Wirtschaft

Wirtschaftsexperte gibt im ORF düstere Prognose bekannt

Alle Befürchtungen wurden wahr, die österreichische Wirtschaft soll schrumpfen. WIFO-Chef Gabriel Felbermayr gab im ORF düstere Aussichten bekannt.

Rene Findenig
WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

"Das zweite Quartal 2023 war viel schlechter, als wir das gesehen haben", gestand der WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moederator Armin Wolf. Seit Freitag steht fest, dass die Prognosen Österreich bereits in einer gefürchteten Rezession, also einer schrumpfenden Wirtschaft, sehen. Die Zinseffekte seien "stärker eingeschlagen", das Rezessionsklima habe sich eingetrübt, "ein klassischer Prognosefehler", so der Experte. Und: Der Pessimismus sei größer geworden, das trübe den Ausblick auf das ganze Jahr 2023.

Könne das 2024 auch passieren, dass sich die positiven Aussichten umkehren könnten? "Ja, natürlich", es gebe ein "Prognoserisiko, dass wir uns irren", so Felbermayr. Man habe einen der größten Zinsanstiege der Geschichte gehabt, in den USA gebe es die Frage nach einem "hard landing" oder "soft landing" und in China drohe eine Immobilienblase zu platzen. Die Hohe Lohnabschlüsse in Österreich, "die zu erwarten sind", würden zwar die Kaufkraft erhöhen, wenn es aber zu mehr Arbeitslosigkeit komme, sei der Effekt "zunichtegemacht". 

Zinsen werden weiter sehr hoch bleiben

Der Bausektor werde besonders betroffen sein, so der WIFO-Chef, weil er zu einem großen Teil fremdfinanziert sei. Heuer sei man 2,5 Prozent im Rückgang, nächstes Jahr fast vier, so seine Prognose. Der Hochbau krisle, der Tiefbau, wo der Staat stark engagiert sei, krisle nicht. Man brauche die Kapazitäten in der Bauwirtschaft auch nach der Rezession, deswegen plädiere er dafür, die Sanierungen von Häusern und Wohnungen mit Steueranreizen anzuschieben. Auch gemeinnütziger Wohnbau solle "angeschoben werden", denn wenn zu wenig Wohnungen am Markt seien, treibe auch das wieder die Inflation.

2024 soll es dann einen wirtschaftlichen Aufschwung geben.
2024 soll es dann einen wirtschaftlichen Aufschwung geben.
APA-Grafik / picturedesk.com

Wie schaffe die Europäische Zentralbank (EZB) die Balance zwischen Zinsen und Inflation? "Das drückt schon sehr stark die Wirtschaftsleistung nach unten", so Felbermayer zur Situation in den Industrieländern; in Spanien, Italien und Frankreich funktioniere das dagegen besser. "Eine so schnelle Zinsanhebung" sei aber eine "Politik mit dem großen Holzhammer", die großen Schaden anrichten könne. Felbermayr gehe davon aus, dass es heuer keine weiteren Zinserhöhungen der EZB mehr gebe, aber dass die Zinsen auch 2024 so hoch bleiben und das dämpfende Effekte auf die Wirtschaft haben werde.

Kein gutes Zeichen" für die Inflation

Die real verfügbaren Einkommen seien in Österreich nicht gefallen, die Nettolöhne leicht gestiegen, so der Experte. Aber: Es sei nicht einfach nur ein psychologisches Problem, denn wenn die Inflation so hoch sei, müssten auch die Löhne stärker steigen – und das sorge auch für Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Ausland. Forderungen von 11 oder 15 Prozent bei aktuell laufenden Gehaltsverhandlungen bezeichne Felbermayr nicht als "gemäßigt", es seien die höchsten Lohnforderungen der letzten Jahrzehnte und es werde auch entsprechend hohe Lohnabschlüsse geben. 

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    Helmut Graf

    Das bedeute aber auch eine Weitergabe der Lohnkosten auf die Preise, all das sei für die künftige Inflationsentwicklung "kein gutes Zeichen". Kurioses Detail am Rande: Die von der Bundesregierung viel gescholtene, hohe Teilzeitquote in Österreich helfe in der Krise sogar, die Arbeitslosigkeit zu drücken, strukturell würde er sie aber nicht als gut bezeichnen. Dass die Arbeitslosigkeit nur sehr gering steige, liege auch am Denken der Unternehmer: "Die Leute, die dich jetzt entlasse, finde ich so leicht nicht wieder", so das Motto, man staue sich Arbeitskräfte an, weil man sie später wieder brauche.