Zum Wochenende hätte ich Lust auf mein altes Leben

Die Bilder von vielen in der Sonne flanierenden Menschen haben zwei gegensätzliche Effekte: Verständnis für die bockige Lebenslust, die sich gerade jetzt nicht unterdrücken lassen will, und für das Bedürfnis nach frischer Luft. Aber auch: großes Unverständnis, wie man die rigorosen Maßnahmen gegen Corona nur so kopflos umgehen kann.

Dieses Dilemma der Extreme spielt sich nicht nur in einem selbst ab. In sozialen Medien werden Kritiker des Gemeinschaftsspaziergangs mit (zu geringem?) Abstand schnell zum "Blockwart" abgestempelt. Den Befürwortern mangle es hingegen an Disziplin und Hirn. Die Parks schließen jedenfalls bald (oder auch nicht), das haben wir davon.

In dieser Grundstimmung rüsten wir uns fürs Wochenende. Das Wetter spielt uns in die Hände, ab Samstag wird es kalt und trüb. Damit sich unsere Stimmung nicht anpasst, sammeln wir daheim Ideen: Endlich ausmisten, denke ich, man sieht den Effekt gleich, wie beim Putzen. Doch in unsicheren Zeiten ist selbst das Weggeben von Baby-Spielzeug für meinen Sechsjährigen ein Verlust von Sicherheit. Auch gemeinsam im Supermarkt einzukaufen spielt es nicht, das ist kein Familienausflug. Er will eh lieber "Radfahren und miteinander spielen. Alles, worauf man Lust hat und was man darf, wenn gerade dieser Corona umgeht". Ich hätte Lust auf mein altes Leben und ein bisschen Leichtigkeit. Letztere werden wir mit aller Kraft suchen.