Helga Kromp-Kolb im Interview

"Wir müssen die Demokratie wieder zurückerobern!"

Von der COP28 erwartet sich Kromp-Kolb keine großen Ergebnisse, umso wichtiger sei es, die Verantwortung im Klimaschutz wieder zurückzuholen.

Lydia Matzka-Saboi

"Klimaschutz ist ein globales Problem, das nicht von einem einzelnen Staat gelöst werden kann und internationale Abstimmung braucht", sagt Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb in "Heute For Future TV". Der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai sieht sie mit "großer Sorge" entgegen. Umso mehr brauche es Druck aus der Gesellschaft: "Wir müssen die Politik zum Handeln auffordern und die Demokratie wieder zurückerobern!"

"Heute For Future TV" ist donnerstags auf allen Kanälen der R9-Gruppe (W24, KurierTV, NÖN N1, etc.) um 16:30 Uhr sowie samstags um 9:30 Uhr (Wh.) und auf YouTube/@heuteat zu sehen.

Kromp-Kolb: "Wenn man von einer Person oder Veranstaltung keinen wesentlichen Beitrag zur Problemlösung erwartet, ist es sinnvoll, sich nicht ausschließlich auf diese zu verlassen. Je weniger man von der kommenden COP erwartet, desto wichtiger sind Handlungen abseits der COP – national, mit politischen oder wirtschaftlichen Partnern oder auf der internationalen Ebene."

Die Pionierin der Klimaforschung, Helga Kromp-Kolb, im <em>"Heute"</em>-Interview.
Die Pionierin der Klimaforschung, Helga Kromp-Kolb, im "Heute"-Interview.
Helmut Graf / "Heute"

Klimaschutz bedeutet "ein besseres Leben für alle"

Klimaschädliche Strukturen müssten gebrochen und die klimafreundlichen gestärkt werden, sagt Kromp-Kolb. "Wir müssen uns die Verantwortung im Klimaschutz wieder zurückholen, weil es gar nicht möglich ist, dass der Staat die Zukunft allein positiv gestaltet. Wir müssen daher mitdenken und mitgestalten."

Ich glaube nicht, dass die Politik handlungsfähig ist, wenn nicht der Einzelne signalisiert, dass er will, dass gehandelt wird. Das ist im Grunde das Wesen der Demokratie.
Helga Kromp-Kolb
Klimaforscherin

Kromp-Kolb: "Politiker sind natürlich darauf bedacht, wiedergewählt zu werden. Sie treten an mit einer Vision, sie reagieren aber auch, wenn Menschen durch ihr Handeln – zum Beispiel durch ihr Einkaufsverhalten oder auf Demonstrationen – zeigen, dass sie hier etwas wollen."

Als Beispiel nennt Kromp-Kolb, dass Österreich es sich zum Ziel gesetzt und auch so im Regierungsprogramm verankert hat, bis spätestens 2040 klimaneutral zu sein. "Dieses Netto-Null-Ziel verdanken wir stark der Fridays For Future Bewegung und den Klimademonstrationen", sagt Kromp-Kolb. Der Einzelne könne schon auch viel bewegen, wenn er seinen Willen kundtut, der Politik zeigt, was er will. "Sonst traut sich die Politik nicht!"

Kromp-Kolb: "Klimaschutz wird nur dann gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen. Wir brauchen die Wirtschaft, die Politik – im Grunde genommen alle. Und das ist gut so: Es schafft Gemeinschaft, wenn wir zusammen an der Lösung eines Problems arbeiten, es bringt uns eine Gesellschaftsform, in der alle ein besseres Leben haben können."

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    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
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    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com
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