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Wieso wir glückliche Beziehungen sabotieren

Wer in einer glücklichen festen Beziehung ist, mutiert gelegentlich zur Dramaqueen oder stiftet unnötig Streit an. Doch wieso?

Heute Redaktion
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Wer behauptet, alleine glücklich zu sein, lügt meist. Denn ist man ehrlich, suchen viele eigentlich nach dem perfekten Kuschelpartner und dem sexuell genauso interessierten Gegenstück, das nicht über nächtliche Eskapaden urteilt, sondern einem zur Seite steht, wenn es mal nicht so toll läuft. Statt dann aber glücklich mit dem Partner zu sein, den man nach zig Dates für gut befunden hat, sabotiert man die Beziehung. Und das auffällig oft.

So auch bei unzähligen Vergebenen im Freundeskreis. Manche zetteln wegen einer Kleinigkeit einen Streit an und stürmen dann aus dem Zimmer und knallen die Türe, nur um zu sehen, ob der Partner auch nachgerannt kommt. Andere inszenieren Beziehungskrisen, weil sie die Grenzen des Partners austesten möchten. Doch wieso tun wir das?

Mangelndes Selbstwertgefühl und zu wenig Erfahrung

"Ein solches Verhalten ist auf mangelndes Selbstwertgefühl und fehlende Sicherheit in der Beziehung zurückzuführen", erzählt Paartherapeutin Claudia Haebler. Und zwar vor allem bei jungen Menschen mit wenig Erfahrungen mit Beziehungen. "Wenn sich jemand absichtlich daneben verhält, um zu sehen, wie viel der Partner durchgehen lässt, ist das ziemlich unreifes Verhalten", sagt die Expertin.

Und darauf solle man verzichten. Klar komme es in Beziehungen vor, dass ein Partner aufgebracht ist, deswegen mal die Türe zuschlägt und hofft, dass der oder die Liebste hinterhergerannt kommt. Es extra zu tun sei aber unnötig. Und trotzdem können und wollen manche manchmal die innere Dramaqueen nicht zähmen.

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Als Opfer positionieren

Statt mit erfundenen Dramen zu provozieren, sollte man also besser an sich selbst arbeiten. Aber: Kleine Beziehungskrisen gehören auch mal dazu. "Es gibt immer Konflikte und dies kann teilweise auch als etwas Normales angesehen werden, denn Bedürfnisse sind halt verschieden", findet die Paartherapeutin.

Sexologin Dania Schiftan stimmt zu: "Sich in seiner Haut nicht unbedingt wohl zu fühlen ist sicherlich ein Grund für derartiges Verhalten." In dieser Sichtweise würden sich diejenigen Personen, die provozieren, aber als Opfer positionieren. Statt sich mit sich selber auseinanderzusetzen, schieben Dramaqueens die Schuld für ihre Lust am Streiten also einfach auf ihr vermeintlich niedriges Selbstwertgefühl.

Tief durchatmen

Doch dies zeige statt Unsicherheit vielmehr ein klar ausgeprägtes Machtverhältnis auf. "Viele wissen sehr genau, wie man sich absichtlich blöd verhält", sagt Schiftan. So würden manche Frauen zum Beispiel so lange heulen bis Männer nicht mehr weiterwissen. Eine Partnerschaft bestehe aber aus Freiwilligen und nicht aus Märtyrern.

Als Lösungsvorschlag rät Schiftan: "Jeder sollte zuerst die Situation betrachten, nicht einsteigen und in übliche Muster abwandern, sondern sich beruhigen aber schließlich am Ball bleiben und sein Ziel verfolgen." Statt sich also immer gleich in Zickereien zu stürzen, ist Einen-kühlen-Kopf-bewahren angesagt.

Wichtig sei aber, bei seinem Standpunkt zu bleiben: "Man muss auch mal aushalten können, dass der Partner anfängt zu weinen, ohne dabei gleich klein bei zu geben." Und das müsse beispielsweise in einer Therapie aktiv geübt werden. (lma)

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