrotem Glitzerhut filmte sich Christian S. (52) halbnackt für YouTube. Im schwarzglänzenden Hemd und mit gegelten Haaren erschien er zur Verhandlung – ihm droht wegen Vergewaltigung mit Todesfolge, sexuellem Missbrauch Wehrloser und schwerem Raub lebenslange Haft.

    Der wegen Tierquälerei 13-fach Vorbestrafte soll mehrere Männer mit Drogen bewusstlos gespritzt haben, bevor er Sex mit ihnen hatte. Zwei Sex-Dates starben an einer Überdosis – eine der beiden Leichen ließ der 52-Jährige 25 Tage unter seiner Matratze verwesen, während er weitere Dates zu sich nach Hause einlud.

    Parallelen zu US-Serienmörder

    Wie im berühmten Fall des amerikanischen Serienmörders Jeffrey Dahmer hatten sich erste Nachbarn bereits über die massive Geruchsbelästigung beschwert. "Mein Abfluss ist verstopft", habe er zu Polizisten gesagt, die wieder abzogen. "Beide Toten waren ein Unfall. Ich war auf Drogen", behauptete er beim ersten Prozesstag. "Stellen Sie sich vor, Sie haben das erste – entschuldigen Sie – das zweite Mal einen Toten zu Hause." Diese Situation hätte ihn anschließend völlig überfordert.

    Christian S. fühle sich normal: "ich hab überhaupt keine psychischen Probleme." Der Gerichtsgutachter sieht das gänzlich anders.

    Dass er keine Hilfe holte und sogar in die Wohnung eines der Verstorbenen fuhr und dort Wertgegenstände mitgehen ließ, tat er als "Dummheit" ab. Nicht nur diese Form der Verteidigung verstörte, sondern auch das seltsame Selbstbewusstsein, dass der Angeklagte im gefüllten Gerichtsssal zur Schau stellte, völlig von seiner Unschuld überzeugt..

    "Habe kein Vertrauen in Anwalt"

    Siegessicher zwinkerte Christian S. ins Publikum, schien das Medieninteresse zu genießen. Dann ließ er am Dienstag die Verhandlung platzen: " Ich habe das Vertrauen in meinen Anwalt verloren." Zwei Gutachter, alle anwesenden Juristen, Zeugen und die Geschworenen kamen umsonst. Der Richter vertagte, ein neuer Verteidiger muss her. Es gilt die Unschuldsvermutung.