Elf Personen und drei Verbände stehen vor Gericht, darunter der frühere Wienwert-Chef Stefan Gruze. Ihm wird vorgeworfen, die Wienwert-Gesellschaft als wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen dargestellt zu haben, obwohl sie in Wahrheit zahlungsunfähig war.
Dabei soll er laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Investoren getäuscht, Firmengelder für private Zwecke verwendet und sich selbst ungerechtfertigte Bonuszahlungen genehmigt haben.
Neben Gruze müssen sich auch seine beiden Vorgänger Nikos Bakirzoglu und Wolfgang Sedelmayer, ein weiterer Ex-Wienwert-Mitarbeiter sowie der mittlerweile insolvente Unternehmer Klemens Hallmann verantworten. Auch der frühere Chef der Wiener ÖVP, Karl Mahrer, seine Ehefrau und der Wiener SPÖ-Kommunalpolitiker Ernst Nevrivy sind als Beitragstäter oder mutmaßliche Beteiligte mitangeklagt.
Mahrer und seine Frau werden beschuldigt, zur Untreue beigetragen zu haben. Das PR-Beratungsunternehmen von Mahrers Frau soll sieben Monate lang ohne erkennbare Gegenleistung insgesamt 84.000 Euro von Wienwert kassiert haben. Mahrer, der damals Vizepräsident der Wiener Polizei war und später für die ÖVP im Nationalrat saß, hatte zwar keine rechtliche Verbindung zu Wienwert, trat aber im Zusammenhang mit den Zahlungen immer wieder für die PR-Agentur auf.
Nevrivy wird vorgeworfen, dem Wienwert-Vorstand einen geplanten Standort für eine Remise verraten zu haben. Wienwert kaufte daraufhin das Grundstück und verkaufte es später an die Wiener Linien zu einem deutlich höheren Preis. Laut WKStA soll der Stadt dadurch ein Schaden von rund 850.000 Euro entstanden sein. Im Gegenzug soll Nevrivy VIP-Tickets für das Wiener Derby und ÖFB-Länderspiele erhalten haben. Außerdem soll eine Musikgruppe aus seinem Heimatbezirk unsachgemäß etwa 36.000 Euro bekommen haben.
Die WKStA ermittelt in dem Fall bereits seit 2017. Im Februar wurde die Anklage beim Landesgericht für Strafsachen eingebracht. Der Strafprozess zur Causa Wienwert startet nun im Jänner.
Laut Landesgerichtssprecherin Christina Salzborn wird ab der zweiten Jänner-Hälfte ein Schöffensenat verhandeln. Das genaue Datum und die Anzahl der Verhandlungstage stehen noch nicht fest. Der Fahrplan für den Prozess muss erst erstellt werden. Es wird aber erwartet, dass sich das Verfahren über mehrere Wochen ziehen wird. Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.