HeuteForFuture-award

"Wir wollen eine effiziente Klimapolitik"

Dr. Renate Christ spricht im Interview über die größten Brocken im Kampf gegen den Klimawandel und warum Schutzmaßnahmen hierzu rasch erfolgen müssen.

Irma Basagic
Dr. Renate Christ findet, dass es eine klare und ehrliche Kommunikation in Sachen Klimaschutz braucht, um noch mehr Menschen an das Thema Klimaschutz heranführen zu können.
Dr. Renate Christ findet, dass es eine klare und ehrliche Kommunikation in Sachen Klimaschutz braucht, um noch mehr Menschen an das Thema Klimaschutz heranführen zu können.
Foto: Sabine Hertel

Was hat Sie dazu bewogen, beim Heute For Future-Award mitzumachen?

Als ich das Konzept gesehen habe, hat mich das sehr schnell überzeugt, denn Klimaschutzmaßnahmen müssen rasch und konsequent und auf allen Ebenen getroffen werden. Gerade in Österreich können die Gemeinden und Städte, Unternehmen und die Zivilgesellschaft viel beitragen. Gemeinden treffen viele Entscheidungen in der Flächenwidmung oder bei der Verkehrsplanung, etc., sprich, alle Elemente, die für eine Klimapolitik relevant sind, hier geht es um Fragen wie zum Beispiel die Wiederbelebung der Ortskerne.

Bei Unternehmen stellt sich auch die Frage: "Weitermachen wie bisher oder wagen wir den Sprung in neue Entwicklungen?". Die Akteure der Zivilgesellschaft sind ein sehr wichtiger Part, denn jeder kann etwas dazu beitragen. Zudem sind die Medien, also die Tageszeitung "Heute" ein sehr großer Partner, um dieses wichtige Thema in die Öffentlichkeit zu tragen.

Wie könnte man allgemein die Leute dazu motivieren, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?

Es geht hier um die Ehrlichkeit, sprich, die Dringlichkeit das Problem zu vermitteln, denn man hat sehr lange in der Illusion gelebt, dass Klimaschutz etwas ist, was man machen kann, wenn man guten Willens ist, aber es ist viel wichtiger, dass man das Problem direkt vermittelt. Gut ist es, dass dieses Thema immer mehr und mehr an die Öffentlichkeit gelangt, sei es wegen Wetterereignissen oder, oder, oder…

Es ist wichtig zu vermitteln, dass es nicht mehr um kleine Sachen, sondern um eine umfassende Transformation geht. Es muss etwas passieren, denn jede weitere Emission (…) führt zu mehr tragischen Ereignissen (Hungerkatastrophen…). Es sollen auch positive Perspektive vermittelt werden, wie zum Beispiel, dass das Ziel 1.5 Grad noch erreichbar ist.

Fazit: Eine klare und ehrliche Kommunikation ist wichtig.

Klimaschutz wird immer mit Verzicht gleichgesetzt, aber man sollte hierbei auch eine andere Sicht zeigen. Die Freiheit in der Mobilität wird sehr oft mit dem eigenen PKW verbunden, nur ich möchte zum Beispiel auch die Freiheit von A nach B haben, ohne einen eigenen PKW haben zu müssen. Wie kann man das erzielen? Durch ein gut gestaltetes/intelligentes Angebot von öffentlichen Verkehrsmitteln bietet uns das eine gute Möglichkeit, auf PKWs zu verzichten.

Dr. Renate Christ im Gespräch mit Heute For Future-Award-Projektleiterin Laura Rabensteiner
Dr. Renate Christ im Gespräch mit Heute For Future-Award-Projektleiterin Laura Rabensteiner
Foto: Heute For Future-Award

Welche Tipps können Sie unseren Leser:innen geben, sodass man aktiv zum Thema Klimaschutz beitragen kann?

Ich sehe eine Kaskade zwischen internationalen und nationalen Gesetzgebern/Klimapolitik, die zum Beispiel 1.5 Grad vorgeben oder die Rahmenbedingungen durch den Bund, die hier geschaffen werden müssen. Man sagt sehr oft, „die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen“, doch wenn ich zum Beispiel in einer Mietwohnung in Wien wohne und mit Gas heizen muss, dann ist der ökologische Fußabdruck zum Verzweifeln, denn die Kosten sind enorm hoch und hierbei kommt man einfach nicht runter.

Hier glaube ich, dass man als Einzelner sehr wohl Verantwortung zeigen soll, aber auf der anderen Seite denke ich, dass man von den Entscheidungsträgern verlangt, dass sie eine klimafreundliche Struktur erstellen, damit wir ein freundliches Leben führen können.

Die Energie- und Wärmeversorgung sowie die Mobilität sind die größten Brocken, die man angreifen muss. Man soll nicht den Einzelnen verzweifeln lassen, sondern die Zivilgesellschaft kann von den Entscheidungsträgern verlangen: "Wir wollen eine effiziente Klimapolitik".

Dr. Renate Christ ist langjährige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats (IPCC). Sie erhielt für ihre Arbeit am Klimabericht der UN 2007 den Friedensnobelpreis und ist Mitglied bei den Scientists4Future.

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