Österreich

Wienerin drohen in der Türkei 10 Jahre Haft

Weil sie ein kurdisches Lied auf Facebook geteilt hatte, wurde Mülkiye L. in der Türkei festgenommen. Donnerstag ist Prozess-Start.

Heute Redaktion
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Die Anklageschrift ist kurz, könnte die Freizeitpädagogin aus Wien-Brigittenau aber bis zu zehn Jahre ins Gefängnis bringen. Mülkiye L. wird vorgeworfen in Wien vor Jahren an Protestaktionen teilgenommen und ein kurdisches Lied auf Facebook geteilt zu haben. In der Anklage ist deshalb von "Propaganda für eine terroristische Organisation" die Rede. Der Lehrerin wird auch die Mitgliedschaft in einer solchen Gruppe vorgeworfen, weil sie sich in Vereinen engagierte.

Festnahme im Urlaub

Schon am 17. Juli wurde die Wienerin völlig überraschend im Urlaub festgenommen, dann entlassen und mit einem Ausreiseverbot belegt. Mülkiye L. hofft, dass der Alptraum nun bald vorbei ist. "Ich will wieder zu meinem Job, zu den Kindern. Ich will nach Hause, nach Wien", schreibt sie an ihre Unterstützer.

Diese haben das Solidaritätskomitee "Free Mülkiye"gegründet, zwei Wienerinnen sind heute beim Prozess-Start mit dabei.

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Breite Unterstützung

"Wir sind da, wir lassen Mülkiye nicht allein", so Martina F., die in der Türkei vor Ort ist. Auch die Gewerkschaft macht sich stark. "Freie Meinungsäußerung in der Türkei ist ganz offensichtlich nicht mehr möglich", so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. "Ich fordere von der österreichischen Bundesregierung, dass eine Österreicherin, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzt, und aufgrund dessen dann in der Türkei festgehalten wird, sofort nach Hause geholt wird!", so ÖGB-Sekretär Willy Mernyi am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Das Außenministerium fordert eine Einstellung des Verfahrens.

"Ich hoffe, dass am 9. Jänner die Demokratie gewinnt und ich zu meinem gewohnten Leben zurückkommen darf", schreibt die Betroffene an ihre Freunde. Mehr zu dem Fall und eine Zusammenfassung der Anklage gibt es auf der Homepage der Unterstützer.