Wirtschaft

Gas-Knappheit – so abhängig ist Österreich von Russland

Wie WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf erklärte, ist die Abhängigkeit von russischem Gas in Österreich weit höher als in anderen EU-Mitgliedstaaten.

Heute Redaktion
Teilen
Arbeiter auf der Baustelle der Gaspipeline Nord Stream 2 (Symbolbild)
Arbeiter auf der Baustelle der Gaspipeline Nord Stream 2 (Symbolbild)
REUTERS

WKÖ-Präsident Harald Mahrer und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf informierten am Montag bei einer Pressekonferenz über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges.

Mahrer erklärte gleich zu Beginn, dass die österreichische Wirtschaft den russischen Angriffskrieg aufs Schärfste verurteilt: "Jeder hofft, dass die Kampfhandlungen so schnell wie möglich eingestellt werden. Die Bilder sind für alle verstörend", so der WKÖ-Präsident.

650 österreichische Betriebe investieren in Russland

"Die humanitäre Katastrophe ist bereits eingetreten, die wirtschaftlichen Folgen sind derzeit in ihrer Gesamtheit für die heimische Unternehmen noch schwer absehbar". Wir müssen daher den Fokus darauf legen, die aktuellen Fragen in der Energiepolitik zu beantworten, Unterstützung für Betriebe auf den Weg zu bringen und strategische Weichenstellungen bei der Neuausrichtung des heimischen Exports vorzunehmen", führt Mahrer weiter aus.

Österreich ist im gesamten osteuropäischen Raum einer der wichtigsten Direktinvestoren, damit sind österreichischen Betriebe, wie Infrastrukturunternehmen, Versicherungen oder Banken gemeint. In Russland gibt es rund 650 österreichische Betriebe mit aktiven Investitionen von rund 4,6 Milliarden Euro. Umgekehrt hat Russland 21,4 Milliarden Euro nach Österreich investiert.

Kopf fordert Diversifizierung der Energiequellen

Klar sei, dass durch den Ukraine-Krieg die Energiepreissituation weiter angespannt sein wird: "Hier gilt es gegenzusteuern, damit in unseren Produktionen nicht das Licht ausgeht", so WKÖ-Generalsekretär Kopf. Aktuell sind die Energiepreise für 40 Prozent der Inflation verantwortlich, Erdöl- und Erdgaspreise ziehen weiter an und auch beim Strom werden für 2022 hohe Preise erwartet. Hinzu kommt, dass auch die CO2-Preise enorm anwachsen.

Besondere Priorität habe aktuell die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit: "Eine staatliche Energielenkung ist das letzte Mittel", so Kopf. Denn die Abhängigkeit von russischem Gas ist in Österreich, aber auch in Deutschland, weit höher als in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten. 80 Prozent des heimischen Gasverbrauchs kommen aus Russland.

200 Euro pro Megawattstunde

Er forderte etwa eine Diversifizierung der Energiequellen und nannte dabei Länder wie Algerien oder Libyen. "Die Leitungen über Italien wären da", so Kopf. 

Weiters sprach er über die extrem hohen Gaspreise. "Mittlerweile liegt der Preis bei über 200 Euro pro Megawattstunde", erklärt der WKÖ-Generalsekretär. Dieser wirkt sich auch auf den Strompreis aus, da Strom aus Gas hergestellt wird. Daraus resultieren essentielle Bedrohungen für Unternehmen.

Kopf für Verschiebung der CO2-Bepreisung

In diesem Zusammenhang fordert Kopf eine Verschiebung der CO2-Bepreisung. Diese sollte ja ab 1. Juli umgesetzt werden. "Die CO2-Steuer haben wir unter anderen Umständen beschlossen. Wir bekennen uns zu diesem Modell, dem CO2-Ausstoß einen Preis zu geben. Das Modell stelle ich nicht in Frage. Der Markt hat es nur derzeit selbst übernommen. Es muss möglich sein, in dieser aktuellen Situation, das zu diskutieren. Wir wissen nicht, wie sich die Preissituation entwickelt", meinte er.

Mahrer erläuterte die spezielle Energiesituation in Österreich. "Wir haben leider kein eigenes Gas, deshalb müssen wir es kaufen, dadurch entwickelt sich eine spezielle Abhängigkeit. Österreich hat sich dazu entschlossen, keinen Atomstrom zu produzieren, wir sind konsequent den Weg der erneuerbaren Energie gegangen. Dafür fehlt es in anderen Bereichen."

Regierung reiste nach Abu Dhabi

Am Samstag reisten Bundeskanzler Karl Nehammer, Energieministerin Leonore Gewessler und Vertreter der OMV spontan in die Arabischen Emirate um die Versorgung Österreichs mit Flüssiggas sicherzustellen. Angesichts der russischen Invasion in der Ukraine droht auch die Gasversorgung aus dieser Region zum Erliegen zu kommen. Es wird deswegen nun bereits der Austritt aus russischem Gas vorbereitet. Ganz ohne wird es aber auch nicht gehen – neue Quellen müssen her.

"Wir sind nicht in der Lage unsere Gasabhängigkeit zu substituieren", betont Kopf. Wie Europaministerin Karoline Edtstadler in der Sendung "Im Zentrum" erklärte, solle die Europäische Union ein Öl- und Gasembargo gegen Russland diskutieren.

Gas-Preise verdoppeln sich

Die Preise für Gas, Öl und Sprit gehen derzeit steil nach oben. Diesel kostet fast zwei Euro. Wie Walter Boltz, Energieberater und Ex-E-Control Vorstand, im "Ö1-Wirtschaftsjournal" rechnet, werden sich die Gas-Preise für Haushalte im kommenden Winter zumindest verdoppeln.

Dass Österreich zu 80 Prozent von Gaslieferungen aus Russland abhänge, führt Boltz auf die Geschäftspolitik des heimischen Öl- und Gaskonzerns OMV zurück. Die Republik Österreich sei zwar mit 31,5 Prozent an der OMV beteiligt, mitgeredet habe sie jedoch praktisch nicht, kritisiert der Experte.

Um die Betriebe in dieser herausfordernden Situation zu unterstützen, hat die WKÖ unter wko.at/ukraine einen Infopoint für Unternehmen eingerichtet, über den u.a. auch Informationen zu den Wirtschaftsbeziehungen Österreichs mit der Ukraine bzw. Russland abrufbar sind.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>08.05.2024: Wiener Lokal verlangt Geldstrafe, wenn du nicht aufisst</strong>. Ein China-Restaurant in Wien überrascht mit einer Sondergebühr. Diese gilt für Gäste, die ihr Essen übrig lassen. "Heute"  sprach mit der Besitzerin. <strong><a data-li-document-ref="120035388" href="https://www.heute.at/s/wiener-lokal-verlangt-geldstrafe-wenn-du-nicht-aufisst-120035388">Die ganze Story &gt;&gt;</a></strong>
    08.05.2024: Wiener Lokal verlangt Geldstrafe, wenn du nicht aufisst. Ein China-Restaurant in Wien überrascht mit einer Sondergebühr. Diese gilt für Gäste, die ihr Essen übrig lassen. "Heute" sprach mit der Besitzerin. Die ganze Story >>
    Leserreporter