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Wr. Neustädter SPÖ erntet Shitstorm für Gülle-Kritik...

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Ein verbaler Angriff auf einen Lichtenwörther Landwirt brachte der Wr. Neustädter SPÖ am Mittwoch heftige Kritik ein – auch aus den eigenen Reihen.

Weil es im Osten von Wr. Neustadt heute "bestialisch" nach Hühnergülle roch, schossen die Roten auf Facebook wie berichtet gegen den verantwortlichen Lichtenwörther Landwirt, der ohne Rücksicht auf die Wetterlage seine Felder gedüngt hatte. Die Folge war eine Welle der Empörung – auch aus den eigenen Reihen.

Die österreichische Jungbauernschaft etwa kommentierte: "Das Posting ist leider wieder einmal ein Beispiel dafür, wie wenig Verständnis und Wissen für bzw. über Landwirtschaft heutzutage bei vielen Menschen vorhanden ist. Ohne Landwirtschaft und ohne unsere Bäuerinnen und Bauern würde es kein Grillhendl beim Sommerfest, keine Milch für den Frühstückskaffee oder kein Schnitzel am Sonntag geben."

Kritik von Parteikollegen

Aber auch in der SPÖ zeigte man sich entsetzt – so verfassten etwa zwei junge Parteikollegen, die sogar selbst zum Feld fuhren, um sich ein Bild vom "bestialischen Gestank" zu machen, einen Offenen Brief. Ein Foto vom Besuch beim Feld stellten sie dann mit dem Brief online. "Mit diesem Foto wollen wir zeigen, dass wir keineswegs mit dem Posting der SPÖ Wiener Neustadt konform gehen und uns trotz Parteimitgliedschaft klar und deutlich von diesem Nonsens distanzieren! Und damit sind wir mit Sicherheit nicht die einzigen 'Roten'!", schreibt Patrick Pfeifer darin.

Und weiter: "Unsere Bauern leisten einen Mörderjob, das Wort 'Urlaub' ist für die meisten ein Fremdwort und für ihre tagtägliche Leistung werden sie mit einem Hungerlohn abgespeist. DAS sind die Probleme um die ihr euch eigentlich kümmern solltet, faire Bezahlung für unsere Landwirte, anstatt noch mehr auf sie hinzustacheln!"

Parteichefin wehrt sich

SPÖ Wr. Neustadt-Parteichefin Margarete Sitz nahm daraufhin zum Offenen Brief Stellung, schaffte es aber nur bedingt, die Situation zu beruhigen. "Es geht nicht ums Schlechtmachen von Bauern und ihrer Arbeit. Im Gegenteil, ihre Arbeit wird hoch geschätzt. Es geht aber um Rücksichtnahme und ein Miteinander. Ich hätte mir gewünscht, dass sich auch jemand für die betroffenen BürgerInnen im Umkreis der Gülledüngung einsetzt. Für die junge Mutter, die sich Sorgen um ihr Baby bezüglich Giftigkeit und Feinstaub durch den Gestank gemacht hat, oder die alte Frau, der auf der Straße übel geworden ist. Hat es sein müssen, dass gerade heute bei extremem Wind und Trockenheit Hühnergülle ausgebracht werden muss? Oder hätte ein vorausschauender Landwirt an einem anderen Tag gedüngt? Jede Medaille hat zwei Seiten, bitte auch über den Tellerrand schauen", schreibt sie.

Besonders skurril: Nur wenige Stunden nach der umstrittenen Gülle-Attacke teilte die Wr. Neustädter SPÖ auf ihrer Facebookseite einen Beitrag von SP NÖ Klubobmann Reinhard Hundsmüller, in dem sich dieser für den Einsatz von Biodünger in der Landwirtschaft stark macht.

(M. Nowak)