Wien

"Keine Krankheit" – Wienerin lädt zu Perioden-Parties

"Die Periode ist keine Krankheit", sagt Angelika Burgsteiner (48). Mit ihrer Firma "Rotmarie" will sie das Thema enttabuisieren und Frauen helfen.

Yvonne Mresch
"Die Periode ist keine Krankheit", sagt Angelika Burgsteiner. Die 48-jährige startete mit "Rotmarie" einen Onlineshop für Menstruationsprodukte, will das Thema enttabuisieren.
"Die Periode ist keine Krankheit", sagt Angelika Burgsteiner. Die 48-jährige startete mit "Rotmarie" einen Onlineshop für Menstruationsprodukte, will das Thema enttabuisieren.
Denise Auer

Der weibliche Zyklus als Mysterium und Tabuthema – damit will Angelika Burgsteiner endlich Schluss machen. "Ich kann es nicht glauben, dass ich heutzutage immer noch mit Aussagen konfrontiert werde wie 'Wieso sollte man darüber sprechen, man spricht doch auch nicht über Krankheiten'. Aber die Periode ist nunmal keine Krankheit", ärgert sich die 48-jährige. "Wir sind nicht befleckt, weil wir Frauen sind. Die Hälfte der Menschheit menstruiert. Offen darüber zu reden macht es Frauen leichter."

Nachhaltige Produkte rund um die Periode

Vor einem Jahr gründete Burgsteiner das Unternehmen "Rotmarie". Online verkauft sie unterschiedlichste Produkte zum Thema Menstruation – von alternativen Binden, Slipeinlagen, Menstruationstassen, Unterwäsche und Tampons über Kinderbücher ("Ich und meine Yoni") bis hin zu Spielen oder Zyklusarmbänder, anhand deren Anhänger man erkennen kann, an welchem Zyklus-Tag man sich befindet. Großen Wert legt die Unternehmerin auf Nachhaltigkeit: "Ich verkaufe alternative Slipeinlagen, aus Stoff und waschbar. Tampons und Binden sind nach Windeln der zweitgrößte Faktor im Müll."

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    Burgsteiner setzt auf alternative Binden aus Stoff.
    Burgsteiner setzt auf alternative Binden aus Stoff.
    Denise Auer

    Paket für Wechseljahre geplant

    Auf die Idee kam die studierte Sinologin und Politologin zufällig. "Ich wollte für ein junges Mädchen eine Box entwerfen mit Produkten für die erste Periode. Da habe ich bemerkt, dass es eigentlich keinen Ort gibt, an dem ich große Auswahl habe." So schuf die Liesingerin diesen Raum kurzerhand selbst. Vorerst noch online, später soll ein fixes Verkaufslokal in Wien her.

    Vorrangig möchte sie jungen Frauen helfen, sie informieren und das Thema enttabuisieren. "Ich habe früher einfach die Tampons verwendet, die meine Mutter hatte. Ich hatte gar keine Infos darüber, was es alles gibt. Es braucht einen Ort, wo man sich informieren kann, probieren, angreifen, auswählen, etc." Aber ihre Zielgruppe ist wesentlich breiter, Frauen jedes Alters werden im Shop fündig. "Irgendwann möchte ich auch ein Wechseljahr-Paket machen", so Burgsteiner.

    Periodenpartys und "First Period"-Boxen

    Für Mädchen gibt es bereits jetzt ein Paket – das "Rotpäckchen". Darin enthalten sind die wichtigsten Utensilien für die erste Periode, wie Slipeinlagen, und Accessoires wie ein "Tampon Scrunchie", ein Haarband, in dem ein Tampon verstaut werden kann, ein Talisman zum Empowerment und ein kleines Büchlein mit Informationen. Der Titel: "Willkommen im Frau sein. Es ist wunderschön, dich bei uns zu haben." Das Motto: "Lasst die erste Periode ein Fest sein!"

    Je nach Größe der Box variieren Inhalt und Preis (von 39 bis 129 Euro). Auch Periodenpartys bietet Burgsteiner an. Ähnlich dem Konzept der Tupperpartys werden die Produkte vorgestellt, man kann Fragen stellen, schauen was zu einem passt und sich näher mit dem Thema beschäftigen.

    "Auch Burschen sollten sich informieren"

    Die Rückmeldungen der Kunden seien durchweg positiv, freut sich die Liesingerin. "Die Mütter sind gerührt und sagen mir, sie hätten sich so etwas schon damals gewünscht. Und es ist schön zu sehen, wie locker und ungezwungen die jungen Frauen damit umgehen." Für die Wienerin ist es wichtig, Burschen ebenso wie Mädchen über den weiblichen Zyklus zu informieren. "Wir alle sind in einem Uterus gewachsen, warum sollten sie nicht darüber Bescheid wissen? Außerdem werden viele von ihnen später Partner oder Väter sein."

    Auch bei ihrer eigenen Tochter spielt Aufklärung eine große Rolle. "Sie ist versorgt mit Lektüre und konsumiert sie gern. Sie freut sich, wenn sie weiß was in ihrem Körper vorgeht", so die Mama. Burgsteiner hofft, dass sie dadurch gestärkt wird. "Wenn ich weiß, wer ich bin, kann ich mich besser abgrenzen. Das ist ja leider bei uns Frauen ein Thema. Und ein gesundes Körpergefühl ist immer gut."

    Spanien erlaubte übrigens als erstes europäisches Land, dass Frauen sich Menstruationsurlaub nehmen dürfen – wir berichteten. Frauen haben das Recht auf drei Tage Menstruationsferien im Monat. Bei starken Schmerzen können sie diese auf fünf Tage verlängern.

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