Österreich

Wiener nun blind, weil er zu lange auf OP warten musste

Seit Mittwoch geht die Geschichte eines Wieners um. Er erblindete während des Wartens auf eine OP. Mediziner Christoph Wenisch machte den Fall publik.
Nikolaus Pichler
04.11.2021, 18:55

"Wenn ich eine medizinische Leistung nicht mehr anbieten kann, weil jetzt eben Covid is [...], dann ist das ein Risiko für die Patienten und dieses Risiko nimmt zu, desto mehr man sich mit Covid beschäftigen muss." Chef-Infektiologe Christoph Wenisch schilderte am Mittwoch im PULS-24-Studio vor welcher Herausforderung die Spitäler wegen der steigenden Corona-Zahlen stehen. Dann gab er ein drastisches Beispiel. "Ich habe einen Fall in meinem privaten Kontext, da hat jemand einen Hirntumor gehabt, einen gutartigen Hirntumor", beginnt der Leiter der Infektiologie der Klinik Favoriten zu erzählen.

Dann fährt er fort. "Und da kriegt man normal einen Termin und das wird operiert und das ist gut", so Wenisch. "Nur ist der Termin wegen den Intensivstationen und weil das Personal anderweitig beschäftigt war, dreimal verschoben worden." Die Konsequenz? "Dann hat der das Sehvermögen verloren, weil der Tumor halt auf den Nerv zugewachsen ist", schilderte Wenisch.

Sein Fazit: "Das Virus geht uns wirklich alle etwas an." Erst am Donnerstag sprach Wiens Stadtchef Michael Ludwig auf einer Pressekonferenz von einer dramatischen Prognose.

Stadt Wien rechnet mit Allzeit-Höchstand bei Betten-Belelgung

Laut Ludwigs Experten könnte die Betten-Auslastung in den Krankenhäusern auf ein nie dagewesenes Niveau ansteigen. Ludwig sprach nach der Runde mit den Fachleuten von einer "sehr ernsten Situation". 

Auch der medizinische Leiter des Gesundheitsverbunds, Michael Binder, ortete am Donnerstag Handlungsbedarf, auch wenn sich die Zunahme der Fallzahlen in Wien vergleichsweise "verhalten" darstelle, wie er berichtete. Binder machte dafür die in Wien rascher vorgenommenen Verschärfungen in den vergangenen Wochen verantwortlich. Trotzdem liege man derzeit bei der Belegung der Intensivbetten nur rund zehn Fälle unter dem Vorjahr, gab er zu bedenken. "Also durchaus eine bedrohliche Entwicklung."

Details zur neuen 2G-Regelung würden noch ausgearbeitet, hieß es. Hier wolle man auch noch die Ergebnisse des morgigen Gipfels mit dem Bund abwarten. Ludwig skizzierte jedoch bereits mögliche weitere "Eskalationsstufen". So sei etwa "2G Plus", also die Testpflicht auch für Geimpfte und Genesene, möglich, falls die Situation sich weiter derart dramatisch entwickle. Jedenfalls verhindert werden solle aber ein weiterer Lockdown, betonte der Stadtchef.

Ludwig forderte Bund zum Handeln

Der Bund wurde auch aufgefordert, eine Infokampagne für den dritten Stich zu initiieren. Eine Impflotterie wie im Burgenland - und nun auch in Oberösterreich - werde es in Wien aber nicht geben, bekräftigte Ludwig. Man setze weiter auf niederschwellige Angebote. Demnächst kommt auch eines für Jüngere dazu. Schon wenige Tage nach Inkrafttreten der heute verkündeten Maßnahmen soll eine Teststraße für Kinder ab sechs Jahren eingerichtet werden.

Ludwig verwies auf Berichte, wonach schon jetzt vier praktische Ärzte in Wien eine derartige Impfung anbieten würden. "Da gibt es eine starke Nachfrage hören wir." Um auf diese zu reagieren, werde man auch seitens der Stadt eine Aktion für diese Altersgruppe starten. Auch hier seien die genauen Details noch in Arbeit, wurde betont. In der Impfstelle sollen dann aber jedenfalls auch Kinderärzte für Beratungsgespräche zur Verfügung stehen, versprach Binder.

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