Sorge und Unmut an den Wiener Pflichtschulen nehmen weiter zu. Denn die Themen Einwanderung und Integration stellen viele Standorte mittlerweile vor schier unlösbare Probleme. Die konzeptlose Aufstellung von Containerklassen hat in den letzten Wochen bereits bei einigen Schulleitungen, Lehrern und Eltern für Empörung und Frustration gesorgt. Thomas Krebs, Vorsitzender des Zentralausschusses der Wiener Landeslehrer, sieht die Sorgen der Schulpartner und der Bevölkerung als berechtigt: "Die jetzige Situation ist womöglich nur eine Station auf der Strecke des Bildungszugs gegen die Wand".
Sowohl Pädagogen als auch Eltern befürchten aufgrund einer "gewissen Wurschtigkeit der Behörden" und der konzeptlosen Vorgangsweise von Bürgermeister Michael Ludwig und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr einen Verfall der Unterrichtsqualität. Und das nicht nur wegen der Containerklassen und den damit verbauten Sportplätzen. Vor allem die Integration der Flüchtlingskinder, die auf mehrere Klassen aufgeteilt werden sollen, würden derzeit ein unlösbares Problem darstellen, so Krebs. Aktuell kommen monatlich ca. 350 neue Schüler zu den bereits bestehenden Klassen dazu.
Die Wiener Bildungspolitik und die Bildungspolitik des Bundes habe bereits vor Jahren gravierende Fehler begangen, so Krebs. Zahlreiche Versäumnisse würden sich nun dramatisch auf die Entwicklung der Wiener Schulen auswirken. "Es wurde schon in der Vergangenheit kaum darauf geachtet, mit welchem sozialen Hintergrund, mit welchen schulischen Kenntnissen oder mit welchen sprachlichen Voraussetzungen Kinder und Jugendliche Wiener Pflichtschulklassen zugewiesen wurden". In manchen Fällen würde man nicht einmal zuverlässig das Lebensalter der Schüler kennen.
Die Problemlage hinsichtlich Gewalt und Extremismus an Schulen würde sich rasant verschärfen, so Krebs, von der Politik aber immer beschönigt und verharmlost werden. Immer mehr Schulstandorte berichten von problematischen Entwicklungen. Das entsprechende pädagogische oder auch sozialpädagogische Personal würde aber überall fehlen. Das würde sich in Zukunft auch so schnell nicht ändern, da immer noch akuter Lehrermangel herrsche, kritisiert Krebs. "Es müssen bereits Studierende oder Quereinsteiger für Situationen herangezogen werden, für die sie absolut nicht ausgebildet sind".
Krebs appelliert an die politischen Verantwortlichen: "Unternehmen Sie etwas, Herr Ludwig, tun Sie was, Herr Wiederkehr, schauen Sie nicht weiter zu, Herr Polaschek, setzen Sie sich endlich für uns ein, Herr Himmer! Denn wir Wiener Lehrer wollen unterrichten – ohne, dass unsere Gesundheit tagtäglich gefährdet wird, ohne extremistische und radikalisierte Schüler, ohne, dass nicht passende Schüler in unseren Klassen sitzen". Weiters bittet er um adäquate Unterstützung durch Jobtickets für alle Wiener Lehrer, eigene Parkpickerl, ausreichend medizinisch-pflegerisches und sozial-emotionales sowie sicherheitstechnisches Supportpersonal.