Politik

Wirtschaftskammer-Chef sagt an, was jetzt öffnen soll

Am Montag wird darüber entschieden, ob Österreich aufgesperrt wird. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer plädiert im Interview für eine Öffnung.

Christian Nusser
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Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer ist für eine Öffnung des Handels.
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer ist für eine Öffnung des Handels.
apa/picturedesk/ "Heute"-Montage

"Heute": Wann wurden Sie das letzte Mal getestet?

Harald Mahrer: Heute. Wir haben eine eigene Teststraße in der Wirtschaftskammer. Über 95 Prozent aller Mitarbeiter, die im Büro arbeiten lassen sich jeden Tag testen

Ist von Ihrer Nase noch viel übrig?

Nach dem 50. Test gewöhnt man sich daran.

Spontan gefragt: Den wievielten Lockdown haben wir gerade?

Das hängt davon ab, ob wir von einem harten oder weichen sprechen.

Was ist das momentan?

Ein harter Lockdown. Die Geschäfte haben seit fast drei Monaten zu.

Wie würden Sie das nennen, wenn der Lockdown nach dem 8. Februar weitergeht?

Arbeitsplatzvernichtung, wenn es Richtung Ostern geht.

Aber kann man derzeit gefahrlos aufsperren?

Ja, da sind wir mit den Sozialpartnern einig. Es gibt Sicherheitskonzepte, FFP2-Masken, Testungen und es wird geimpft.

Aber die Zahlen gehen nicht runter.

Das tun sie nach einem längeren Lockdown in keinem Land. Aber sie schießen auch nicht nach oben. Wenn man sich an die Sicherheitsauflagen hält, dann halte ich das für ein geringes Risiko.

Was soll aufsperren?

Es soll eine sanfte Öffnung für Handel und persönliche Dienstleister geben, vom Modegeschäft bis zum Friseur, etwa auch die Blumengeschäfte, es kommt der Valentinstag.

Was heißt sanfte Öffnung?

FFP2-Masken, Sicherheitskonzepte und die gewohnte Beschränkung wie viele Menschen in ein Geschäft dürfen. Es muss eine schrittweise Öffnung geben.

Die Gastro soll zu bleiben?

Da hat die Regierung frühzeitig kommuniziert, dass es vor März keine Öffnung geben wird. Diese Klarheit war wichtig.

Was passiert, wenn am 8. Februar nicht aufgesperrt wird?

In Zahlen: Jede Woche Lockdown kostet 1,1 Milliarden Euro. Wenn man alle Zusatzeffekte mitrechnet sind es 1.7 Milliarden.

Sollen die Schulen aufsperren?

Das ist vielen Menschen wichtig. Wir verlieren hier enorm viel Zukunftspotential und es gibt natürlich auch Betreuungsprobleme, wenn der Handel und die Dienstleister öffnen.

Wie sehen Sie die Stimmung in der Bevölkerung?

Es gibt eine Pandemie-Müdigkeit. Mir macht auch die psychologische Seite Sorgen.

Ist die Mehrheit für Öffnung?

Wir fragen die Stimmung regelmäßig ab, die aktuellen Ergebnisse habe ich heute bekommen. 72 Prozent sind dafür, dass Handel und Dienstleister am 8. Februar aufsperren dürfen, 14 Prozent dagegen, 15 Prozent unentschieden.

Eine Impfung könnte das auch beschleunigen.

Ja, vor allem weil die Impfbereitschaft explodiert. Vor Weihnachten wollten sich nur 51 Prozent sicher oder eher impfen lassen, jetzt sind es schon 70 Prozent.

Leider fehlt der Impfstoff…

Ja, aber das wird kommen und dann ist es viel wert, dass so viele bereit sind, sich impfen zu lassen.

Es sind halt entscheidende Wochen.

Nicht die Wochen entscheiden, der Gesundheitsminister muss Entscheidungen treffen.

Die Sozialpartner haben sich auf eine Regelung für das Home-Office geeinigt. Ich muss wohl nicht fragen, ob sie damit zufrieden sind oder?

Ich finde es wurde eine sehr gute Lösung gefunden. Wichtig war die Freiwilligkeit, Home-Office soll kein Arbeitskerker sein.

Sie sind Mitglied der neuen angesagten Chat-App Clubhouse. Warum?

Es finden dort sehr interessante Zukunftsdebatten statt und es wird sehr wertschätzend miteinander umgegangen.

Sie weisen sich dort als Visionär aus. Welche Visionen haben Sie denn?

Von einem Österreich, das sich nach der Pandemie global als innovativer Standort positioniert.

Sind Sie schon geimpft?

Nein, ich werde wohl noch länger warten müssen.