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Wort des Jahres: Kurz ist der "Schweigekanzler 2.0"

Das Wort des Jahres 2018 steht fest. Und es ist ein wiederkehrendes: Auch während der ersten ÖVP/FPÖ-Koalition war es "en vogue".

Heute Redaktion
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Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Bild: picturedesk.com

Das österreichische Wort des Jahres 2018 ist gekürt. Es bezeichnet Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und lautet: "Schweigekanzler".

Wem das bekannt vorkommt: zu recht. Denn auch schon 2005 war das Wort "Schweigekanzler" zum Wort des Jahres gewählt worden. Die Jury bezeichnet es deshalb als "terminologischen Wiedergänger".

Der Kanzler, für den das Wort erfunden wurde, war Wolfgang Schüssel. Auch er führte die ÖVP in eine Koalition mit der FPÖ. Die Bezeichnung "Schweigekanzler" verdiente Schüssel sich damals mit wochenlanger Funkstille in der Öffentlichkeit.

Wort des Jahres
Jedes Jahr ermittelt die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD) in Zusammenarbeit mit der APA das Wort des Jahres.

Im Jahr 2018 nahmen 11.726 Personen an der Wahl teil. Die Fachjury besteht aus elf Personen, darunter Sprachwissenschafter und Experten der verschiedenen Grazer Universitäten. Sie wird von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Uni Graz geleitet.

Auch Kurz verdiene diese Bezeichnung, begründete die Jury. Denn wiederholt habe er jedwede Reaktion auf für ihn unangenehme Themen vermieden. Auch zu Handlungen und Äußerungen der FPÖ, bei denen die Öffentlichkeit eine klärende Aussage des Bundeskanzlers erwarten durfte, habe er nichts gesagt, so die Jury.

"Schweigekanzler" landete mit Abstand auf Platz 1 des Votings, dahinter auf Rang 2 "Nichtrauchervolksbegehren" und auf Rang 3 "#MeToo".

Besonders originell und deshalb extra erwähnenswert fand die Jury auch Platz vier und fünf des Rankings: "Ponyzei" und "Gaulreiter" beziehen sich beide natürlich auf das Vorhaben von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), eine berittene Polizei anzuschaffen.

Das Unwort des Jahres wurde gewählt, weil es so sperrig ist und dadurch von einem eigentlich gut gemeinten Vorhaben ablenkt, so die Jury: "Datenschutzgrundverordnung".

Platz Zwei des Unwort-Rankings belegt ein Sager von Innenminister Kickl. Die Formulierung "konzentrierte Unterbringung", mit der er Asylwerber "konzentriert an einem Ort halten" wollte und Asylverfahren zu verkürzen. Für die Jury hat Kickl den Anklang an die "Konzentrationslager" der Nazis in Kauf genommen.

Rang Drei der Unwörter des Jahres geht an die "Arbeitszeitflexibilisierung", so heißt der 12-Stunden-Tag offiziell. Dieser Ausdruck würde das Vorhaben verhüllen - außerdem entstünde durch die Maßnahme ein Ungleichgewicht zugunsten der Arbeitgeber, so die Jury.

Der mittlerweile aus der Politik ausgeschiedene Ex-NEOS-Chef Matthias Strolz sorgte heuer für den Spruch des Jahres. Im Rahmen einer Parlamentsdiskussion zum Nichtraucherschutz richtete er die ungläubige Frage an Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ): "Frau Minister, was ist mit Ihnen?!"

Auch das Gegenteil, der Unspruch des Jahres hat mit der Gesundheits- und Sozialministerin zu tun: "Man kann sicher von 150 Euro im Monat leben", sagte Hartinger-Klein in einem TV-Interview.

Ganz genau lief die Konversation so ab: Der Interviewer bemerkte im Zusammenhang mit der Kürzung der Mindestsicherung: "... wenn man von 150 Euro leben kann." Hartinger-Klein kommentierte das mit: "Wenn man die Wohnung auch noch bekommt, dann sicher."

Beim Jugendwort des Jahres hat es "Oida" an die Spitze geschafft. Das gar nicht so neue Wort habe in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen, so die Jury. Platz Zwei bei den Jugendwörter geht an "nice".

"Oida" könne alles und nichts heißen. Vom erstaunten Ausruf mit verschiedenen Bedeutungen bis hin zu einer wenig verhüllten Drohung ist alles möglich. Auch musste heuer ein junger Mann 100 Euro Strafe zahlen, weil er "Oida" zu einem Polizisten sagte. Auch diese unverständliche Strafe habe zur Kür beigetragen.

Wir haben damals 10 ganz legale Arten, "Oida" zu sagen, zusammengetragen:

(red)