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Wrackfund widerlegt Bermuda-Dreieck-Mythos

Um das Verschwinden der SS Cotopaxi ranken sich viele Legenden. Nun wurde das Wrack identifiziert und ein Forscher liefert Antworten.

Heute Redaktion
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Die SS Cotopaxi, ein großes US-Handelsschiff, stach am 29. November 1925 in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina in See. Das Ziel: Havanna, Kuba. Doch dort sollte der Dampfer nie ankommen. Es verschwand auf offenem Meer spurlos und mit ihm die ganze Besatzung von 32 Mann.

Dieses Verschwinden heizte die Fantasie vieler Menschen an. So soll das Schiff Opfer des berüchtigten Bermuda-Dreiecks geworden sein. Hollywood-Regisseur Steven Spielberg baute die SS Cotopaxi gar in seinen Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" von 1977 ein. Dort taucht der Dampfer auf rätselhafte Art rund 50 Jahre nach seinem Verschwinden in der Wüste Gobi in Zentralasien auf.

"Völliger Quatsch"

Dumm nur, dass die SS Cotopaxi gar nicht im Bermuda-Dreieck gesunken ist. Das Bermuda-Dreieck umfasst ein Gebiet von der Südspitze Floridas nach Norden bis Bermuda und nach Süden bis Puerto Rico (siehe Bildstrecke). Das nun als SS Cotopaxi identifizierte Wrack liegt aber rund 55 Kilometer vor St. Augustine im Norden Floridas.

Identifiziert hat es der Meeresbiologe Michael Barnette. Er sagte zu Livescience.com: "Das ist das Problem mit diesem Bermuda-Dreieck. Wenn man es auf der Karte betrachtet wird klar, dass die meisten Vorfälle, die damit in Verbindung gebracht werden, gar nicht in diesem Gebiet passiert sind. Es ist völliger Quatsch."

Der Mythos des Bermuda-Dreiecks entstand in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts, also Jahrzehnte nach dem Untergang der SS Cotopaxi. 1964 nannte der Journalist Vincent Gaddis die Gegend erstmals "Bermuda-Dreieck". 1974 erschien dann der Bestseller von Charles Berlitz "Das Bermuda-Dreieck – Fenster zum Kosmos?". Darin erklärte der Autor unter anderem, dass in der Region Außerirdische ihr Unwesen trieben und für zahllose Flugzeug- und Schiffskatastrophen verantwortlich seien. Oder dass das Bermuda-Dreieck beim Untergang der sagenumwobenen Stadt von Atlantis entstanden sei.

Defekte Lukenabdeckungen

Doch was war wirklich mit der SS Cotopaxi passiert? Laut Barnette und dem britischen Historiker Guy Walters gab ein Schiffszimmermann nach dem Unglück zu Protokoll, dass die Lukendeckel des Dampfers defekt waren und deshalb während eines Sturms Wasser in die mit Kohle gefüllten Laderäume eingedrungen sein könnte, was zusammen mit dem hohen Seegang zum Untergang geführt habe.

Das Wrack, das nun als SS Cotopaxi identifiziert wurde, war schon vor rund 35 Jahren entdeckt worden. Da es aber keine offensichtlichen Hinweise auf die Identität des Schiffes wie Schiffsglocken oder Schriftzeichen am Bug gab, wurde es einfach Bear Wreck genannt. Über die Jahre wurde es zu einem beliebten Tauchziel.

Zu den Hinweisen, die Barnette zusammentrug, gehört auch ein Notruf der SS Cotopaxi, der am 1. Dezember 1925 in Jacksonville, Florida, aufgezeichnet wurde. Jacksonville ist nicht weit von der heutigen Position des Wracks entfernt. Auch Größe und Form des Wracks sowie gefundene Gegenstände deuten darauf hin, dass das Bear Wreck tatsächlich die SS Cotopaxi ist – und diese nicht im Bermuda-Dreieck gesunken ist.

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