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Wo God of War endet, startet Fimbul erst richtig

Fimbul für PS4, PC, Switch und Xbox One ist ein schlichtes Hack-n-Slay-Game, das mehr zu bieten hat, als man anfangs zu sehen bekommt.

Heute Redaktion
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Fimbulwinter. Das ist in der nordischen Mythologie eine der Katastrophen, die Ragnarök, den Untergang der Götter, einleitet. Was am Ende vom jüngsten God of War einsetzt, führt nun der Titel Fimbul auf PC, PlayStation 4, Xbox One und Nintendo Switch fort. Auch hier setzt man stark auf Mythologie, vergleichbar sind die Spiele aber nicht.

Im Werk von Wild River und Zaxis Games steht Hack-n-Slay im Comicstil im Mittelpunkt. Kveldulver, ein alternder Wikinger, stirbt zwar bei einem Überfall auf sein Dorf, doch die schicksalsbestimmenden Nornen haben da etwas dagegen. Kurzerhand kehrt er in die Welt der Lebenden zurück und darf nicht nur Rache üben, sondern muss sich auch dem gigantischen Riesen Jötun stellen und den Fimbulwinter beenden.

So sehr sich das Gameplay von Fimbul von God of War unterscheidet, so sehr ist die Story in die nordische Mythologie eingebunden. Zwar beklagt man anfangs die wenigen Handlungsfetzen, die einem das Spiel serviert, später aber kommen immer mehr Details und Charaktere zum Vorschein und damit kommt auch die Handlung in Schwung. Die Details und Figuren sind dabei spannend und liebevoll umgesetzt.

Handlung ist beeinflussbar

Besonders schön für den Spieler ist, dass er die Möglichkeit bekommt, auf die Handlung Einfluss zu nehmen. Wer dabei glaubt eine "falsche" Entscheidung getroffen zu haben, kann durch die Kraft der Nornen zum jeweiligen Zeitpunkt zurückreisen und sich für einen anderen Weg entscheiden. Etwa, wenn man einen besiegten Gegner ausgelöscht hat, anstatt ihn laufen zu lassen – und man der Meinung ist, dass die Figur eigentlich noch eine Rolle in der Zukunft spielen sollte. Überstrapaziert wird die Funktion vom Spiel zum Glück nicht.

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Abgerundet wird Fimbul durch einen Comicstil, den leider viel zu wenige Spiele zelebrieren. Zwischensequenzen erscheinen als Art Comic-Strip, von denen es leider recht wenige gibt. Insgesamt ist auch die Spieldauer mit rund fünf Stunden knapp bemessen, weitet sich aber durch die "Zurückspul"-Funktion in der Praxis etwas aus. Ein zweischneidiges Schwert ist die Spielgrafik. Sie wirkt zwar eher schlicht und wenig kontrastreich, das hat aber einen schlauen Hintergrund. Waffen, Gegenstände, Figuren, Umgebungen und sogar die eingesetzten Farben wurden von den Entwicklern durch Nachforschungen zu der nordischen Mythologie passend ausgewählt.

Nette Details machen es wett

Was der Grafik an Schärfe und Kontrast fehlt, machen schlau eingebaute Details wieder wett. Die Figuren bewegen sich flüssig und realistisch, Waffen zeigen tolle Feuer- oder Eis-Effekte, Blut spritzt auf Schnee und riesige Gegner stampfen samt Druckwelle die Umgebung kaputt. Gekrönt wird das von kurzen Zeitlupen-Aufnahmen von besonders spektakulären Attacken. Einzig etwas mehr Abwechslung bei den Gegner-Typen hätte man sich erwarten dürfen.

In der getesteten PS4-Version sorgten aber auch ein paar Bugs für Probleme, die hoffentlich noch behoben werden. Grafisch wäre da ein verspätetes Nachladen von Umgebungen oder ein unerklärlicher Einbruch der Bildfrequenz zu nennen. Beides tritt zwar nicht ständig, aber bemerkbar auf. Spielerisch wiederum tut sich die Steuerung hervor. Auf manche Befehle, besonders beim Ausweichen, scheint die Spielfigur verspätet zu reagieren, während andere Aktionen wie Attacken flüssig und schnell ausgeführt werden. Ein eigenartiger Gameplay-Unterschied.

Von leicht bis hin zu fordernd

Es kann davon ausgegangen werden, dass ein kommendes Update sowohl die kleinen grafischen als auch spielerischen Mängel behebt. Das wäre wünschenswert, denn Fimbul hat so viele tolle Ansätze zu bieten. Grafisch ist es auf einer einzigartig-anspruchsvollen und durchdachten Seite, die Handlung ist ebenfalls bewundernswert und liebevoll gemacht. Das Kampfsystem geht trotz einfacher Handhabung in die Tiefe: Zwar greift man nur mit wenigen Tasten an, Taktik ist aber durch die Wahl der Waffen und Fähigkeiten möglich.

Schnell zeigen sich etwa Vor- und Nachteile von Schwertern und Äxten gegen gepanzerte oder nicht gerüstete Gegner. Und später wird auch der Zeitpunkt immer wichtiger, in dem man etwa einen Heilzauber nutzt. Fähigkeiten schaltet man übrigens im Verlauf der Handlung immer mehr frei – und sie werden auch bitter nötig, denn aus dem anfänglich leichten wird bis zum Ende ein durchaus forderndes Spiel.

Mehr als einen Blick wert

Fimbul zeigt wirklich tolle Ansätze bei Grafik, Gameplay und Handlung. Schade, dass vor allem die Grafik-Bugs einem das Erlebte zwar nicht zunichte machen, aber dennoch stören. Etwas seicht fällt auch der Soundtrack aus, der selbst in heftigsten Gefechten eher für Beruhigung als Adrenalin sorgt. Schade ist, dass nach dem Ende nichts zu tun bleibt. Weitere frei erkundbare Regionen und Plätze hätten dem Spiel einen großen Mehrwert gegeben.

So groß die Kritik, so groß aber auch das Lob: Wer an nordischer Mythologie interessiert ist, wird Fimbul lieben. Bei der Handlung und den Entscheidungen haben sich die Entwickler so richtig ins Zeug gelegt und lassen wenige Wünsche offen. Grafisch bekommt man einen Titel, der frisch ist und den man nicht alle Tage sieht. Die Details sind toll herausgearbeitet, der Kampf bietet trotz Hack-n-Slay auch taktische Möglichkeiten und man sollte nicht davor zurückschrecken, Fimbul eine Chance zu geben. Es ist mehr als nur einen Blick wert.