Life
Wiens erstes Modecafé wird fünf Jahre alt
"Wunderladen"-Inhaberin Sabrina Abrahams blickt auf die letzten Jahre zurück und erzählt, worauf es ankommt, wenn man sich selbstständig macht.
Cupcakes, Kaffee, Schmuck, Mode und Snacks - Der "Wunderladen"- Wiens erstes und einziges Modecafé - ist ein einzigartiger Ort in Wien. Besitzerin Sabrina hat gerade Grund zur Freude. Denn die Unternehmerin blickt auf fünf Jahre Fashion-, Genuss- und Lifestyle-Szene in der Hauptstadt zurück. Was als Idee zu einem Second-Hand-Café begann, etablierte sich über die Jahre zu einem der größten Hotspots, der lokale Jung-Designer unterstützt. Dabei bewies die damals 25-Jährige unternehmerischen Mut, als sie ihren Laden allein und nach anderen Karrierezweigen eröffnete. Im Interview mit "Heute" erzählt sie vom Werdegang des Lokals und gibt Menschen, die sich selbstständig machen möchten, Tipps.
Heute: Mit jungen 25 Jahren hast du deinen "Wunderladen" eröffnet. Was ist von deinen damaligen Vorstellungen so eingetreten, was ist anders gekommen?
Sabrina: Damals habe ich mir gedacht, ich würde später einen Mitarbeiter haben. Das ging sich jedoch nicht aus. Aber jetzt bin ich ganz froh darüber. Ich stehe selbst fünf Tage die Woche im Geschäft. Am Wochenende vermiete ich den Wunderladen dann öfters für Geburtstagsfeiern. Zwei Monate im Jahr - im Jänner und August - habe ich geschlossen. Die Zeit nehme ich mir bewusst für Erholung. Wenn man selbstständig ist, kann man schwer in den Krankenstand gehen und nimmt sich leicht zu wenig Auszeit.
Welche Erwartungen haben sich bestätigt oder auch nicht?
Prinzipiell habe ich lieber weniger Erwartungen. Das ist auch das Geheimnis. Sonst ist man enttäuscht. So bin ich immer zufrieden.
Am Anfang dachte ich, dass es nur Mode sein wird. Da muss man bereit sein, sich anzupassen. Der Schmuck geht besser und passt eigentlich auch besser hierher. Genau deswegen, um mir alles offen zu lassen, habe ich mein Projekt "Wunderladen" genannt.
Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich selbstständig machen wollen? Hast du Tipps?
Sich etwas ansparen. Ich habe mir damals keinen Kredit aufgenommen, somit hatte ich keinen hohen Druck. Ich wohne auch in einer günstigen Wohnung. Das hat mich entspannt. Ich war auch bei dem Jungunternehmer-Förderungsprogramm vom AMS. Dort bekommt man nach Ladeneröffnung drei Monate Gehalt. Sonst habe ich keine Förderung beantragt, aber das hat mir sehr geholfen. Auf jeden Fall ist es gut, keine zu hohen Erwartungen haben und sich nicht zu vergleichen.
Wann hast du gemerkt, dass es klappen wird, sich zu behaupten?
Das erste Jahr bin ich Stunden oder auch Tage drinnen gesessen, ohne dass eine Person hineingekommen ist. Ich wusste, dass ich mich darauf einstellen müsste, dass der Anfang so sein wird. Da habe ich auf Social Media Werbung gemacht. Da muss man durch. Erst nach drei Jahren konnte ich mir ein Gehalt auszahlen. Man muss aber keine Angst vor einer Unternehmensgründung haben, denn es kann nichts passieren. Das schlimmste ist, dass man wieder zumacht.
Man muss Geduld haben.
Und nicht das Ziel haben, reich zu werden. Sondern etwas finden, was man aus Leidenschaft macht. Ich liebe es, unter Menschen in einer Gastgeberrolle zu sein. Irgendwann möchte ich vielleicht eine Luxus-Pension.
Wie viel vom Erfolg ist von Social Media abhängig?
90 Prozent. Gerade in der Gasse, wo ich bin, gibt es wenig Laufkundschaft. Es kommt drauf an, wo man sich befindet. Bei der Neubaugasse braucht man vermutlich keine Social Media -Unterstützung, dafür sind die Mieten dort wesentlich höher.
Mit welchen Mietkosten muss man rechnen?
Das kommt auf den Standort und die Größe an. Von 800 bis 2000 Euro ist für kleinere Räumlichkeiten alles drinnen. Dann muss man die Warmmiete, Sozialversicherung, AKM-Gebühr dazu rechnen. Diese Zusatzkosten belaufen sich auf etwa 700 Euro pro Monat. Viele rechnen sich aus, was man am Tag verdienen muss. Das habe ich nie gemacht. Das kann man nicht beeinflussen, aber es ist ein Stressfaktor. Wenn ich bei einem Jahresabschluss merke, dass es sich nicht auszahlt, schließe ich. Aber man sollte sich unter dem Jahr keinen Druck machen.
Gibt es Hürden?
Viele schließen im sechsten Jahr, weil dann die große Nachzahlung von der Sozialversicherung kommt. Das sind ca. 10.000 Euro. Da zahlt man die letzten beiden Jahre der Sozialversicherung nach und dazu das nächste Jahr im Vorhinein. Ich wusste das und habe es mir weggelegt. Möchte man Kinder haben, ist es mit einem Shop fast unmöglich. Da muss man sich entscheiden.
Die größten unterstützenden Faktoren?
Social Media, Medienberichte und Mundpropaganda.
Wie suchst du aus, was zum Wunderladen passt?
Ich suche mir Sachen aus, die mir selbst gefallen. Sonst kann ich sie nicht verkaufen. Viele Jung-Designer sind schon über Jahre dabei. Andere schreiben mich an oder ich finde sie auf Märkten. Wenn ich etwas im Laden verändern möchte oder eine Neuanschaffung plane, schlafe ich erst darüber und überlege gut, ob es wirklich passt. Ich kaufe nichts spontan.
Wie bist du zur Idee gekommen?
In London, weil es viele Second-Hand-Läden gab. Ursprünglich sollte es ein Second-Hand-Coffeeshop werden. Davon gibt es mittlerweile auch ein paar in Wien.
Ist es schwierig, ein Geschäft gewinnbringend zu gestalten?
Auf jeden Fall. Und man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen. Jetzt möchte ich einen Onlineshop eröffnen. Die Marge bei Zusammenarbeit mit den österreichischen Designern ist natürlich auch geringer. Wenn man No-Name-Produkte einkauft, hat man einen höheren Gewinn. Man schlägt mindestens mal Drei drauf, bei Designern nur mal Zwei.
Was planst du für die nächsten fünf Jahre?
Vor allem den Onlineshop auf- und ausbauen und dort eine Plattform schaffen, wo österreichische Jung-Designer zusammen auf einer Seite zu finden sind.
(GA)