Wien

Haarige Hilfe – Perückenmacherin unterstützt Ukrainer

Energiekrise, Teuerungen und Lieferschwierigkeiten machen auch vor der Perückenbranche nicht Halt. Daniela Yampolsky hilft geflüchteten Kollegen aus.

Yvonne Mresch
Damiela Yampolsky ist Spezialistin in puncto Zweitfrisur. Aber auch sie bekommt die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu spüren.
Damiela Yampolsky ist Spezialistin in puncto Zweitfrisur. Aber auch sie bekommt die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu spüren.
Helmut Graf

2015 wurde sie als Wiens koschere Perückendame bekannt: Daniela Yampolsky ist Spezialistin in puncto Zweitfrisur, betreibt in der Praterstraße ihr Geschäft mit Namen "Pamonit". Ihre Leidenschaft für die spezielle Haarpracht verbindet sie mit ihrem Kulturkreis. Denn viele von Yamkolskys Kunden sind – so wie die Inhaberin selbst – Jüdinnen.

Krieg in Ukraine als Problem für Perücken

"Nach der Hochzeit sollten Jüdinnen ihre Haare in der Öffentlichkeit bedecken. In Europa wählen viele dafür die Perücke", erzählt die Expertin. Plus: Die Haare bei Yampolsky sind koscher. Das bedeutet, günstige Haare aus Indien werden nicht verwendet. Diese könnten eine religiöse Opfergabe sein – und Götzendienst ist im Judentum verboten.

Stattdessen bezieht die Wienerin, deren Familie aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel flüchtete, die Produkte aus dem slawischen Raum. Sowohl geschäftlich, als auch privat veränderte der Krieg für die junge Frau daher vieles. Denn Lieferungen hatten so ihre Tücken. "Ich hatte nur mehr Einzelstücke, konnte weder alle Farben, noch alle Längen gewährleisten. Ich kann nicht mehr alles garantieren, das hat sich geändert", schildert sie. Die Lieferschwierigkeiten konnte die Unternehmerin aber immer abfedern, um ihren Kunden weiterhin Produkte zeitnah zur Verfügung zu stellen.

"Ich sehe das Leuchten in den Augen"

Nicht abfedern kann sie jedoch die Teuerungen: Gestiegene Energiekosten zwingen auch Yampolsky dazu, die Preise anzuheben. Kurzhaarperücken kosten nun etwa 200 Euro mehr als zuvor. "Damit gleiche ich die Gas- und Spritpreise aus, für mich selbst nehme ich aktuell noch nicht mehr."

Neuerdings bietet die Unternehmerin auch Produkte von ukrainischen Kollegen an. "Im Zuge der Krieges kamen auch ukrainische Perückenmacher nach Wien", erzählt sie. "Sie wissen natürlich nicht, was sie mit der Ware machen sollen und können nicht arbeiten." Yampolsky unterstützt Geflüchtete, indem sie ihnen die Ware abkauft und weiter verarbeitet. "Ich verdiene jetzt zwar weniger als zuvor, aber es ist für den guten Zweck", sagt sie. "Die Dankbarkeit spüre ich schon, ich sehe das Leuchten in den Augen und sehe, dass es etwas bewirkt."

Von der Pandemie lässt sich die Unternehmerin nicht unterkriegen. Im Herbst plant die Perückenmacherin einen Umzug – dann ist "Pamonit" in der City zu finden.
Von der Pandemie lässt sich die Unternehmerin nicht unterkriegen. Im Herbst plant die Perückenmacherin einen Umzug – dann ist "Pamonit" in der City zu finden.
Helmut Graf

Qualitäts-Haar ab 1.700 Euro pro Stück

Yampolskys Perücken bestehen aus "hochwertigem Echthaar", wie sie betont. Dieses wurde nie chemisch behandelt. "Auf die Qualität lege ich hohen Wert, das verspreche ich meinen Kunden auch." Das Haar wird zugekauft, besteht nicht aus Spenden. So kann die Perückenmacherin sicher gehen, dass sie nur erhält, was sie selbst ausgesucht hat.

Neben den Kunden, die aus religiösen Gründen zu Yampolsky kommen, leiden viele an Haarausfall oder Krebs. Aber auch aus "Beauty-Gründen" kommt so manche Dame zur Perückenmacherin. "Ich hatte schon Anfragen, weil jemand seine eigenen Haare nicht mochte", schmunzelt sie. Beim Zweithaar setzt sie auf "höchste Qualität und gute Beratung", wie sie selbst sagt. Kostenpunkt: 1.700 Euro aufwärts. Termine nur nach Vereinbarung. Mehr Infos: www.pamonit.com

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