Steiermark

Wird impfkritischen Priestern das Gehalt gekürzt?

Impfkritiker gibt es quer in der Gesellschaft verteilt, auch bei den Priestern. Die Kirche verfolgt dabei eine ganz klare Linie. 

Tobias Kurakin
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Symbolbild: Priester haben es in der Corona-Krise nicht leicht, auch sie werden oft aufgefordert Farbe zu bekennen, wenn es um das Thema impfen geht. 
Symbolbild: Priester haben es in der Corona-Krise nicht leicht, auch sie werden oft aufgefordert Farbe zu bekennen, wenn es um das Thema impfen geht. 
Gavriil Grigorov / Tass / picturedesk.com

Über die Weihnachtsfeiertage machte das Gerücht die Runde, dass einem steirischen Priester, der in seiner Predigt offen impfkritisch agierte, Teile seines Gehalts gestrichen wurden. Ein Rundruf der "Heute" zeigte, dass es sich dabei um eine Falschinformation handelt. Das Thema rund um impfkritische Priester beschäftigt die Kirche dennoch. 

Kirche sitzt zwischen den Stühlen 

Wie in der gesamten Bevölkerung würden auch innerhalb der Priestergemeinschaft unterschiedliche Meinungen zum Thema impfen vorherrschen. "Wir wollen uns auf das Evangelium konzentrieren und dabei zusammenführende Themen besprechen und nicht jene, die spalten", sagt Thomas Stanzer von der Diözese Graz-Seckau im Gespräch mit der "Heute"

Seit Jahresbeginn würde die Kirche ohnehin zwischen den Stühlen sitzen. Manche Gläubige würden verärgert aus der Kirche austreten, weil ihr örtlicher Pfarrer für die Impfung wirbt, andere seien erbost, weil der Pfarrer gegen den Stich spricht. Die Stimmung ist dementsprechend aufgeheizt. 

Um die Kirche etwas aus der Diskussion zu nehmen, soll nun das Thema Impfen nicht zum Gegenstand von Predigten werden. "Impfen ist ein Thema, das extrem spaltet, wir wollen hingegen verbinden", meint Stanzer. Ohnehin würde den Priestern die fachliche Grundlage fehlen, die Vor- und Nachteile einer Impfung in ihrer Fülle darlegen zu könnten. 

Dialog statt strafen 

Priester, die dennoch über das Impfen predigen, erwarten Konsequenzen. Besonders impfkritische Priester sind teilweise eine Belastung für die Diözesen. Kündigungen oder Gehaltskürzungen gibt es entgegen mehrerer Gerüchte jedoch nicht. "Unser Zugang ist Dialog und nicht strafen", so Stanzer. So könnte in der nächsten Zeit ein runder Tisch zwischen impfkritischen und impfbefürworteten Priestern abgehalten werden. 

Im Falle einer kompletten Eskalation der Worte gibt es jedoch auch innerhalb der Kirche drastischere Maßnahmen, die gesetzten werden können. Dabei gilt ein Predigt-Verbot oder eine kurzzeitige Suspendierung als ultima ratio. Zuvor würden jedoch Priester andere Dienste verlieren wie beispielsweise das Recht im Pfarrblatt schreiben zu dürfen.

Von Paul Wuthe, dem Sprecher der Bischofskonferenz, heißt es gegenüber der "Heute", dass bisher ein Predigtverbot ausgesprochen wurde. Dabei handelte es sich um einen impfkritischen Priester aus der Diözese Feldkirch. Der Priester wurde nach mehreren impfkritischen Artikeln im Pfarrblatt zunächst mehrfach ermahnt, ehe er schließlich suspendiert wurde. Komplett abstruse Ansichten, die im Bereich der Verschwörungstheorien angesiedelt sind, sind für die Kirche zudem "eine rote Linie", so Wuthe.  

Bischofskonferenz kritisiert Hardcore-Corona-Proteste

Obwohl die Kirche generell die Impfthematik nun weniger in den Mittelpunkt rücken will, gab es bereits Anfang Dezember ein gemeinsames Schreiben der Bischofskonferenz zu der Immunisierung. Im "Hirtenbrief" teilten die Bischöfe mit, dass die Ausgestaltung der Impfpflicht eine politische Angelegenheit sei, die sie in ihrer Breite nicht beurteilten wollten. Scharfe Kritik wurde von der Bischofskonferenz jedoch an jenen geübt, die die staatlichen Maßnahmen mit der NS-Diktatur gleichsetzten. 

"Es stößt auch auf unser absolutes Unverständnis, wenn Menschen, die in der medizinischen Versorgung und Pflege um das Leben von Menschen kämpfen, verhöhnt werden. Ebenso entschieden ist die pauschale Verunglimpfung aller, die sich nicht impfen lassen wollen, abzulehnen", heißt es weiter im Brief. Generell sprachen sich die Bischöfe darin für die Impfung aus. 

100 Flüchtlingsfamilien sollen aufgenommen werden

Neben impfen beeinflusst das Thema Asyl und Migration derzeit den öffentlichen Diskurs. Wie die "Heute" berichtete, beteiligte sich die Bischofskonferenz am Appell des Papstes 100 Familien in Österreich aufzunehmen. In der Steiermark ergab eine Erhebung der Diözese, dass rund 40 Prozent der 388 Pfarren bereit wären und Platz hätten, Familien aufzunehmen.

Damit könnten allein in der Steiermark 40 Familien aufgenommen werden. Doch auch das Thema "Migration" polarisiert in der Gesellschaft. Ein Predigtverbot wird anders als beim Impfen jedoch hier nicht veranschlagt. "Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sind starke Fundament des christlichen Glauben", so Stanzer. Dass automatisch alle Gläubigen für die Aufnahme von Flüchtlingen sind, heißt das jedoch freilich nicht. Die Frage nach der richtigen Antwort in den Diskussionen bleibt also ein Kreuz, das die Kirche sowie die Gesellschaft zu tragen hat. 

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